LehrplanPLUS Grundschule - page 10

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Bayerische Leitlinien für die Bildung und Erziehung
3 Menschenbild und Bildungsverständnis
3.1 Bildung von Anfang an –
Familie als erster und prägendster Bildungsort
Gelingende Bildungsprozesse hängen maßgeblich von der Qualität der Beziehungs- und Bindungs-
erfahrungen ab. Von zentraler Bedeutung sind die Erfahrungen, die das Kind in den ersten Lebens-
jahren in der Familie macht; die Qualität der Bindungen in der Familie ist jedoch auch noch im Schul-
alter bestimmend für den Lernerfolg jedes Kindes. In der Familie als primärem Ort der sozial-emotio-
nalen Entwicklung legen die Eltern den Grundstein für lebenslanges Lernen, aber auch für die emo-
tionale, soziale und physische Kompetenz.Bildung – ob in der Kindertageseinrichtung oder in der
Schule – kann daher nur aufbauend auf die Prägung in der Familie erreicht werden. Daraus ergibt sich
die Aufgabe aller außerfamiliären Bildungsorte, Eltern in ihrer Unersetzlichkeit, ihrer Wichtigkeit und
ihrer Verantwortung wertzuschätzen und entsprechend in ihrer Aufgabe zu unterstützen.
Bildung vollzieht sich als individueller und sozialer Prozess. Kinder gestalten ihren Bildungsprozess
aktiv mit. Sie sind von Geburt an mit grundlegenden Kompetenzen und einem reichhaltigen Lern-
und Entwicklungspotenzial ausgestattet. Eine elementare Form des Lernens ist das Spiel, das sich
zunehmend zum systematischeren Lernen entwickelt.
Nachhaltige Bildung
Nachhaltige Bildung bedeutet, dass Gelerntes dauerhaft verfügbar und auf neue Situationen über-
tragbar ist. Mithilfe des Gelernten kann das eigene Lernen reflektiert und neues Wissen erworben
werden. Wichtige Faktoren hierfür sind Interesse, Motivation, Selbstbestimmung, Eigenaktivität und
Ausdauer des Lernenden. Damit frühe Lernangebote einen positiven Einfluss auf Lern- und Entwick-
lungsprozesse haben, sind kognitive Herausforderungen auf einem angemessenen Anspruchsniveau
notwendig, aber auch eine Atmosphäre der Wertschätzung und der Geborgenheit. Besonders gut
gelingt dies, wenn Lernen und die Reflexion der eigenen Lernprozesse im Dialog mit anderen statt-
finden. Die lernende Gemeinschaft von Kindern und Erwachsenen hat für nachhaltige Bildung einen
besonderen Stellenwert.
3.2 Leitziele von Bildung und Erziehung –
ein kompetenzorientierter Blick auf das Kind
Oberstes Bildungs- und Erziehungsziel ist der eigenverantwortliche, beziehungs- und gemeinschafts-
fähige, wertorientierte, weltoffene und schöpferische Mensch. Er ist fähig und bereit, in Familie, Staat
und Gesellschaft Verantwortung zu übernehmen, und offen für religiöse und weltanschauliche Fragen.
Zentrale Aufgabe an allen Bildungsorten ist es, Kinder über den gesamten Bildungsverlauf hinweg in
ihren Kompetenzen zu stärken. Die Akzentsetzung verändert sich entsprechend dem individuellen
Entwicklungsverlauf sowie den Bedürfnissen und Ressourcen des Kindes. Von Geburt an bilden
personale, kognitive, emotionale und soziale Basiskompetenzen die Grundlage für den weiteren
Lern- und Entwicklungsprozess. Sie befähigen Kinder, mit anderen zu kooperieren und zu kommuni-
zieren sowie sich mit der dinglichen Umwelt auseinanderzusetzen. Weiterhin sind sie Voraussetzung
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