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14 3.2 Wie kommt es zur Entwicklung des Hirntods? Ursachen Der Hirntod ist immer die Folge einer sehr schwerwiegenden Schädigung des Gehirns. Verschiedene Erkran kungen können das Gehirn in unterschiedlicher Weise schädigen: Schwere Kopfverletzungen, Hirnblutungen, ausgedehnte Schlaganfälle oder Hirnhautentzündungen schädigen das Hirn direkt. Andere Erkrankungen haben mittelbar Auswirkungen auf das Gehirn. Ein wichtiges Beispiel dafür ist ein vorübergehender Herzstill stand. Auch wenn mechanische Wiederbelebungsmaßnahmen erfolgreich waren und das Herz wieder zu schlagen beginnt, können die Gehirnzellen durch die vorübergehend verminderte Sauerstoffversorgung während des Herzstillstands schwer geschädigt worden sein. Hirnzellen brauchen viel mehr Sauerstoff als andere Körperzellen. Bei zu geringer Sauerstoffversorgung können die Gehirnzellen nicht mehr funktionieren, fällt der Sauerstoffgehalt im Blut weiter, so sterben sie ab. - - Folgen einer schweren Schädigung des Gehirngewebes Schwere Hirnschädigungen führen zu schwerwiegenden neurologischen Ausfallsymptomen wie Störungen des Bewusstseins (Verwirrtheitszustände, Schläfrigkeit, Koma), Lähmungserscheinungen, Abschwächung der Schutzreflexe (Würge- /Husten- /Schluckreflex) und des Atemantriebs, die die Behandlung auf der Inten sivstation erforderlich machen. - In den ersten Tagen nach einer Hirnschädigung kommt es an dem geschädigten Hirngewebe zu weiteren Veränderungen: das Gewebe schwillt an, kann sich aber aufgrund des umgebenden Schädelknochens nicht beliebig ausdehnen. Dies bedingt, dass es zu einem Anstieg des Drucks im Schädelinneren kommt. Der Arzt erkennt dies an einer Verschlechterung der neurologischen Untersuchungsbefunde. Je weiter der Druck ansteigt, umso schlechter kann er durch Medikamente gesenkt werden und umso größer ist die Bedrohung für das Leben des betroffenen Kranken, denn eine Zunahme des Drucks im Schädelinneren wirkt sich auf die Durchblutung des Gehirns aus. Unser Herz pumpt sauerstoffreiches Blut zum Gehirn. Den Sauerstoff benötigen die Nervenzellen zum Überleben. Beim Gesunden ist der mittlere Blutdruck deutlich höher als der Druck im Schädelinneren, so dass das Blut in den Gefäßen leicht zu den Gehirnzellen fließen kann. Wenn der Hirndruck steigt, muss das Herz gegen einen höheren Widerstand anpumpen. Bei konstantem Blutdruck und steigendem Hirndruck kommt es zur Abnahme der Hirndurchblutung. Durch eine Erhöhung des Blutdrucks kann der Körper dem in gewissem Maß entgegenwirken. Da der Blutdruck jedoch nur in einem begrenzten Rahmen ansteigen kann, nimmt die Durchblutung bei steigendem Hirndruck immer weiter ab. Wird die Hirnschwellung so groß, dass der daraus resultierende Anstieg des Hirndrucks auch mit Medikamenten oder einer Operation nicht mehr effektiv gesenkt werden kann, werden auch diejenigen Areale des Gehirns zunehmend schlechter durchblutet, die ursprünglich von der Hirnschädigung nicht oder nur teilweise betroffen waren. Dies wiederum führt zu weiteren Schäden am Gehirngewebe, erkennbar an einer zunehmenden Verschlechterung der neurologischen Befunde. Ein Teufelskreis entsteht: Die Schwellung des Gehirns nimmt immer weiter zu und es kann letztendlich so weit kommen, dass der Druck im Schädelinneren höher wird als der mittlere Blutdruck. Dann wird das gesamte Gehirn nicht mehr durchblutet. Schon wenige Minuten ohne ausreichende Blutversorgung schädigen das Gehirn so schwer, dass die Zellen absterben. Eine Regeneration des Gehirngewebes ist dann nicht mehr möglich, auch wenn der übrige Körper durch die Maßnahmen auf der Intensivstation künstlich weiter durch blutet wird. -

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