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Fortsetzung von Seite 12

Wer dank Brille gut sieht, blickt im Unterricht besser durch.

Darum fördern bei sehschwachen Kindern auch Augenarzt

und Optiker oft den Schulerfolg.

Prozent! Ab dem 6. Lebens–

jahr führt eine Schielbehand–

lung kaum mehr zum vollen

Seh-Erfolg und nach dem

9. Lebensjahr ist fast nichts

mehr zu retten.. Bei Martin

mit seinen 5 Jahren handelt

der Arzt unverzüglich: Martin

erhält eine Brille. Er muß sie

ohne Unterbrechung den

ganzen Tag tragen, denn sie

dient dazu, das schwache

Auge zu ertüchtigen. Damit

aber das normale Auge nicht,

wie bisher, die ganze "Ar–

beit" übernimmt, wird es

künstlich ausgeschaltet, das

heißt zeitweise mit einem

Pflaster zugeklebt.

Regelmäßig muß Martin

·außerdem in die "Sehschule",

so heißt volkstümlich die

orthaptische Abteilung einer

Augenklinik oder Augen–

praxis. Dort stehen jene tech–

nischen Wunderapparate, mit

deren Hilfe es gelingt, die

Sehkraft schwacher Kinder–

augen zu steigern. Die Be–

handlung tut überhaupt nicht

weh; was ein bißchen schwer

fällt, ist nur das konzentrierte

Stillhalten vor den Geräten.

Martin ist kein Einzelfall.

ln der Bundesrepublik wer–

den jährlich Zehntausende

von Schielkindern geboren.

Allein an der Münchner Uni-

14

versitätsklinik sind pro Jahr

8000 bis 9000 in Behandlung.

Der größte Teil der Schielbe–

handlung sollte bis zur Ein–

schulung beendet sein. Ganz

abgeschlossen aber ist sie

erst nach der Pubertät.

Erst im zweiten Abschnitt

der Behandlung wird das

schielende Auge durch einen

operativen Eingriff in die

richtige Stellung gebracht. Da–

zu Dr. Manfred Freigang, Lei–

ter des Arbeitskreises "Schiel–

behandlung" im Berufsver–

band deutscher Augenärzte:

"Die Operation des schielen–

den Auges ist der sichtbare

Teil der Behandlung, durch

den die Augenstellung korri–

giert wird. Dieser Eingriff er–

setzt allerdings auf keinen

Fall die anderen Maßnahmen.

Welcher Zeitpunkt für die

Operation der günstigste ist,

kann allein der Arzt entschei–

den. ln der Regel zwischen

dem 4. und dem 6. Lebens–

jahr."

Martin sieht heute nie–

mand mehr an, daß e r früher

geschielt hat. Denn der Arzt

hat das Auge durch Opera–

tion richtig gestellt. Seine

Senleistung beträgt aber nur

60 Prozent. Wäre es früher

behandelt worden, meint der

Arzt, hätte man die Sehkraft

womöglich bis auf 100 Pro–

zent normalisieren können.

Aber auch mit dem jetzigen

Stand kann Martin zufrieden

sein. Eine ganze Reihe von

technischen Berufen, d ie ihm

sonst verschlossen gewesen

wären, stehen ihm offen.

Was können Eltern tun, um

bei ihren Kindern möglichst

frühzeitig Sehstörungen zu

erkennen? Dazu Frau Dr.

Sanden vom Bayerischen

Staatsministerium für Arbeit

und Sozialwesen: "Eltern

sollten ihre Kinder sorgfältig

beobachten. Bei Verdacht

sind der Hausarzt, Kinderarzt

oder Augenarzt Anlaufstel–

len. Daneben sollten Eltern

von den Vorsorgeuntersu–

chungen Gebrauch machen."

Die bayerischen Gesund–

heitsämter führen Reihenun–

tersuchungen schon in den

Kindergärten durch . Im Rah–

men der schulärztlichen Un–

tersuchungen mustern sie

auch alle Schulanfänger. Ein

modernes Testgerät ermittelt

rasch und problemlos, ob der

Verdacht auf eine Sehstörung

begründet ist. Die Eltern wer–

den dann in einem Schreiben

aufgefordert, ihr Kind dem

Augenarzt vorzustellen.

