Magazin Einsichten und Perspektiven (Ausgabe 4/13) - page 227

Abgrenzung: die SED und Gorbatschows Geschichtspolitik
Einsichten und Perspektiven 4 | 13
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96 „Unpersonen“ Wer waren sie wirklich? Bucharin – Rykow – Trotzki – Sinowjew - Kamenew, Berlin 1990, Institut für die Geschichte der
Arbeiterbewegung (Hg.): Die Komintern und Stalin, Josef Gabert/Lutz Prieß: SED und Stalinismus. Dokumente aus dem Jahr 1956,
alle Berlin 1990.
97 Es handelt sich um das umgewandelte „Institut für Marxismus-Leninismus beim ZK der SED“.
98 Institut für Geschichte der Arbeiterbewegung: In den Fängen des NKWD, Berlin 1991, S. 5.
99 Karl Wilhelm Fricke: Opposition und Widerstand in der DDR, Köln 1984, S. 123.
Markus Wolf (l.) im Gespräch mit Walter Janka auf dem außerordentlichen Parteitag der SED nach der Wende in der Dynamo Halle,
Berlin
Foto: ullstein bild - Langrock
andersetzung der SED mit Chruschtschows Geheimrede
1956.
96
Das „Institut für Geschichte der Arbeiterbewe-
gung“
97
veröffentlichte eine Namensliste von Opfern mit
biografischen Angaben. Einleitend heißt es in dem Band:
„Das tragische Schicksal der Betroffenen und ihrer Familien
war in der DDR bis in die jüngste Vergangenheit Tabuthe-
ma der Politik und Geschichtsschreibung.“
98
Walter Janka veröffentlichte im Oktober 1989 im
Rowohlt Verlag sein 15 Jahre zuvor verfasstes Gedächtnis-
protokoll über seine Verhaftung und den anschließenden
Prozess 1957. Vor dem Prozess gegen Janka, Heinz Zöger,
Gustav Just und Richard Wolf wurden die Philosophen
Wolfgang Harich, Manfred Hertwig und Bernhard Stein-
berger abgeurteilt. 1984 urteilte Karl Wilhelm Fricke über
die Bedeutung dieser beiden Prozesse: Mit ihnen wurde
„der bis heute konsequenteste Versuch einer revisionisti-
schen Opposition im realen DDR-Sozialismus zerschla-
gen“.
99
Jankas Gedächtnisprotokoll kam zur rechten Zeit.
Die Schilderung seiner Konfrontation in der Vernehmung
mit dem „Bekannten“ aus dem spanischen Bürgerkrieg, lie-
ferte ein Beispiel für ein mutiges Auftreten in der Haft. Die
Überwindung der Angst vor der Staatssicherheit war eine
der Grundvoraussetzungen für das Vorgehen der Bürger-
rechtsbewegung:
„Welche Ansichten haben sie in den letzten Monaten ver-
treten?“
„Es ist nicht mein Wunsch, mit Ihnen über meine
Absichten zu sprechen.“
„Aber Sie haben Ansichten und haben sie vertre-
ten?“
„Ich habe Ansichten. Und es hat mir nie am Mut
gefehlt, sie zu vertreten.“
„Warum sind Sie dann zu feige, Ihre Ansichten hier
zu vertreten?“
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