STMUK_Handreichung_Organspende_2021_Web_BF

40 einemBlutstau im vorgeschalteten Pfortadersystem kommt. Hieraus erklären sich die Symptome des chronischen Leberversagens, wie die Bildung von Krampfadern in der Speiseröhre und die Bildung von Bauchwasser. Alkoholtoxische Zirrhose Eine alkoholtoxische Leberzirrhose kann bereits durch geringe Mengen Alkohol entstehen. Gerade Lebern, die durch andere Erkrankungen vorgeschädigt wurden, sind weniger belastbar. Hinzu kommt, dass die Fähig keit der Leber, Alkohol zu entgiften, individuell verschieden ist und vor allem die Leber von Frauen weniger Alkohol verträgt. ln der Regel liegt der alkoholtoxischen Leberzirrhose jedoch ein jahrelanger übermäßiger Alkoholkonsum, insbesondere von hochprozentigen Alkoholika, zugrunde. Die alkoholtoxische Leberzirrhose stellt in Deutschland die häufigste Ursache für ein chronisches Leberversagen dar. - Lebertransplantation Indikationsstellung und Anmeldung zur Transplantation Im Gegensatz zum Nierenversagen gibt es für Patienten mit akutem oder chronischem Leberversagen keine alternative Therapie zur Lebertransplantation. Somit stellt sich die Indikation zur Lebertransplantation zum einen bei akut verlaufenden Lebererkrankungen, die zu einem raschen Funktionsausfall des Organs führen. Auf der anderen Seite stellt sie sich für Patienten, bei denen eine schon seit längerer Zeit bestehende Leberer krankung ein fortgeschrittenes Stadium erreicht hat, so dass eine weitere Therapie nur noch durch den Ersatz der erkrankten Leber mittels Transplantation möglich ist. - Etwa 85% der Lebertransplantationen erfolgen heute aufgrund einer Leberzirrhose, unter Umständen ver kompliziert durch ein Karzinom, jeweils 10% aufgrund von akutem Leberversagen. 5% der Transplantationen werden bei Kindern vor allem aufgrund angeborener Stoffwechselstörungen und Fehlbildungen durchgeführt. - Die Lebertransplantation ist ein großer und aufwändiger chirurgischer Eingriff. Bevor ein Patient auf die Warteliste aufgenommen werden kann, sind daher umfangreiche Voruntersuchungen notwendig. Kriterien für die Organzuteilung In Deutschland erfolgt seit 2006 die Zuteilung von postmortalen Spenderlebern vor allem nach Dringlichkeit. Die Dringlichkeit wird durch ein Punktesystem ermittelt, welchem objektive Laborwerte, die sich bei einer Lebererkrankung zunehmend verschlechtern, zu Grunde liegen. Patienten mit einem akuten Leberversagen erhalten Vorrang ( H igh U rgency-Indikation). Kinder unter 16 Jahren werden mit einem eigenen Punktesystem bevorzugt behandelt. Ergebnisse der Lebertransplantation Die Erfolge der Lebertransplantation sind heute dank optimierter Operationstechniken und moderner Immun suppressiva ausgezeichnet. - Insbesondere im vergangenen Jahrzehnt konnten sie zunehmend verbessert werden. Das mittlere 1-Jahres- Patientenüberleben in Deutschland beträgt rund 80%. Fünf Jahre überleben rund 65% der transplantierten Patienten. Abstoßungsreaktionen im Allgemeinen und schwere Abstoßungen im Besonderen sind heute dank moderner lmmunsuppressiva selten geworden. In den ersten Monaten nach der Transplantation ist eine intensive ambulante Überwachung erforderlich, bis sich der Gesundheitszustand stabilisiert hat und das Risiko für Abstoßungsreaktionen nur noch gering ist. Ein Großteil der Patienten kann – abhängig von der Grunderkrankung und dem Gesundheitszustand vor der Operation – wieder ins Berufsleben zurückkehren, Sport treiben und ein normales Leben ohne größere Ein schränkungen führen. Voraussetzung für einen optimalen Verlauf sind allerdings die lebenslängliche Einnahme von Immunsuppressiva und regelmäßige Kontrolluntersuchungen. -

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