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aviso 1 | 2018
SKIZZE UND IDEE
COLLOQUIUM
andere weglassen zu können, fordert und fördert die Fähig-
keiten des Sehens und des Abstrahierens. Mit ihren offenen
Stellen regt die Skizze auf besondere Weise eigene Vorstel-
lungen beim Betrachter an.
DAS SKIZZENBUCH
ist eine Kollektion des visuellen Erin-
nerns, das Gesehenes und Gedachtes bewahrt. Das Zeichnen
in ein Buch hat die besondere Bewandtnis, dass jede Skizze,
sei sie flüchtig, beim kurzen Verweilen an einemOrt entstan-
den oder durch sorgfältiges Studium konstruiert Teil einer
gebundenen Sammlung ist. Orte, an denen man zeichnend
gesessen hat und Architekturen, die man skizzierend erfasst
hat, bleiben einem einprägsam in Erinnerung. Im Skizzen-
buch wird damit ein verfügbarer Fundus architektonischer
oder auch anderer Situationen angelegt. Denn »wen eine Lei-
denschaft für die Wahrheit gepackt hat, der entdeckt Schön-
heit in den gewöhnlichsten Dingen.« (Louis I. Kahn). Als
Quelle für die eigene Entwurfspraxis birgt das Skizzenbuch
ein Repertoire alltäglicher architektonischer Situationen.
DIE ZEICHNUNG
ist gegenüber der Skizze weiter
ausdifferenziert. Der zeichnerische Ausdruck und
die Prägnanz einer Zeichnung kann weit feiner
komponiert und entwickelt werden, als es in der
Skizze der Fall ist. Textur, Farbigkeit, Haptik und
Machart einer Zeichnung eröffnen eine zusätzli-
che Vermittlungsebene, die über das klar Ersicht-
liche hinaus reicht und Aspekte von Anmutung
oder Atmosphäre einschließt. Eine Zeichnung
ist immer um den Ausdruck eines bestimmten
Aspektes einer Architektur bemüht. Die präg-
nante Zeichnung hat im Idealfall nicht nur einen
sachlich informativen, sondern einen anregenden
Charakter, weckt Neugierde und den Wunsch, das
links
Werkstattgebäude für einen Drechsler, Master-
studierende am Lehrstuhl für Entwerfen und Gestalten der
Technischen Universität München, 2017, Architektur-
modelle in unterschiedlichen Materialien und Maßstäben.
unten
Julian Kerkhoff (*1987), Skizze zu dem Entwurf für
eine Kelterei auf Neuseeland, Masterarbeit, 2017.