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47 Gliedmaßen und Gesicht Die Transplantation von Knochen, Gelenken, Händen oder des Gesichts (Composite Tissue Allotransplantation; CTA) befindet sich als jüngstes Gebiet der Transplantationsmedizin noch im Stadium der klinischen Entwick lung. Aufgrund der ersten klinischen Erfolge und des hohen Potentials zur Wiederherstellung der Extremitä ten und des Gesichts sollen diese neuartigen Transplantationen hier erwähnt werden. - - Erste Erfolge Aufsehen erregten die ersten erfolgreichen Transplantationen eines Kniegelenks 1996 in Murnau und einer Hand 1998 in Lyon. Durch diese Transplantationen war es erstmals gelungen, Gliedmaßen, die durch Unfälle verloren worden waren, zu ersetzen. Die zuvor stark eingeschränkten Patienten konnten nach dem Eingriff ihre Extremitäten wieder voll einsetzen. Das Feld der CTA erweiterte sich 2003 durch die erste Bauchwandtransplantation in den USA und 2006 durch die erste Gesichtstransplantation in Frankreich. 2008 wurde die weltweit erste beidseitige Oberarm transplantation in Deutschland durchgeführt. - Aktueller Stand Seit 1998 wurden bei insgesamt 47 Patienten Handtransplantationen durchgeführt, sowohl einseitige als auch beidseitige. Zwischen 2006 und 2015 wurden 27 Gesichtstransplantationen weltweit durchgeführt. Alle Patienten müssen danach lebenslang immunsuppressive Medikamente einnehmen, um eine Abstoßung der Transplantate zu vermeiden. Noch zu klärende Fragen Die Transplantation von Gliedmaßen kann noch lange nicht zur Routine gezählt werden, wenngleich die Transplantationen operativ-technisch keine Probleme aufwerfen. Fragen, die noch der Klärung und Forschung bedürfen, betreffen vor allem die Immunsuppression aber auch die Wiederherstellung der Funktionalität. Aufgrund der erforderlichen lebenslangen lmmunsuppression, die den gesamten Organismus belastet, wird die Indikation für Gliedmaßen- und Gelenktransplantationen sehr restriktiv gestellt. So kann die Transplanta tion einer Hand als Ersatz für eine durch Unfall verlorengegangene Hand nur dann in Frage kommen, wenn der Patient mit einer myoelektrischen Prothese nicht zurechtkommt. - Auch wenn viele dieser Transplantationstechniken noch in der Entwicklung stecken, sind sie für die poten tiellen Empfänger ein großer Segen. Gerade beidseits Handamputierte sind fast vollständig auf Hilfe ange wiesen. Die Patienten können durch eine Transplantation ihre Selbständigkeit wieder erlangen. ­ -

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