Erinnerungsarbeit: Schüler erschaffen eine Träne zum Gedenken an Euthanasieopfer

Die Schwächsten schützen: Zwei Jahre lang beschäftigten sich die Schüler eines Sonderpädagogischen Förderzentrums in München intensiv mit dem Thema der Euthanasiemorde im Dritten Reich. Es entstand ein selbst entworfenes und gebautes Mahnmal: Eine Träne zum Gedenken.
Im Bayerischen Landtag konnten die Schülerinnen und Schüler nun ihr Mahnmal zum Gedenken an die Opfer der Euthanasiemorde während der NS-Zeit im Beisein von Landtagsabgeordneten präsentieren. Die Entstehung des Mahnmals wurde von der Bayerischen Landeszentrale für politische Bildungsarbeit betreut.
Eine Träne war das zentrale Symbol, das die Sechstklässler für das Denkmal wählten. Trauer und Tränen seien die erste Reaktion der Schülerinnen und Schüler gewesen, als sie vom Schicksal der Behinderten in der NS-Zeit erfuhren.
Vorgeschichte: Von der Gedenktafel zum pädagogischen Projekt
Eine Petition war Anlass für das Denkmal. Die Petenten machten darauf aufmerksam, dass ein Mahnmal für die Opfer der Euthanasiemorde in München fehle; sie forderten eine Gedenktafel. Der Hochschulausschuss des Bayerischen Landtags wollte zwar dem Wunsch grundsätzlich nachkommen, jedoch wurde zu dem Zeitpunkt bereits ein zentrales Münchner Denkmal für alle Opfer der NS-Zeit, und damit auch für die Euthanasie-Opfer, geplant.
Daher einigte man sich darauf, dass die Landeszentrale für politische Bildungsarbeit eine Schulklasse beauftragen und bei der Herstellung eines Denkmals betreuen sollte, das dann an verschiedenen Orten gezeigt wird.
Intensive Beschäftigung mit dem Thema Euthanasiemorde

Unter Leitung der Landeszentrale und der Lehrkräfte Colette Mecking und Mona Göschel am Sonderpädagogischen Förderzentrum (SFZ) Rothwiesenstraße / München Nord-West entstand in den Jahren 2010 bis 2012 das Mahnmal.
Dazu beschäftigten sich die beteiligten Schülerinnen und Schüler intensiv mit dem Thema Euthanasiemorde. Bei ihren Recherchen stießen sie zudem darauf, dass es in Ludwigsfeld in unmittelbarer Nähe zu ihrem heutigen Schulgelände auch einen Ort nationalsozialistischer Verbrechen gab.
Die Schwächsten schützen!
Die Schüler wollten ein „Mahnmal für Behinderte, die im Dritten Reich gequält und ermordet wurden“ schaffen, wie dessen Inschrift besagt. Dazu gestalteten sie neben einer großen, mit Mosaiksteinen besetzten Träne auch empor ragende Hände als zentrale Symbole und Blickfang des Denkmals. Die Träne steht dabei für das Leid der Opfer wie auch der Gedenkenden.
Die Hände stehen für die Hilfsbedürftigen, können aber ebenso als Stopp-Zeichen gegen zukünftige Verbrechen verstanden werden. Am Podest befestigten die Schülerinnen und Schüler selbstgefertigte Ton-Platten mit Inschriften wie der Mahnung „Lasst niemals wieder eine Zeit kommen, in der wir den Schwächsten in der Gesellschaft unseren Schutz versagen!“, aber auch mit Symbolen wie zwei Bussen, die für die Deportation stehen.
Beeindruckende Ausgestaltung

Das Mahnmal konnte am 21. Mai von Vertretern der Landeszentrale, der betreuenden Lehrerin Colette Mecking, der Schulleiterin Helga Hohner und natürlich den Schülerinnen und Schülern vor der Landtagspräsidentin Barbara Stamm und Vertretern des Hochschulausschusses feierlich präsentiert werden.
Die Parlamentarier zeigten sich beeindruckt von der Ausgestaltung durch die Jugendlichen. Barbara Stamm dankte der Schule und allen Beteiligten für ihr Engagement und sprach sich für eine erneute Präsentation des Denkmals beim jährlichen, zentralen Holocaust-Gedenktag am 27. Januar im Bayerischen Landtag aus.
Das Mahnmal wird nun auf Wanderschaft gehen und vom 22.05.2014 an im Max-Mannheimer-Studienzentrum in Dachau zu sehen sein. Weitere Stationen sind anschließend die Regierung von Oberbayern und das ICP München am Luise-Kiesselbach-Platz.
Weitere Informationen
Stand: 22. Mai 2014 // Bilder (3): Bayerischer Landtag