Weil Sehstörungen erfah–

rungsgemäß jederzeit, also

auch zwischen den schulärzt–

lichen Untersuchungen auf–

treten können, empfiehlt

Prof. Lund von der Augenkli–

nik der Un iversität München:

"Schon beim geringsten Ver–

dacht auf eine Sehschwäche

sollten Eltern ihre Kinder

fachärztlich untersuchen las–

sen. Besonders wenn es in

der Familie Brillenträger gibt,

oder Fälle von Schielen."

Manche Eltern reagieren

entsetzt, wenn es heißt: Das

Kind braucht eine Brille. Sie

halten das für einen Makel

und schämen sich. Tatsächlich

gibt es eine üppige Palette

von Vorurteilen über Brillen–

träger, die längst in die Mot–

tenkiste gehören. Grundsätz–

lich gilt: Die--negative Einstel–

lung zur Brille geht immer

von den Erwachsenen aus.

Kinder haben von sich aus

nichts gegen Brillen. Im Ge–

genteil: Manche empfinden

sie wert- und persönlichkeits–

steigernd, und werden des–

halbvon Kameraden beneidet.

Erst die ablehnende Hal–

tung der Erwachsenen, der

Schreckensruf

der

Oma

"Mein Gott, wie siehst denn

du aus!" macht Kinder un–

sicher. Umfragen haben je–

doch ergeben, daß seit eini-

ger Zeit ein Sinneswandel zu–

gunsten der Brille stattfindet.

Nicht zuletzt ein Verdienst

der Hersteller, die immer

schickere Brillen auf den

Markt bringen - neuerdings

auch für Kinder. Das eigens

für sie entworfene Brillenge–

stell trägt der kindl ichen Ge–

sichts- und Nasenform Rech–

nung. Es besteht aus robu–

stem Material, ist bruch- und

biegefest ·

Wenn Eltern ein solches

Modell und.dazu noch Kunst–

stoffgläser wählen, haben sie

gleichzeitig ein anderes Pro–

blem gelöst: Sie brauchen

dann keine Angst zu haben,

daß sich ihr Kind bei Spiel

und Sport an den Augen ver–

letzt. Im Gegenteil : Es gab

schon Fälle, in denen di

Brille als Augenschutz wirkte.

~

Kontaktlinsen, die moder–

nen unsichtbaren Sehhilfen,

werden aus hartem oder wei–

chem Kunststoff hergestellt

und direkt im Auge, auf der

Hornhaut getragen. Sie sind,

wie gut sie auch sitzen mö–

gen, Fremdkörper in den Au–

gen und darum manchmal

problematisch. Auch für klei–

ne Kinder kommen Kontakt–

linsen in Frage, aber sie sind

beim Einsetzen und Heraus–

nehmen der Linsen, beim Pfle–

gen und Aufbewahren auf die

Hilfe der Mutter angewiesen.

Wenn Kontaktlinsen nicht

peinlich sauber und steril ge–

halten oder wenn sie zu lan–

ge getragen werden, kommt

es zu schmerzhaften Augen–

entzündungen.

Die Brille ist zwar die wei

J

aus unkompliziertere Seh–

hilfe, dennoch schwärmen

die weiblichen Teenager für

Kontaktschalen. Eine S

&

W–

Biitzumfrage an 2 Münchner

Gymnasien, eines für Mäd–

chen, eines für Buben, ergab:

Mit.15 Jahren setzt der "Bril–

lenknick" ein. Dann greifen

nämlich die Mädchen lieber

zu Kontaktlinsen. Die jungen

Herren hingegen bleiben der

Brille treu.

ln unserer Zeit gehört gu–

tes Sehen ·zur Voraussetzung

für die meisten Berufe. Be–

sonders für die technischen,

aber auch für die Arbeit,

die am Schreibtisch stattfin–

det. Darum sind die Anfor–

derungen an die Senleistung

der Jugend heute höher. Es

ist also keine übertriebene

Vorsorge, wenn Eltern den

Augen ihrer Kinder beson–

dere Aufmerksamkeit schen–

ken, sondern eine dringend

gebotene Lebenshilfe.

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