STMUK_Handreichung_Organspende_2021_Web_BF

52 Leider kommt es bei vielen Transplantaten im Lauf der Jahre zu einer kontinuierlichen Einschränkung der Funktion. Dies ist im Vergleich besonders häufig bei Lungentransplantationen zu beobachten. Die Ursachen dieses auch als chronische Abstoßung bezeichneten Vorgangs sind wahrscheinlich die auch unter konti nuierlicher Immunsuppression nicht völlig zu verhindernden Reaktionen des Immunsystems, vor allem die permanente Wirkung der spezifischen Antikörper gegen das Transplantat. ­ 8.2 Immunsuppression Wie bereits beschrieben, hängt der langfristige Erfolg der Transplantation vor allem von einer gut eingestell ten Immunsuppressionstherapie ab. Die Patienten müssen lebenslang täglich diese Medikamente einnehmen. Während in den ersten Jahren der Transplantationsmedizin die damals verwendeten Medikamente sehr unspezifisch waren, wurde zwischenzeitlich eine Vielzahl von Substanzen entwickelt, die unterschiedliche Angriffspunkte im Immunsystem des Empfängers haben und so in Kombination zu einer ausreichenden, spezifischeren Unterdrückung des Immunsystems führen. Dabei ist es möglich, diese Medikation individuell anzupassen – junge Menschen brauchen in der Regel eine stärkere Immunsuppression als ältere, deren Immunsystem nicht mehr so aktiv ist. - Durch die Unterdrückung der körpereigenen Abwehrfunktionen besteht allerdings eine erhöhte Infektions gefahr für transplantierte Patienten. Sie müssen dementsprechend im täglichen Leben darauf achten, dass sie sich nicht unnötig Infektionsgefahren aussetzen (z. B. Vermeidung von großen Menschenmengen in Zeiten von Grippeepidemien). Eine weitere Folge der Schwächung der körpereigenen Abwehrmechanismen ist das erhöhte Risiko einer Tumorerkrankung. Transplantierte sind im besonderen Maße gefährdet, an Haut krebs zu erkranken oder Lymphome zu entwickeln. Eine entsprechende Krebsvorsorge muss deshalb regel mäßig durchgeführt werden. - - - 8.3 Lebenslange Nachsorge Damit das transplantierte Organ in seiner Funktion erhalten bleibt, ist eine lebenslange ambulante Nachsorge des Transplantatempfängers unumgänglich. Dabei wird neben dem Zustand des Transplantats und der oben erwähnten Krebsvorsorge auch überprüft, ob die eingenommen Medikamente richtig dosiert sind und ob durch Nebenwirkungen der Medikation andere Organe in ihrer Funktion eingeschränkt sind (Leber- und Nierenfunktion, Erhöhung des Blutdrucks, erhöhte Cholesterinwerte). Diese ambulanten Kontrollen sind im ersten Jahr nach Transplantation sehr engmaschig, werden aber mit der Zeit seltener und erfolgen im Lang zeitverlauf in der Regel einmal pro Jahr. Schwangerschaften nach Organtransplantation sind grundsätzlich möglich, sollten aber wegen der möglichen Nebenwirkungen der einzunehmenden Medikamente engmaschig betreut werden. - Grundsätzlich sollten Transplantierte wieder ganz normal in das Alltagsleben integriert werden und – sofern sie noch nicht im Rentenalter sind – einer regelmäßigen Beschäftigung nachgehen. Bei Reisen sollte darauf geachtet werden, dass Gebiete mit erhöhtem Infektionsrisiko vermieden werden und vor Ort eine medi zinische Versorgung auf einem adäquaten Niveau möglich ist. Im Zweifel sollten immer die Experten des betreuenden Transplantationszentrums befragt werden. ­

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