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Damit den Abgeordneten,

den Schulämtern, den Bezirks–

regierungen und dem Ministe–

rium die Wünsche der Schüler–

eltern von besonders sachkun–

digen Leuten nahegebracht

werden, gibt es in Bayern eige–

ne Organisationen. Den Eltern

steht es frei, durch den Beitritt

zu einem dieser Verbände die

eigenen Wünsche verstärkt zur

Geltung zu bringen.

An öffentlichen Schulen und

an vielen Privatschulen gibt es

schließlich den demokratisch

gewählten Elternbeirat, der die

Interessen der Erziehungsbe–

rechtigten zu wahren hat. Gibt

es in einer Gemeinde oder

einem Schulverband mehr als

nur eine Volksschule oder eine

Sondervolksschule, so wird zu–

sätzli

eh

ein

sogenannter "ge–

meinsamer Elternbeirat" gebi 1-

det. Seine Aufgabe ist es, das

interesse über den Be–

eh der einzelnen Schule hin–

aus zu vertreten.

Der Aufgabenbereich des El–

ternbeirats einer Schule ist

groß, aber nicht grenzenlos.

Zweifellos gehören dazu dieje–

nigen Interessen, die sich auf

die Erziehung und Bildung der

Schüler beziehen. Das schließt

sämtliche Unterrichtsveranstal–

tungen ein, aber auch Studien–

fahrten, Wandertage, freiwilli–

ge Arbeitsgemeinschaften usw.

Auch der Schulweg gehört in

das Interessengebiet des Eltern–

beirates.

Nicht in sein Aufgabengebiet

fallen dagegen alle Angelegen–

heiten, die mit der Schule

nichts zu tun haben: Reklame

für Markenartikel, Propaganda

für

litische Parteien, Vereine

Weltanschauungen.

abu ist auch jede Form

ner auf Gewinn gerichteten

wirtschaftlichen

Betätigung.

Ob es um den Verkauf von

Schulranzen oder um den Ab–

schluß einer Haftpflichtversi–

cherung geht: All das bleibt

draußen vor der Schultür und

damit vor dem Sitzungszimmer

des Elternbeirats; denn es hat

mit der rechtmäßigen Interes–

senwahrung nichts zu tun.

Um das Interesse einzelner

Schüler muß sich der Elternbei–

rat stets bemühen, wenn ihn

die Eltern darum bitten . Diese

können also immer selbst ent–

scheiden, ob sie eine Angele–

genheit, die nur ihr Kind be–

trifft, mit oder ohne fremde Hil–

fe regeln wollen. Wie auch im–

mer: Der Elternbeirat steht für

sie mit seinem Sachverstand als

Ratgeber und Interessenvertre–

ter auf jeden Fall bereit.

Schrei nach

Schreibmaschinen

Tipp, tipp,

hurra

D

as nächste Mal holt's

euch an Spediteur

und net an Schul–

bus", schimpft der Fahrer.

So grimmige Scherze hat

er immer dann parat,

wenn Maschinenschrei–

ben auf dem Stundenplan

der Hauptschüler steht.

Dann rücken nämlich die

Acht- und Neuntkläßler

mit "großem Gepäck",

sprich Schulmappe plus

Kofferschreibmaschine,

an. Das Gedränge im

Schulbus wird an solchen

Tagen beinahe lebensge–

fährlich.

Auch den Eitern der

Hauptschüler ist dies

schon lange ein Ärgernis.

Mit Recht fragen sie:

"Warum müssen unsere

Kinder immer die schwe–

ren Büromaschinen her-

Die Fallbeispiele hier und auf den nächsten

Seiten zeigen, warum und wie Elternbeiräte

aktiv werden, welche Schritte zum Erfolg füh–

ren, an welchen Klippen man scheitern kann.

Es sind Geschichten, die das Leben schrieb.

Schöner Brauch

Be-

schwing–

ter Aus–

klang

H

öhepunkt des Schul–

jahres ist bei uns das

Sommertest",

schwärmen alle Schüler,

Eitern und Lehrer der klei–

nen Stadtrandgemeinde.

Da verwandelt sich näm–

lich der nüchterne Pau–

senhof der Volksschule in

einen Vergnügungspark

mit Tombola, Kasperl–

theater, Musikpavillon,

mit Würstchenbuden und

Getränkeständen, mit Ti–

schen, Bänken und Gar–

tenschirmen.

Es gibt Bier für die Gro–

ßen, Limo und Saft für die

umschleppen?" Der Rek–

tor bedauert: "Leider fehlt

der Schule das Geld, eige–

ne Schreibmaschinen an–

zuschaffen."

