STMUK_Handreichung_Organspende_2021_Web_BF

44 Nach Freigabe der Blutzirkulation des Herzens – es wird dazu die Klemme an der Aorta gelöst – fängt das Herz von selbst an zu schlagen. Nach einer Weile der unterstützten Durchblutung, die der Organerholung dient, kann man die Herz-Lungen-Maschine anhalten, das Spenderherz übernimmt dann die volle Pumpleistung. Postoperativer Verlauf und immunsuppressive Therapie Die Frischoperierten befinden sich zunächst auf einer herzchirurgischen Intensivstation. Nach Stabilisierung des Kreislaufs wird die Narkose sukzessive zurückgenommen. Der Patient fängt wieder an, selbst zu atmen, das Beatmungsgerät wird ausgestellt. Nach komplikationslosem weiteren Verlauf kann der Transplantierte die Intensivstation nach wenigen Tagen verlassen. Nach ein oder zwei weiteren Wochen wird er oder sie in eine Rehabilitationsklinik verlegt. Herztransplantationen erfordern, wie andere Verpflanzungen auch, eine lebenslange, tägliche medikamentöse Behandlung zur Unterdrückung der empfängereigenen Immunreaktionen. Die Lebensqualität der Operierten ist gut, sie unterscheidet sich kaum von einer altersmäßig vergleichbaren Kontrollgruppe. Etwa ein Drittel der Patienten sind nach dem Eingriff wieder voll berufstätig. 6.5 Lunge Normale und gestörte Atmung Außer Puste zu sein, nach Luft zu ringen, dies hat nach einer großen körperlichen Anstrengung, z. B. einem 1000-Meter-Lauf, jeder schon erlebt. Man erholt sich jedoch schnell, nach wenigen Minuten atmet man wieder ganz normal – meist nimmt man das Ein- und Ausatmen überhaupt nicht bewusst wahr. Normales Atmen, ohne jegliche Kraftanstrengung, ist für die meisten selbstverständlich, nicht jedoch für Menschen, deren Lungen erkrankt sind. Basis jeder Lungenerkrankung ist die Gasaustauschstörung zwischen Luftbläschen (Alveole) und der Blut kapillare. Die Austauschstörung entsteht entweder durch eine Verdickung der Wände, über die der Austausch stattfindet (Fibrose), oder aber durch eine extreme Abnahme der Austauschfläche (z. B. beim Emphysem) bzw. auch durch Verklebung der Alveolen durch zähen Schleim (Mukoviszidose). - Patienten im Endstadium ihres Krankheitsverlaufs sind auf ständige Sauerstoffzufuhr – 24 Stunden pro Tag, auch nachts – angewiesen. Für diese Patienten ist schon die Aufgabe, sich zu waschen oder die Zähne zu putzen, extrem anstrengend. Neben der fehlenden Lebensqualität ist auch die Lebenserwartung stark ein geschränkt. Hier kann dem Patienten nur die Lungentransplantation helfen. - Die Lungentransplantation Einzel- oder Doppel-Lungentransplantation Bei der Lungentransplantation können beide Lungen transplantiert werden (sogenannte Doppel-Lungen- Transplantation) oder es kann nur ein Lungenflügel übertragen werden (Einzel-Lungentransplantation, rechts- oder linksseitig). Dies ist abhängig von der Grunderkrankung. So wird die Einzel-Lungentransplantation bei der Lungenfibrose bevorzugt, bei der Mukoviszidose ist immer eine Doppel-Lungentransplantation erforder lich. Lungentransplantationen werden nicht nur bei Erwachsenen bis etwa zum 65. Lebensjahr durchgeführt, auch bei Kindern werden Lungen transplantiert. - Extremer Mangel an Spenderorganen Über die Luftwege gelangen Bakterien, Viren und Pilze in das Bronchialsystem. Gesunde Schleimhäute und ein intaktes Immunsystem werden mit diesen Erregern jedoch leicht fertig. Anders ist dies, wenn der Patient beatmet werden muss. Nach einem schweren Unfall oder bei einer Bewusstlosigkeit (z. B. nach einer Hirn blutung) kann dann sehr leicht eine Lungenentzündung entstehen. Oft sind bei Unfällen die Lungen noch -

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