Internet
Verbotene Hilfe
in Referat über die „Sklaven im anti-
ken Rom“ oder die „Sicht Jupiters in
Heinrich von Kleists Drama
Am-
phitryon
“? AnspruchsvolleThemen,
bei denen Schüler schon Zeit und
Mühe aufwenden müssen, wenn sie
eine gute Note bekommen wollen.
Doch manche suchen sich einen be-
quemerenWeg, und der führt über
das Internet. Denn unter Adressen
wie
www.spickzettel.delassen sich derartige Referate
fix und fertig herunterladen und dem Lehrer als eige-
nes Produkt „verkaufen“.Auch Facharbeiten oder die
Deutsche Hausaufgabe in der 11. Klasse des Gymnasi-
ums holen sich findige Schüler kurz entschlossen aus
dem Netz.
Auch wenn diese Methode „innovativ“ ist – der
Tatbestand ist uralt: Es handelt sich um so genannten
Unterschleif, d.h. die Schüler täuschen eine persönli-
che Leistung vor, die sie nicht selbst erbracht haben.
Deshalb wird eine Arbeit, die ganz oder auch nur teil-
weise dem Internet entnommen ist, ohne dass die ent-
sprechenden Passagen als Zitate gekennzeichnet sind,
mit der Note 6 bewertet. Gleiches gilt für Stellen, die
nicht wörtlich, aber dem Sinn nach aus fremden
Quellen stammen.Auch sie müssen in jedem einzel-
nen Fall kenntlich gemacht werden – andernfalls liegt
Unterschleif vor. Dies stellte erst kürzlich der Bayeri-
scheVerwaltungsgerichtshof in einem Urteil noch ein-
mal unmissverständlich klar.
Ist es Schülerinnen und Schülern, die zu Hause eine
Arbeit anfertigen müssen, also verboten, sich im Inter-
net schlau zu machen? Nein, im Gegenteil: Ein kom-
petenter Umgang mit dem Internet ist sogar wün-
schenswert. Dazu gehört – nicht anders, als wenn es
sich um Bücher handeln würde – die Recherche von
einschlägiger Literatur zu einemThema. Dazu gehört
aber auch, dass die jungen Leute die Informationen,
die sie finden, kritisch beurteilen. Nicht alles, was im
Netz steht, ist deshalb schon richtig! Gerade bei den
gängigen Internetseiten, die schnelle Schülerhilfe ver-
sprechen, istVorsicht angebracht: Oft weisen sie neben
Rechtschreibfehlern auch sachliche Fehler auf, und
nicht selten schreibt man auf diesen Seiten ungeniert
voneinander ab.
Jeder Schüler ist also gut beraten, wenn er nicht ein-
fachVersatzstücke aneinander reiht, sondern den Stoff
eigenständig bearbeitet. Schließlich muss man bei ei-
nem Referat ja noch mit vertiefenden Fragen des Leh-
rers oder der Mitschüler rechnen. Und bei der Fachar-
beit, die in die Abiturnote eingeht, gehört seit einiger
Zeit sowieso eine zwanzigminütige mündliche Prü-
fung über die Methoden und Ergebnisse dazu. Pein-
lich, wenn dann deutlich wird, dass ein Schüler Infor-
mationen, die er übernommen hat, selbst gar nicht
versteht.
Natürlich hat es sich auch bei den Lehrkräften
längst herumgesprochen, dass manche Schüler das In-
ternet zweckentfremden. „Als sich in einer Deutschen
Hausaufgabe plötzlich die Sprache und der Stil änder-
ten“, berichtet Studienrat Helmut Martin, Deutsch-
lehrer aus Bad Reichenhall, „wurde ich stutzig.“ Der
Verdacht lag nahe, dass der Schüler einen fremdenText
abgeschrieben hatte. „Mit Hilfe einer Suchmaschine
wurde ich dann auch schnell fündig und konnte die
Quelle nachweisen. Seitdem bespreche ich vor der
Vergabe von Referaten und anderen Hausarbeiten im-
mer mit den Schülern, wie sie das Internet legal nut-
zen können.“ EinVorgehensweise, die man Lehrern
nur empfehlen kann, erspart sie doch den Schülern
unliebsame Überraschungen bei der Herausgabe der
Arbeiten.
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Das Internet ist eine unerschöpfliche Fundgrube – auch für Schüler.
Manche machen sich das in unerlaubterWeise zu Nutze.
Vorsicht angebracht
Unliebsame Überraschungen
foto: sabrina schlegel
– 4 01
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