Podiumsdiskussion im Landtag: Schüler diskutieren mit Experten über Politik in Bayern

Aufbruchsstimmung im Landtag. Rund 200 Schüler aller weiterführenden Schularten machen sich auf den Weg zu einem politischen Dialog, in dem es um ganz persönliche Erfahrungen und Visionen geht. Gemeinsam mit Experten suchen sie nach Antworten auf die Frage: „Bayern nach der Wahl – was erwarten wir von der Politik?“
Diskussion im Senatssaal des Bayerischen Landtags: Nach der Begrüßung durch Vizepräsidentin Inge Aures erörterten Professor Dr. Ursula Münch (Direktorin der Akademie für Politische Bildung Tutzing), und Peter Issig (Stv.Redaktionsleiter Bayern der Welt am Sonntag) die Situation nach der Landtagswahl in Bayern. Moderiert wurde der politische Dialog von Dr. Harald Parigger (Leiter der Bayerischen Landeszentrale für politische Bildungsarbeit).
Schülerinnen und Schüler aus Mittelschulen, Realschulen, Fachoberschulen und Gymnasien diskutierten anschließend mit Vertretern der Politik über Erfahrungen und Erwartungen hinsichtlich der Politik in Bayern und setzten ihre Gespräche im Steinernen Saal in kleinerem Rahmen fort. Die Veranstaltung wurde von der Bayerischen Landeszentrale für politische Bildungsarbeit und dem Bayerischen Landtag durchgeführt, von BR-alpha aufgezeichnet und wird am 14. Dezember 2013 um 22.30 Uhr in der Sendereihe “Denkzeit” gesendet.
Bestandsaufnahme nach der Wahl
“Kümmert sich die junge Generation zu wenig um Politik oder kümmert sich die Politik zu wenig um die Jugend?“ war unter anderem eine der Kernfragen, die nach einer kurzen Bestandsaufnahme der politischen Situation Bayerns nach der Wahl im Mittelpunkt des Gesprächs zwischen Professor Dr. Ursula Münch und Peter Issig stand. Im Gespräch wurde klar, dass sich junge Leute durchaus für Politik interessieren, sich jedoch nicht unbedingt parteipolitisch engagieren.

Heidi Wolf, Pressesprecherin des Bayerischen Landtags, bat im Anschluss den ehemaligen Landtagspräsidenten Johann Böhm (CSU) und Alterspräsident Prof. Dr. Peter Paul Gantzer (SPD) sowie die Jungpolitiker Felix Wobst (CSU) und Benjamin Scherer (ÖDP), sich den Fragen der Schülerinnen und Schüler zu stellen. Schnell wurde klar, dass sich die Teenager zum einen nicht immer von Politikern angesprochen fühlen und zum anderen nicht genügend Möglichkeiten sehen, sich mit politischen Themen zu beschäftigen.
Mehr politische Beteiligung gefordert
Felix Wobst betonte in diesem Zusammenhang, dass man nicht gleich der Jugendorganisation einer Partei beitreten müsse, sondern politisches Engagement dort beginne, wo sich Menschen für das Gemeinwohl einsetzten, auch als Klassensprecher oder Schülersprecher.
Benjamin Scherer schlug vor, dass man mehr aktuelle politische Themen im Unterricht besprechen müsse, was Peter Paul Gantzers Forderung nach mehr Basisarbeit an den Schulen in punkto politischer Bildung unterstützte. Sein Vorschlag, mehr Sozialkunde und weniger Deutsch zu unterrichten, erntete seitens der Schüler Beifall, während anwesende Lehrer eher ihrer Skepsis Ausdruck verliehen.
Senkung des Wahlalters
Neben Fragen zu dem weitgehenden Konsens politischer Parteien, sobald es um die Bezahlung von Politikern gehe, beschäftigten sich weitere Fragen aus der Schülerschaft vor allem mit den Möglichkeiten, die sie als Jugendliche nutzen könnten, um ihre Bedürfnisse darzulegen – zum Beispiel als jemand unter 18. Benjamin Scherer plädierte in diesem Zusammenhang für eine Senkung des Wahlalters auf 14 Jahre. Heidi Wolf nutzte diese Gelegenheit für eine kurze Saalumfrage, die ergab, dass sich die meisten für ein Wahlalter ab 16 entschieden. Johann Böhm, der sich einst selbst für die Senkung des Wahlalters von 21 auf 18 eingesetzt hatte, betonte, dass, wer noch nicht geschäftsfähig sei, auch nicht wählen dürfe. Peter Paul Gantzer ergänzte, dass die Senkung des Wahlalters die Wahlbeteiligung nicht unbedingt steigern würde.
Auf die Frage der Möglichkeiten nach politischer Teilhabe Jugendlicher mit Migrationshintergrund rieten die Politiker, dass man sich nicht entmutigen lassen solle und sich dennoch in Verbänden, Vereinen und politischen Organisationen engagieren könne. Benjamin Scherer plädierte in diesem Zusammenhang für ein Wahlrecht für Ausländer.
Dr. Harald Parigger betonte in seinem Schlusswort, dass es sich lohne, sich für Demokratie einzusetzen und appellierte an die Schülerinnen und Schüler, die Chance zur politischen Teilhabe in jeder Hinsicht zu nutzen.
Stand: 2. Dezember 2013 // Bilder: Rolf Poss, Copyright: Bildarchiv Bayerischer Landtag