STMUK_Handreichung_Organspende_2021_Web_BF

45 zusätzlich verletzt. Dies erklärt, warum häufig von einem Spender nicht die Lungen, jedoch andere Organe, z.B. Herz, Leber, Nieren transplantiert werden können. Dies hat zur Folge, dass Patienten, die eine Lungen transplantation benötigen, oft sehr lange auf ein geeignetes Spenderorgan warten müssen. - Auch für eine Lungentransplantation ist die Übereinstimmung der Blutgruppe zwischen Spender und Emp fänger Voraussetzung, darüber hinaus sollte kein allzu großer Unterschied in der Körpergröße gegeben sein (so können sich bspw. Lungen eines großen Spenders dann im Brustkorb eines kleineren Empfängers nicht richtig entfalten). - Organentnahme Erst wenn die Lungen des Spenders als transplantabel eingestuft sind – dies geschieht durch Spiegelung der Luftwege mit einer flexiblen Optik (Bronchoskopie), der direkten Begutachtung der Lunge und der Über prüfung des Röntgenbildes des Brustkorbs und der Laborbefunde – erst dann wird das „okay“ zur Entnahme gegeben. Die zu explantierende Lunge wird dann mit einer speziellen Flüssigkeit gespült und mit eiskalter Kochsalzlösung gekühlt. Nach Entnahme der Lunge wird diese dann in einem Plastikbeutel – ebenfalls mit eiskalter Lösung gefüllt – verpackt und in einer Eisbox zum Empfänger transportiert. Zwischen Entnahme und Wiederdurchblutung im Empfänger sollten nicht mehr als acht Stunden vergehen. - Technik der Transplantation Der Austausch eines Lungenflügels ist möglich, wenn während des Zeitraums, in dem die erkrankte Lunge präpariert und nicht beatmet und durchblutet wird, die zweite Lunge den Körper ausreichend mit Sauerstoff versorgt. Andernfalls muss die Herz-Lungen-Maschine zum Einsatz kommen. Sobald die Spenderlunge angekommen ist, wird die erkrankte Lunge des Patienten entfernt. Die neue Lunge wird dann entsprechend eingenäht. Mit Freigabe des Blutstroms über die Lungenschlagader und der Belüf tung der transplantierten Lunge nimmt diese sofort ihre Tätigkeit auf. - Schon während der Operation erhält der Patient lmmunsuppressiva, so dass die neue Lunge nicht abgestoßen wird. Die Medikamente, die die körpereigene Abwehr unterdrücken, müssen nun lebenslang eingenommen werden. 6.6 Dünndarm In dem 3 bis 5 Meter langen Dünndarm findet die eigentliche Aufnahme der Nahrung statt. Hier werden Kohlenhydrate (z.B. in Form von Traubenzucker oder Disacchariden) und Eiweiße (in Form von Aminosäuren oder Dipeptiden) sowie Elektrolyte, Spurenelemente, Wasser und fettlösliche Vitamine durch die Darmzellen aufgenommen und zum Transport in die Leber weitergeleitet. Fällt diese Funktion des Dünndarms aus, müssen die Nahrungsstoffe auf anderem Weg direkt zur Leber geleitet werden. Dies geschieht mittels der so genannten „Totalen parenteralen Ernährung (TPN)“, bei der die Zufuhr über einen Katheter in die Vene erfolgt. Allerdings kann es dadurch zu Leberfunktionsstörungen bis hin zur Zirrhose und Leberversagen kommen. Zudem können durch den Dauerkatheter Thrombosen in der Vene und lebensbedrohliche Infektionen (Kathetersepsis) entstehen. Patienten mit diesem Schicksal kann nur eine Dünndarmtransplantation helfen, durch die wieder eine natürliche Nahrungsaufnahme möglich wird. Die Dünndarmtransplantation ist die einzige lebenserhaltende Maßnahme für Patienten mit Kurzdarmsyndrom, die auf eine lebenslange totale parenterale Ernährung (TPN) angewiesen sind und bei denen sich erste Kom plikationen (Kathetersepsis oder Thrombose, Leberfunktionsstörungen) entwickelt haben. Das ist der Fall, wenn der Dünndarm von Geburt an nicht in ausreichender Länge vorhanden ist oder ein großer Teil des Dünndarms aus den verschiedensten Gründen entfernt werden musste. - Der Darm ist das Organ, das die stärksten Abstoßungsreaktionen hervorruft. Grund dafür ist, dass der Darm mit einem speziellen Immunsystem ausgestattet ist, das eine natürliche, starke Immunbarriere gegenüber äußeren Einflüssen darstellt, denen er ständig ausgesetzt ist. Aus diesem Grund ist eine intensivere medi kamentöse Abstoßungsprophylaxe (Immunsuppression) erforderlich als beispielsweise nach einer Nieren transplantation. - -

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