STMUK_Handreichung_Organspende_2021_Web_BF

37 Typ1Diabetes Diabetes mellitus Typ-1 (früher auch „jugendlicher Diabetes“) entsteht dadurch, dass das körpereigene Abwehrsystem die Insulin produzierenden Inselzellen in der Bauchspeicheldrüse zerstört. Da alle Körperzellen Insulin benötigen, um Glukose aus der Blutbahn aufnehmen zu können, gelangt bei Insulinmangel zu wenig oder keine Glukose in die Körperzellen. Dadurch steigt der Blutzuckerspiegel an, was lebensgefährliche Folgen hat. Als Therapie des Typ-1-Diabetes muss daher lebenslang regelmäßig Insulin gespritzt werden, ummöglichst normale Blutzuckerspiegel zu gewährleisten. Gelingt es nicht, nahezu normale Blutzuckerwerte zu erhalten, kommt es zu vielfältigen Zellfunktionsstörungen und schweren Folgeschäden wie einen Funk tionsausfall der Nieren, Erblindung sowie einer Schädigung des Nervensystems und der Arterien mit Folgen für die Durchblutung von Herz, Gehirn, Armen und Beinen. ­ Die Erkrankung tritt meist schon bei Kindern und Jugendlichen auf. Die Betroffenen fühlen sich schlapp und müde, haben beständig Durst und müssen häufig zur Toilette. Der Arzt stellt dann zu hohe Zuckerwerte im Blut und im Urin fest. Dann muss schnell mit einer Behandlung begonnen, d. h. das fehlende Insulin zugeführt, werden. Die Erkrankung ist bislang nicht heilbar und die Behandlung mit Insulin muss ein Leben lang durch geführt werden. - Pankreastransplantation – auch mit Niere kombiniert Durch die Transplantation der Bauchspeicheldrüse und einer Niere (im Falle einer Nierenerkrankung) kann die Entwicklung aufgehalten werden. Die kombinierte Nieren-Pankreas-Transplantation beseitigt das Nieren versagen und normalisiert den Glukosehaushalt. Eine alleinige Pankreastransplantation wird nur selten, bei schwer einstellbarem Diabetes, durchgeführt. - Indikationen Eine Pankreastransplantation ist angezeigt, wenn bei dialysepflichtigen Patienten der Diabetes trotz Insulin gabe nur ungenügend eingestellt werden kann. - Bei der Entscheidung über die Aufnahme in die Warteliste für eine Pankreastransplantation sind insbesondere die Ausprägung der Diabetes-Spätfolgen an anderen Organen, die individuelle Gesamtsituation des Patienten und die längerfristigen Erfolgsaussichten zu berücksichtigen. Voraussetzung der Organtransplantation ist die Blutgruppenkompatibilität zwischen Spender und Empfänger. Technik der kombinierten Nieren-Pankreastransplantation Die Transplantation der Niere erfolgt in die linke Leistenregion mit Gefäßanschlüssen an die linken Becken gefäße. Das Pankreas wird zusammen mit einem Dünndarmsegment transplantiert. Dabei wird das Spen derdarmsegment an den Dünndarm des Empfängers angeschlossen und die produzierten Verdauungsenzyme so auf natürliche Weise in den Dünndarm eingeleitet. Die Arterien des Spenderorgans werden an die rechte Beckenarterie angeschlossen. Die spenderseitige Vene wird an die Hohlvene angeschlossen. - - Ergebnisse Die Einjahres-Funktionsrate liegt bei der kombinierten Nieren-Pankreas-Transplantation bei etwa 90%. Für den Patienten bedeutet eine erfolgreiche kombinierte Nieren-Pankreas-Transplantation, dass er nun ein Leben ohne Dialyse und ohne Insulinspritze führen kann. Der enorme Zuwachs an Leistungsfähigkeit, an allgemeinemWohlbefinden und an Lebensqualität wird von allen Patienten fast wie ein Wunder empfunden. Die Indikation zur Nieren-Pankreas-Transplantation ist daher bei allen Typ-1-Diabetikern gegeben, soweit vom Allgemeinzustand das generelle Operationsrisiko vertretbar ist. Eine Indikation für eine isolierte Pankreastransplantation besteht im Moment hingegen nur bei Patienten mit einem extrem instabilen Diabetes.

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