Schließlich

wenden

sich die Väter und Mütter

mit diesem Problem an

den Elternbeirat. Der Vor–

sitzende verspricht, sein

Bestes zu tun. Er schickt

ein Gesuch an den Ober–

bürgermeister der Stadt;

denn diese ist als Schul–

aufwandsträger für die

Anschaffung von Lehrmit–

teln zuständig.

Aber die Bitte, der

Schule die notwendigen

Schreibmaschinen

zu

kaufen, wird von der Stadt

abgelehnt. Doch der El–

ternbeirat bleibt hartnäk–

kig. Er wiederholt den

Wunsch und weist dabei

Kleinen. Vor allem aber

gibt es Spiele, Sport und

Spaß am laufenden Band

für jung und alt.

1400

fröhliche Gäste

tummelten sich auf dem

letzten Schulfest, darunter

viele Bürger aus der

Nachbarschaft, die der

Einladung der Schule ge–

folgt waren.

Den schönen Brauch,

das Schuljahr mit einem

Sommerfest zu krönen,

verdankt die kleine Ge–

meinde dem Elternbeirat

der Volksschule. Er hatte

die Idee und übernimmt

jedesmal, gemeinsam mit

den Lehrern, die monate–

langen Vorbereitungsar–

beiten.

Die Lehrer sind jeweils

zuständig für das "Künst–

lerische": Sie gestalten mit

den Kindern das Unterhal–

tungsprogramm, studieren

Tänze, Lieder, Theater–

szenen ein, betreuen die

Wettspiele. Die Eitern

übernehmen das "Prakti–

sche", das heißt, sie orga–

nisieren alles, was zum

Fest gehört, und kümmern

sich um die Finanzierung.

Zur

Vorbesprechung

des letzten Schulfestes traf

man sich bereits im Febru–

ar. Schon im März legte

man .in Absprache mit

dem Schulleiter den ge–

nauen Termin fest. Die

Lehrer wurden gebeten,

das Programm auszuar–

beiten. Der Elternbeirat

beauftragte eine Brauerei

mit dem Getränkeaus–

schank und mit dem Auf–

stellen von Tischen und

Stühlen.

ln seiner Maisitzung

legte der Elternbeirat be-

auf den einschlägigen Ar–

tikel 25 Absatz 2 des

Volksschulgesetzes hin.

Er verpflichtet nämlich

den Träger des Schulauf–

wands, die für den Unter–

richtsbetrieb notwendigen

Lehrmittel bereitzustellen.

Dazu gehören auch die

Schreibmaschinen für die

Wahlpflichtkurse

der

Hauptschule.

Mit diesem hieb- und

stichfesten

Argument

schafft es der Elternbeirat

beim dritten Anlauf.

Schon im nächsten Schul–

jahr gab es 25 nagelneue

Schreibmaschinen an der

Schule, zur Freude der

Kinder und nicht zuletzt

des Busfahrers. So wurde

das

Schreibmaschinen–

Problem vom Elternbeirat

tipptopp gelöst.

reitseine Liste von Namen

von rund

30

Vätern und

Müttern vor, die sich als

freiwillige Helfer für das

Schulfest gemeldet hatten.

Ein vom Elternbeirat

entworfenes

Schreiben

ging an viele Firmen in

der Umgebung; man bat

darin um kleine Sach–

spenden zur Bestückung

der Tombola. Gleichzeitig

erhielten die Eitern einen

Brief mit der Bitte, am Tag

des Festes selbstgebacke–

ne Kuchen zu stiften.

Drei Wochen vor dem

Fest gingen die Einladun–

gen hinaus. Um den Kreis

der Besucher über die

Schule hinaus zu erwei–

tern, hängte man die Ein–

ladungen in Geschäften

aus. -

ln den Tagen vor dem

Fest besorgten die ver–

schiedenen Arbeitsgrup–

pen das Zubehör. Papp–

teller und Becher, Kaffee

und Grillwaren. Die Ko–

sten streckte die Elternbei–

ratskasse vor.

Am Tag des Festes ka–

men als Folge des Eltern–

rundbriefs

150

frische Ku–

chen an. Die Brauerei lie–

ferte die Getränke, Tische

und Stühle. Nachdem alle

Vorbereitungen

abge–

schlossen waren, konnte

das Fest beginnen.

Eitern und Lehrer ist die

gewaltige Vorarbeit nicht

zu viel. Alle Jahre wieder

gestalten sie mit Begeiste–

rung ihr Schulfest War–

um? Weil es eine echte

Gemeinschaftsveranstal–

tung ist und weil es die

menschlichen Kontakte

über den Bereich der

Schule hinaus fördert.

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