STMUK_Handreichung_Organspende_2021_Web_BF

38 Inselzellen und ihre Transplantation Die einzige Behandlung des Diabetes mellitus Typ-1 ist das Zuführen des fehlenden Hormons Insulin. Dies kann über tägliches Spritzen oder über eine sogenannte Insulinpumpe erfolgen. Die meisten Patienten sind damit sehr gut behandelbar. Bei einzelnen wenigen Patienten funktioniert diese Behandlung allerdings nicht gut und sie leiden trotz großer Anstrengungen unter ständig schwankenden Blutzuckerwerten und Unterzuckerungen. Für diese Patienten ist eine Inseltransplantation eine Möglichkeit, die zwar nur für wenige Patienten infrage kommt, aber dann sehr hilfreich sein kann. Die Inseltransplantation Die „Inseln“ der Bauchspeicheldrüse sind „Zellhaufen“, die aus mehreren Hundert Zellen verschiedener Arten bestehen. Sie sind bis zu einem halben Millimeter groß. Eine der darin enthaltenen Zellarten produziert das Insulin. Die Transplantation von Inseln, die aus der Bauchspeicheldrüse eines Organspenders gewonnen werden, bietet die Möglichkeit, die untergegangenen Zellen zumindest zum Teil zu ersetzen, und so wieder eine körpereigene Insulinproduktion herzustellen. Beim Verfahren der Inselisolation und -transplantation werden die Inseln vom umgebenden Bauchspeichel drüsengewebe des Spenders durch ein maschinell unterstütztes Verfahren abgetrennt und die isolierten Inseln transplantiert. Die Transplantation erfolgt in den Blutkreislauf der Leber. Der Zugang dazu wird über einen kleinen Bauchschnitt ermöglicht, wobei ein dünner Schlauch in eine Vene eingelegt wird und die Inseln eingeschwemmt werden. Die Inseln „schwimmen“ dann entlang der natürlichen Flussrichtung in die Leber und setzen sich in den kleinsten Gefäßen fest. Dort wachsen die Inseln ein, produzieren Insulin und können somit in der Leber praktisch die gleiche Funktion wie ursprünglich in der Bauchspeicheldrüse erfüllen. - Da eine Heilung der Erkrankung damit allerdings nicht möglich ist (nur etwa 10% der Transplantierten kann nach einem Jahr auf zusätzlich zugeführtes Insulin verzichten), müssen die betroffenen Patienten meist weiter geringe Mengen an Insulin dazu spritzen und lebenslang auch immunsupprimierende Medikamente einnehmen. 6.3 Leber Wenn die Funktion der Leber bspw. nach einer Vergiftung oder einer Entzündung (Hepatitis) versagt, können Leberteilfunktionen über einen kurzen Zeitraum mit intensivmedizinischen Maßnahmen überbrückt werden. Eine längerfristige „Leberersatztherapie“ steht jedoch nicht zur Verfügung. Die Transplantation stellt dann die einzige potentiell lebensrettende Maßnahme dar. Mittlerweile ist die komplizierte Operation zu einem medizinisch etablierten Verfahren geworden. Jährlich werden in Deutschland etwa 800–900 Lebertransplantationen durchgeführt. Funktion der Leber Die Leber ist das größte und wichtigste Stoffwechselorgan des menschlichen Körpers. Sie erfüllt unterschied liche lebenswichtige Aufgaben als Stoffwechsel-, Entgiftungs- und Speicherorgan und ist entsprechend komplex aufgebaut: - Stoffwechsel Regulation von Kohlenhydrat-, Fett- und Eiweißstoffwechsel Entgiftung Umbau körperfremder Stoffe (Schadstoffe aus Nahrungs- und Genussmitteln, Arzneistoffe) und körpereige ner Stoffe (hochtoxisches Ammoniak) -

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