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des Herring bekam er, Mitglied des Opernstudios seit der

Spielzeit 2014/15, zum ersten Mal Gelegenheit, eine abend-

füllende Partie zu gestalten und nutzte diese sensationell.

FUNDA GÜL ÖZCAN

gehört zu

jener Spezies von Künstlerinnen,

die sich für ihren Beruf nicht ent-

schieden haben, sondern ihn aus

einer inneren Notwendigkeit her-

aus leben. Mit bewundernswerter

Kraft und beeindruckender Hartnäckigkeit nimmt die Künst-

lerin ihren Platz in der Kunst ein, erhebt ihre Stimme und

gestaltet Räume, die nie leicht konsumierbar sind oder sich

bequem vermitteln. In ihrem Schaffen, das Skulptur, Video,

Audio und Performance kombiniert, setzt sie sich mit Fragen

der Identität, des Körpers, der Sexualität und der Gewalt aus-

einander. Mit der offenen Präsentation ihrer eigenen inneren

Konflikte lässt sie einen emotional aufgeladenen Dialog mit

ihrem Publikum entstehen. Ihr Werk zeichnet sich durch

kompromisslose Bildsprache und einen ebenso originären

wie souveränen Umgang mit den gewähltenMaterialien aus.

Die Nachwuchsschauspieler des

Residenz-Theaters München,

VALERIE PACHNER

und Thomas

Lettow, haben das erste Mal vor

zwei Jahren Aufmerksamkeit als

Traum-Unglücks-Paar Irina und

Tusenbach in der Inszenierung »Drei Schwestern« erregt.

In der Inszenierung »Hexenjagd« war Valery Pachner in

der Hauptrolle der Mary Arren besetzt. Sie überzeugte mit

ihrer Einsatzfreude sowie ihrer Hingabe, mit der sie sich

auch schwierige Rollen aneignet. WennMary bereit ist, sich

als Zeugin gegen den hysterischen Alptraum zu stellen, der

eine ganze Gemeinde ergriffen hat, dann kann man kann

sich demOptimismus und der Sicherheit, die Valerie Pachner

dieser Figur verleiht, kaum entziehen. Umso schrecklicher ist

anschließend ihr Absturz in der Gerichtsverhandlung, wo es

ihr nicht gelingt, ihre Haltung gegen die Denunziation der

ehemaligen Freundinnen durchzustehen. Das ist mit so viel

Einsatz gespielt, dass es im Zuschauerraum fast körperlich

spürbar wird.

Der aus Illertissen stammende

BENNO SCHACHTNER

ist einer

der vielversprechendsten jungen

Countertenöre in Deutschland. Er

gestaltet die Musik von Johann

Sebastian Bach, Georg Friedrich

Händel oder Johann Adolph Hasse mit sicherem Stilgefühl

und großem Geschmack. Bei aller Kunstfertigkeit und Vir-

tuosität wirkt sein Vortrag stets unangestrengt natürlich.

Seine Interpretation der Alt-Arien in der neuen Aufnahme

von Bachs »Johannespassion« unter René Jacobs ist über-

ragend. Außerdem engagiert er sich auch als Organisator

für Alte Musik: Im schwäbischen Roggenburg möchte er

ein Festival für Barockmusik etablieren.

JAN SCHÖNHERR

ist, nach dem

Abschluss des Aufbaustudiums an

der LMU »Literarisches Überset-

zen aus dem Englischen«, erst seit

vier Jahren als freier Übersetzer tä-

tig, und man staunt: Über die beruf-

liche Etablierung mit bereits acht Buchübersetzungen, über

die souveräne handwerkliche Beherrschung des Übersetzens

und über seine stilistische Sicherheit und Raffinesse. Der

Jury lagen zwei Bücher vor, Richard Langes »Angel Baby«

(Heyne 2014) und Jax Millers »Freedom’s Child«, erschie-

nen 2015 bei Rowohlt Polaris. Für den Slang und Rhythmus

dieser amerikanischen Krimis findet Jan Schönherr einen

deutschen Sound, der amerikanische und mexikanische

Eigenheiten aufnimmt und das Deutsche scheinbar verwan-

delt. Kleine Varianten in der Syntax, eine lakonische Münd-

lichkeit, überraschende Idiome – in jedem deutschen Satz

spürt man die andere Welt. So cool kann das Deutsche wer-

den, wenn der richtige Übersetzer Hand anlegt.

Geprägt durch zahlreiche Auslands-

aufenthalte, fließen in die künstleri-

sche Arbeit von

FELIX LEON WEST-

NER

das Erlebnis anderer Kulturen

und das damit verbundene Erkennen

von Überschneidungen des Alltags-

geschehens und relevanter Themen ein. Zuletzt hielt er sich

2015 für Sound-Aufnahmen und ein Performance-Projekt

in Istanbul auf und ist gerade von einem Performance-Pro-

jekt aus Mexiko zurückgekommen. Angetrieben durch eine

lebendige Bereitschaft zur Auseinandersetzung entstehen

performative Collagen aus Ton, Wort, Zeichnung und sei-

ner eigenen Präsenz. Dabei kennt Westner keine Scheu vor

Konfrontation oder Provokation, aber nicht um deren selbst

willen. Ausgangsbasis ist immer das alltägliche Geschehen

mit all seinen Themen und seinem kulturellen Hintergrund.

DIE BAYERISCHEN KUNSTFÖRDERPREISE

Die Bayerischen Kunstförderpreise werden seit 1965 in den Sparten

Bildende Kunst, Darstellende Kunst, Literatur sowie Musik und Tanz

vom Bayerischen Staatsminister für Bildung und Kultus, Wissenschaft

und Kunst vergeben und sind derzeit mit 6000 Euro dotiert (Ensembles

erhalten bis zu 10000 Euro). Die Kurzfilmporträts zu den Kunstförder-

preisträgerinnen und Kunstförderpreisträgern sind unter www.km.bayern. de/kunst-und-kultur/meldung/4802/herausragende-kuenstler-erhalten- bayerische-kunstfoerderpreise-2016.html zu finden.