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aviso 1 | 2014
DER ZAHN DER ZEIT
aviso Einkehr
Aviso Einkehr
Das Romantik-Hotel Zum Klosterbräu in Bergen
bei Neuburg an der Donau
Text:
Peter Leuschner
Es war ein
landesherrlicher Willkür-Akt! 1552
hob der zum Protestantismus übergetretene Pfalz-
graf Ottheinrich die 967 gegründete Benediktine-
rinnen-Abtei in dem einsam-kleinen Schuttertal-
Ort Bergen bei Neuburg an der Donau kurzerhand
auf. Den Nonnen folgten im 18. Jahrhundert die
Jesuiten und mit ihnen eine neue Blütezeit von
»Baring« – als bedeutende Wallfahrtsstätte. Heute
gehört der Kern des aus demKloster hervorgegan-
genen 400-Einwohner-Dorfes zum Besten, was
Bayern zu bieten hat; samt italienischem Flair
in diesem einst äußersten Zipfel von Schwaben.
Allein, wie in diesem Denkmal-Ensemble um die
leicht erhöht liegende Kirche mit ihrem eigenwillig
freistehenden GlockenturmRomanik und Barock
aufeinanderprallen, ist schon ein Genuss.
Ganz andere Genüsse erwarten uns im Bergener
Klosterbräu – und eine rekordverdächtige Tradi-
tion dazu. Bereits in neunter Generation bewir-
tet hier am Rande des Naturparks Almtühltal die
Familie Böhm ihre Gäste. In einem mehrmals
veränderten Gebäude des 17. Jahrhunderts diri-
giert Junior-Chef Otto Böhm (39), der das Hand-
werk bei Sterne-Koch Heinz Winkler in Aschau
erlernt hat, mit leichter Hand sein Team – und wer
mag, kann ihm dabei dank »gläserner Küche« über
die Schulter schauen. Erst 28 war der Vater von
mittlerweile sechs Söhnen, als er 2003 von seinen
Eltern Otto und Antonie Böhm das Erbe über-
nahm. Bereits unter seinem Großvater, der auch
Otto hieß, war der Klosterbräu für seine gehobene regionale Küche und
sein frisches Wildbret bekannt. Seit Urahn Simon Böhm, ein Bierbrauer
aus dem nicht weit entfernten Obereichstätt, 1744 die ehemalige Ber-
gener Klosterschenke mit Brauerei erwarb, haben seine Nachkommen
den Besitz kontinuierlich vergrößert, verbessert, modernisiert, das Alte
aber stets in Ehren gehalten. Keimzelle des Ganzen ist nach wie vor die
Gaststube mit dem auffälligen Bodenerker in demHauptbau amKirch-
platz 1 – eine Art Ur-Typ gediegener Gemütlichkeit.
Zum Ambiente – viele der Möbel und Bilder sind aus dem Fundus
des weitläufigen Hauses – passt auch die Philosophie von Otto Böhm
und seiner Frau Martina, die aus Liebe zu ihrem Mann eine Lehre als
Hotelfachfrau und als Konditorin in Salzburg absolvierte. Die wichtigs-
ten Begriffe daraus sind Nachhaltigkeit, Frische und Regionalität. So
kommen die Fische aus der nahen Ussel, die Wildenten aus den Donau­
auen, das Rehwild aus den umliegendenWäldern, das Lammfleisch aus
dem Altmühltal und Rind und Schwein aus demHohenlohischen. Die
Preise variieren. 11,80 Euro kostet der Krustenbraten vom Schwäbisch-
Hällischen Landschwein mit Semmelknödel und Salatteller, 28,50 Euro
Lende und Backerl vom Milchkalb mit Burgunder-Trüffel, Blumen-
kohl und Steinpilzravioli). Vegetarier haben es zwar nicht ganz leicht
mit der üppigen Speisekarte, dafür kommt der Dessert-Liebhaber auf
seine Kosten.
Sympathisch: Die verschiedenen
Bier-Spezialitäten liefern On-
kel und Bruder. Das Helle und das legendäre Gutmann-Hefeweizen stam-
men aus der Schloss-Brauerei in Titting, der Heimat von Otto Böhms
Mutter, das Dunkle und das Pils kommen vom bekanntenWinklerbräu
im oberpfälzischen Lengenfeld. Inzwischen ist Otto Böhms jüngerer Bru-
der Georg als Brauer mit Ehefrau Karin neben Gabi und Hanns Konrad
Winkler Geschäftsführer. Übrigens: Was die Familien-Tradition in Bergen
© Otto Böhm - CAP Agentur für Kommunikation und Werbung GbR Neuburg a. d. Donau
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