STMUK_Handreichung_Organspende_2021_Web_BF

42 Indikationen für eine Herztransplantation • dilatative Kardiomyopathie (wahrscheinlich stoffwechselbedingte „Herzerweiterung“); • ischämische Kardiomyopathie im Endstadium, wenn alle konventionellen Verfahren ausgeschöpft sind; • terminale Herzinsuffizienz aufgrund anderer kardialer Erkrankungen (Klappenfehler, Zustand nach Herzmus kelentzündungen); - • angeborene Herzmissbildungen, die konventionell nicht operiert werden können. Die Diagnose einer „dilatativen Kardiomyopathie“ im Endstadium wird am häufigsten gestellt. Es handelt sich hierbei um eine Herzerkrankung, bei der das Organ enorm vergrößert ist. Die Muskelwand ist ausgedünnt und bewegt sich nur noch spärlich. Dadurch fehlt dem Herzen Kraft und es wird zu wenig Blut sowohl in die Lungen als auch in den großen Körperkreislauf gepumpt. Es entsteht eine Minderversorgung aller anderen Organe. Durch die verminderte Pumpleistung staut sich Blut vor dem Herzen auf – am besten ersichtlich an den angeschwollenen Knöcheln des Unterschenkels. Kranke mit einem Kardiomyopathieherzen sind bereits in Ruhe kurzatmig. Belastungen – wie z. B. Treppen steigen – bedürfen größter Anstrengung, die nur mit Pausen bewältigt werden kann. Nachts werden zum Schlafen mehrere Kissen benötigt, da flaches Liegen Symptome des Erstickens hervorruft. Die Haut des Patienten fühlt sich kühl an, Fingernägel und Lippen sind bläulich verfärbt. Ist die Krankheit weiter fortge schritten, machen sich Zeichen einer Magersucht bemerkbar, man spricht von einer Herzkachexie. Wasse reinlagerungen im Brustkorb, in der Bauchhöhle, eine vergrößerte, gestaute und druckschmerzhafte Leber können nur durch eine Dauermedikation, etwa mit harntreibenden Medikamenten, vermieden werden. Krisen des akuten Herzversagens erfordern Aufenthalte auf einer Intensivstation, wobei herzstärkende Medikamente verabreicht werden müssen. Die Ursache einer „dilatativen Kardiomyopathie“ ist unbekannt; wahrscheinlich handelt es sich um eine genetisch bedingte Stoffwechselerkrankung. - - - Eine ebenfalls große Patientengruppe in Herzchirurgischen Kliniken leidet unter „koronarer Herzerkrankung im Endstadium“. Diese Patienten weisen an ihren Herzkranzgefäßen (Gefäße an der Organoberfläche, die der Versorgung des Herzmuskels dienen) arteriosklerotisch bedingte, hochgradige Engen und Verschlüsse auf, die in den entsprechenden Muskelarealen zu einer Minderdurchblutung, zu einem Absterben des ent sprechenden Herzmuskelgebietes, zum Herzinfarkt geführt haben. In der Heilphase nach dem Infarkt nimmt Narbengewebe den Platz des Muskels ein. Diese „Heilung“ ist ein schlechter Tausch, da sich Narben nicht kontrahieren können und Herzinfarkte – insbesondere mehrere – zu einer Verminderung der Pumpfunktion führen. - Bei Patienten mit koronarer Herzerkrankung im Endstadium sind meist große Infarkte ursächlich, die die Vorderwand der linken Herzhälfte betrafen und auch Gebiete der Kammerscheidewand. In etwa 5% der Herztransplantationsfälle handelt es sich um (junge) Patienten mit komplexen „angeborenen Herzfehlern“. Schwere Missbildungen können ebenso zu irreversiblen Schäden an beiden Lungen führen. Unter diesen Voraussetzungen empfiehlt sich dann die kombinierte Transplantation von Herz und beiden Lungen. Aufzeichnungen des Herzschalls in zwei- und dreidimensionalen Darstellungen ergeben wichtige diagnosti sche Befunde. Ein abschließendes Urteil bietet die Herzkatheterisation: hierbei wird über eine Arm- oder Beinarterie ein dünnes flexibles Röhrchen von 1–2 mm Durchmesser in die linke Herzkammer geschoben. Es werden Drucke gemessen und die Herzhöhlen mit Kontrastmittel dargestellt. Eine schnell laufende Kamera nimmt das Bewegungsmuster des Herzmuskels auf. Über eine Vene im Arm wird ein weiterer Katheter in den Vorhof des rechten Herzens geschoben, dann in die rechte Herzkammer und schließlich in die Lungen schlagader. Auch dort erfolgen Druckmessungen und eine Messung der Herzpumpleistung in Litern pro Minute. - -

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