Magazin Einsichten und Perspektiven (Ausgabe 4/13) - page 229

Abgrenzung: die SED und Gorbatschows Geschichtspolitik
Einsichten und Perspektiven 4 | 13
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108 Ebd., S. 179.
109 Ebd., S. 181.
110 Ebd., S. 192.
111 Ebd., S. 191.
112 Karl Wilhelm Fricke: Symptome eines Verfalls. Impressionen vom außerordentlichen Parteitag der SED, Deutschland Archiv Heft 1/1990,
S. 9, zitiert nach Karl Wilhelm Fricke: Der Wahrheit verpflichtet. Texte aus fünf Jahrzehnten zur Geschichte der DDR, hg. v. der Stiftung
Aufarbeitung der SED-Diktatur, Berlin 2000, S. 542.
Gesellschaft für die Lebensqualität der Bevölkerung fehlte,
Reglementierung und bürokratischer Zentralismus von
Kultur, Wissenschaft und Bildung, die kritische Geister au-
ßer Landes trieb, politische Entmündigung der Bürger un-
serer Republik und Kriminalisierung Andersdenkender,
Verwandlung der Medienlandschaft in eine trostlose Infor-
mationswüste und eine widerliche Hofberichterstattung,
Ausgrenzung der Parteibasis aus allen innerparteilichen
Willensbildungs- und Entscheidungsprozessen.“
108
Die
Wurzel suchte der Redner in der Stalinzeit und erinnerte
den Parteitag daran, „daß die Verbrechen des Stalin-Zeit
noch nicht aufgeklärt, viele Opfer des Stalinismus noch
nicht rehabilitiert sind“.
109
Es war die Bestandsaufnahme
der Kultur des Stalinismus, die Schumann vornahm und die
von Honecker fortgeführt wurde und die nun zur Krise der
SED und ihres Staates geführt hatte. Ein Neuanfang als so-
zialistische Strömungspartei, in der auch die Tradition der
Sozialdemokratie zu Hause sein sollte, benötigte den Bruch
mit dem Stalinismus in Struktur und Mentalität der Partei.
Schumann betrachtete seine Ausführungen als Beitrag zur
„Abkehr vom Stalinismus und als Unterstützung für den
weiteren Prozess seiner konsequenten Überwindung“
110
in
der SED/PDS. In seinen Ausführungen forderte er als Kon-
sequenz: „Die Rehabilitierung aller, die Opfer stalinisti-
scher Verfolgung geworden sind, sei es in der UdSSR oder
in unserem Land. Dazu sind Kontakte zu den entsprechen-
den sowjetischen Stellen herzustellen.“
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Der Parteitag
setzte ein sichtbares Zeichen. Während des zweiten Teils
des Parteitages wurde Walter Janka „ehrenhalber in das
Kongreß-Präsidium gewählt. Er saß dort, wie der Zufall
so spielt, neben Markus Wolf, der dem Regime bis 1987 als
Vizeminister für Staatssicherheit und Spionagechef so ehr-
lich gedient hatte, wie er heute Nein sagt zum Stalinismus.
[…] Janka undWolf Schulter an Schulter – auch das war von
politischer Symptomatik für den Parteitag der SED-
PDS.“
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