STMUK_Handreichung_Organspende_2021_Web_BF

41 Lebendlebertransplantation Aufgrund der langen Wartezeit auf ein geeignetes Spenderorgan bietet die Lebendleberspende für viele Patienten auf der Warteliste die einzige Möglichkeit auf eine Transplantation und damit die einzige Chance auf Heilung und ein Überleben. Bei der Lebendspende spendet ein gesunder Erwachsener freiwillig einen Teil seiner eigenen Leber einem auf die Transplantation wartenden Patienten. Besonders häufig werden Lebendspenden von Eltern auf ihre Kinder durchgeführt. Voraussetzung für die erfolgreiche Entnahme und Transplantation eines Leberteils sind der spezielle anatomische Aufbau einerseits und die große Regenera tionsfähigkeit bzw. Funktionsreserve der Leber andererseits. - Spenderoperation und postoperativer Verlauf Für eine Lebendleberspende ist ein größerer chirurgischer Eingriff erforderlich, der in etwa mit einer Leber teilentfernung vergleichbar ist. Eine vollständige körperliche Erholung mit normaler beruflicher, sportlicher und sozialer Aktivität ist innerhalb von zwei Monaten nach der Operation zu erwarten. Vorübergehend kann, insbesondere nach ausgedehnten (> 50% der Lebermasse) Lebendspenden, eine Einschränkung der Leber funktion auftreten. ln 0,2–0,5% der Fälle ist es dabei zu einem dauerhaften Ausfall der Leberfunktion mit tödlichem Ausgang für den Spender gekommen. ln Anbetracht der sehr großen Regenerationsfähigkeit der Leber ist das Auftreten einer chronischen Leberinsuffizienz aber höchst unwahrscheinlich, da selbst nach Entfernung von 70–75% der Lebermasse innerhalb weniger Wochen bis Monate die Leber wieder bis hin zur ursprünglichen Größe wächst. - - Die bisherigen Erfahrungen mit der Transplantation nach Lebendleberspende lassen bei vergleichbaren Patientengruppen die gleichen Ergebnisse wie nach Transplantation mit einer optimalen Leber eines verstor benen Organspenders erwarten. Je nach Grundkrankheit des Organempfängers und nach der Dringlichkeit der Transplantation werden momentan Ein-Jahres-Überlebensraten bis zu 95% erreicht. - 6.4 Herz Geschichte der Herztransplantation Die erste erfolgreiche Herztransplantation fand in der Nacht zwischen dem 3. und 4. Dezember 1967 in Kapstadt (Südafrika) am Groote-Schuur Krankenhaus statt. Der Patient Luis Washkansky überlebte zwar nur 18 Tage, aber sowohl er als auch sein Chirurg Christiaan Barnard erlangten Weltruhm. In den 50 Jahren danach hat sich viel verändert: Durch die verfeinerten Behandlungsmethoden besteht nun eine 90%ige Chance, das erste post-operative Jahr zu überleben, nach 20 Jahren sind es mehr als 40%. Diese Ergebnisse sind die Summe vieler Fortschritte. Eine wesentliche Rolle spielten und spielen auch neuere immunsuppressive Medikamenten-Cocktails, die Abstoßungsreaktionen zu einer Seltenheit werden lassen und geringere Neben wirkungen aufweisen (vgl. Kapitel 8). - Indikationen zur Operation, Auswahl der Empfänger Auch heute noch entscheiden sich Kardiologen und Herzchirurgen nur bei Patienten im Endstadium ihrer Erkrankung für eine Transplantation. Alle Möglichkeiten der medikamentösen Therapie sowie der Interventi onen wie bspw. das Weiten und Setzen von Draht-Stents auf Engstellen im Koronarsystem (Herzkranz Gefäßsystem) müssen zuvor ausgeschöpft sein. Sind konventionelle Eingriffe – wie die Überbrückung von hochgradigen Engen am Herzkranz-Gefäßsystem, Implantation von künstlichen Herzklappen, Korrekturen von angeborenen Herzmissbildungen – nicht mehr möglich, fällt die Entscheidung für eine Transplantation. - -

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