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Gesellschaftliches bzw. politisches Engagement, Jugendprotest und die Wahl der Mittel
Schließlich erlauben die Daten des IKGs auch einen Rechts-Links-Vergleich:
Abbildung 4: Gewaltbilligung und Gewaltbereitschaft – ein Rechts-Links-Vergleich (Mittelwerte, Skala 1-4)
Allein diese Zahlen lassen die undifferenzierten Gleichsetzungen von links- und rechtsorientierten
Überzeugungsmustern und Gewaltaffinitäten als fragwürdig erscheinen. Gleichwohl bleibt es legitim
und notwendig, auch die Haltungen von linksradikal eingestellten Personen genauer zu untersuchen.
Gewalt und Gewaltbereitschaft hat der langjährige Leiter des IKG, Wilhelm Heitmeyer, schon in den
90er Jahren im Zusammenhang mit tiefgreifenden gesellschaftlichen Strukturveränderungen ver-
knüpft. Er sieht im Gefolge von zunehmenden Individualisierungsprozessen ein Anwachsen von Des-
integrationserfahrungen der Menschen in spätmodernen Gesellschaften: Traditionelle Lebenswelten
und Milieus, die Menschen Heimat und Zugehörigkeit vermitteln, lösen sich auf; ebenso verbindliche
Wertvorstellungen und Normen, die als Kompass einer gesicherten Lebensführung dienen und
schließlich wird auch in diesem Modell ein Rückgang an Teilnahmemöglichkeiten an gesellschaftli-
chen Institutionen angenommen. Diese Prozesse führen zu einem wachsenden Orientierungsverlust
und zu Verunsicherungen
2
. Gewalt ist für Heitmeyer eine mögliche Form, auf diese Erfahrungen von
Ohnmacht zu reagieren.
2 Es sind Erfahrungen, die Erich Fromm in seinem klassischen Buch „Furcht vor der Freiheit“ benannt hat und die zur Suche nach autoritär
garantierten Sicherheiten führt.
