LehrplanPLUS Grundschule - page 11

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Bayerische Leitlinien für die Bildung und Erziehung
für den kompetenten Umgang mit Veränderungen und Belastungen sowie den Erwerb von lern-
methodischer Kompetenz.
Kompetenzen bedingen sich gegenseitig. Sie entwickeln sich weiter in Abhängigkeit voneinander
und in der Auseinandersetzung mit konkreten Lerninhalten und Anforderungen. Mit fortschreitender
Entwicklung und höherem Alter gewinnt auf bestimmte Inhaltsbereiche bezogene Sachkompetenz
an Bedeutung. Schulische Bildung knüpft an die Kompetenzen an, die in der frühen Bildung grund-
gelegt und entwickelt wurden. Es erfolgt eine systematische Erweiterung.
3.3 Bildung als individueller und sozialer Prozess
Lernen in Interaktion, Kooperation und Kommunikation ist der Schlüssel für hohe Bildungsqualität.
Zukunftsfähige Bildungskonzepte beruhen auf Lernformen, die auf den Erkenntnissen des sozialen
Konstruktivismus basieren und das Von- und Miteinanderlernen (Ko-Konstruktion) in den Mittelpunkt
stellen.
Im Dialog mit anderen lernen
Lernen ist ein Prozess der Verhaltensänderung und des Wissenserwerbs, bei dem der Mensch von
Geburt an – auf der Basis seiner Erfahrungen, Kenntnisse und Kompetenzen – aktiver Konstrukteur
seines Wissens ist. Kommunikation ist ein zentrales Element des Wissensaufbaus. Kinder kon-
struieren ihr Weltverständnis durch den Austausch mit anderen. In dieser Auseinandersetzung und
Aushandlung konstruieren sie Bedeutung und Sinn und entwickeln ihr eigenes Weltbild. Mit zuneh-
mendem Alter gewinnen hierfür neben den erwachsenen Bezugspersonen auch Gleichaltrige an
Wichtigkeit. Bildung und Lernen finden somit im Rahmen kooperativer und kommunikativer Alltags-
handlungen und Bildungsaktivitäten statt, an denen Kinder und Erwachsene gleichermaßen aktiv
beteiligt sind. Im Vordergrund steht das gemeinsame Erforschen von Bedeutung, d. h. Sinnzusam-
menhänge zu entdecken, auszudrücken und mit anderen zu teilen ebenso wie die Sichtweisen und
Ideen der anderen anzuerkennen und wertzuschätzen. Die Steuerungsverantwortung für die
Bildungsprozesse liegt bei den Erwachsenen.
Partizipation als Kinderrecht
Kinder haben – unabhängig von ihrem Alter – ein Recht auf Partizipation. Alle Bildungsorte stehen in
der Verantwortung, der Partizipation der Kinder einen festen Platz einzuräumen und Demokratie mit
Kindern zu leben. Partizipation bedeutet die Beteiligung an Entscheidungen, die das eigene Leben
und das der Gemeinschaft betreffen, und damit Selbst- und Mitbestimmung, Eigen- und Mitverant-
wortung und konstruktive Konfliktlösung. Basierend auf dem Bild vom Kind als aktivem Mitgestalter
seiner Bildung sind Partizipation und Ko-Konstruktion auf Dialog, Kooperation, Aushandlung und
Verständigung gerichtet. Partizipation ist Bestandteil ko-konstruktiver Bildungsprozesse und Voraus-
setzung für deren Gelingen.
Erwachsene und ihr Umgang miteinander sind stets Vorbild und Anregung für die Kinder. Deshalb
erfordert gelingende Partizipation der Kinder immer auch die Partizipation der Eltern und des Teams
bzw. Kollegiums. Aus der Kultur des gemeinsamen Lernens und Entscheidens ergibt sich eine neue
Rolle und Haltung des pädagogischen Personals.
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