Magazin Einsichten und Perspektiven (Ausgabe 3/13) - page 39

Krisen und Krisenängste. Die Erfahrung der „Großen Depression“ und die Krise der Weltwirtschaft seit 2007
Einsichten und Perspektiven 3 | 13
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49 Vgl. Pressler (wie Anm. 6), S. 73.
Kanzler Heinrich Brüning im Reichstag bei der Regierungserklärung und Vorstellung seines Kabinetts. Auf der Regierungsbank
v. l. n. r.: Reichsfinanzminister Paul Moldenhauer (DVP), Reichsarbeitsminister Adam Stegerwald (Zentrum), Reichsverkehrsminister
Theodor von Guérard (Zentrum), Reichslandwirtschaftsminister Martin Schiele (DNVP), Reichspostminister Georg Schätzel (BVP),
Reichsinnenminister Joseph Wirth (Zentrum), Reichsaußenminister Julius Curtius (DVP), Reichswehrminister Wilhelm Groener
(parteilos), Reichswirtschaftsminister und Vizekanzler Hermann R. Dietrich (DDP).
Foto: Süddeutsche Zeitung Photo
sowie nach einem ersten hohen Wahlsieg der NSDAP im
September 1931, weil den ausländischen Geldgebern nun-
mehr auch noch die politische Stabilität der Weimarer Re-
publik fraglich erschien.
Die Sparpolitik
Die internationale Finanzkrise bewirkte in Verbindung mit
der Krise der Realwirtschaft eine weltweite Deflation, eine
„Große Kontraktion“ der Geldmenge.
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Neben dem Zu-
sammenbruch des Finanzsystems war es dann aber die mit
wenigen Ausnahmen weltweite deflatorische Wirtschafts-
und Finanzpolitik, die die Depression maßgeblich ver-
schärfte. Mit der rigidesten Sparpolitik ist untrennbar der
Name Heinrich Brünings verbunden, der als Reichskanzler
während der Krise der Weltwirtschaft die Sanierung des
deutschen Reichshaushalts zu seinem Ziel erklärt hatte.
Brünings parallel zu den deflatorischenMarktprozessen an-
gelegte Politik wirkte unzweifelhaft krisenverschärfend.
Brüning wollte jedoch nicht etwa nur die laufenden Staats-
ausgaben mit den Staatseinnahmen zur Deckung bringen,
sein Ziel war darüber hinausgehend das Tilgen außeror-
dentlicher Schulden während der Wirtschaftskrise. Nach
seiner Amtsübernahme forcierte er deshalb umgehend eine
Senkung des Lohn- und Preisniveaus, um über die Senkung
der Produktionskosten die Wettbewerbsfähigkeit deutscher
Exporteure zu verbessern. Die infolge der weltweiten Kri-
se rasch und stark fallenden Preise auf den internationalen
Märkten mussten Brünings Deflationspolitik jedoch unter-
graben. Auch setzte Brüning seine deflationäre Parallelpo-
litik strikt fort, indem er mehrfach die unterschiedlichsten
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