Musikplan - page 69

MUSIK UND UMWELT
Musik ist heute allgegenwärtig und wird oft auch
als Belästigung oder Lärm empfunden. Lärm-
wahrnehmung ist subjektiv. Musik hat in ihrer laut-
starken Präsenz erhebliche Auswirkungen auf das
Allgemeinbefinden. Schlafstörungen, Konzentrati-
onsschwäche, Herz-Kreislauf- und Magen-Darm-
Erkrankungen, sowie bleibende Hörschädigungen
wie Schwerhörigkeit oder Ohrgeräusche (Tinni-
tus) können die Folgen sein.
Jugendliche hören durchschnittlich drei Stunden
pro Tag Musik, eine davon mit Kopfhörern. Etwa
ein Drittel besucht regelmäßig Diskotheken, Kon-
zerte, Technoparties oder Festivals. Der Appell
an eine freiwillige Kooperation der Besitzer und
Betreiber entsprechender Veranstaltungsorte und
Anlagen hinsichtlich einer Lautstärkenbegrenzung
verhallt weitgehend ungehört. Aus der Sicht des
Gesundheitsschutzes ist es deshalb wichtig, die
Schallgrenzwerte so festzulegen, dass die Laut-
stärkebelastung in akzeptablen Grenzen bleibt
und dadurch das Risiko gesundheitlicher Beein-
trächtigungen vermindert wird.
Auch am Arbeitsplatz kann die Musik zur Belas-
tung werden. Vom klassischen Orchestermusiker
bis zum DJ sind inzwischen berufsbedingte Schä-
digungen nachgewiesen, die Gegenmaßnahmen
erfordern. Musik als Kunst wird durch die Dau-
erbeschallung im Alltag auch ihrer Wertigkeit
beraubt, sie wird Mittel zum Zweck.
Vorschläge zur Weiterentwicklung:
• Prävention durch verstärkte, zielgruppenspezi-
fische Aufklärung (z. B. durch das bayerische
Projekt „earaction“) mit dem Ziel
x
ein Bewusstsein für selbstverursachten
Lärm zu schaffen
x
Recht anderer auf Ruhe zu vermitteln
x
ein Bewusstsein für die gesundheitlichen
Beeinträchtigungen zu vermitteln,
die durch lautes und dauerhaftes Musik-
hören entstehen
• gezielte Maßnahmen für den aktiven und
passiven Lärmschutz, z. B. durch
x
Schallpegelbegrenzung bei Veranstaltungen
x
Rückmeldung an Techniker und DJs über
Lärmpegelanzeiger
x
Lärmzonenpläne für Veranstaltungsorte
x
Schutzmaßnahmen für Besucher und
Mitarbeiter
x
Beihilfen für öffentlich geförderte Spielstät-
ten bei der Umsetzung der EU-Lärmschutz-
normen durch entsprechende Schwerpunkt-
setzungen bei der Mittelvergabe
• Unterstützung von Forschungsprojekten, die
sich den Wechselwirkungen zwischen Musik
und Umwelt widmen
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