Bundeswettbewerb Entwicklungspolitik: Fünf bayerische Schulen ausgezeichnet

Bundespräsident Joachim Gauck hat die Gewinner des Bundeswettbewerbs Entwicklungspolitik ausgezeichnet. Fünf bayerische Schulen sind unter den Preisträgern: Sie kommen aus Thüngersheim, Walpertskirchen, Marquartstein, Unterschleißheim und Ingolstadt. Thema des diesjährigen Wettbewerbs war: Perspektive wechseln!
Bundespräsident Joachim Gauck und Bundesminister Dirk Niebel haben im Schloss Bellevue 200 Schülerinnen und Schüler für ihre Beiträge zum Schulwettbewerb des Bundespräsidenten zur Entwicklungspolitik „Alle für Eine Welt – Eine Welt für Alle“ ausgezeichnet. Unter den Preisträgern sind auch fünf Schulen aus Bayern:
Carl-Orff-Gymnasium Unterschleißheim, 5. und 6. Klasse

1. Preis der Kategorie 2 (Klassen 5 und 6): „Perspektive wechseln – Szenen aus Deutschland und Südafrika“
In diesem Unterstufentheaterprojekt beschäftigten sich Schülerinnen und Schüler mit dem Alltag von südafrikanischen Kindern und Jugendlichen. Sie haben einen Perspektivenwechsel erreicht, indem sie abwechselnd Szenen aus dem deutschen und aus dem südafrikanischen Alltag auf der Bühne darstellten, z. B. eine Frühstückssituation, das Thema Zukunftsträume, den Schulalltag oder auch den Umgang mit Gewalt.
Anschließend setzten sie sich kritisch in eigenen Fragebögen und durch ein Feedback der südafrikanischen Partnerschüler mit ihren Vorstellungen vom Leben am Kap auseinander und recherchierten, ob sie Klischees bedienten oder dem Alltag nahegekommen sind. Derzeit wird dasselbe Theaterprojekt an einer Schule in Kapstadt aus Sicht südafrikanischer Jugendlicher umgesetzt. Die Jury ist überzeugt, dass aus diesem Projekt noch viele Aktivitäten entstehen werden.
Georg-Anton-Urlaub Grundschule Thüngersheim und die Grundschule Walpertskirchen, 1.-4. Klassen

2. Platz der Kategorie 1 (1.-4. Klassen): „stell dir mal vor ... NEUE WEGE SEHEN ... stell dir mal vor ... stell dir mal vor ...“
Vier deutsche Klassen, unter ihnen die beiden Grundschulen aus Bayern, und eine ugandische Klasse haben anhand des Themas Schulweg den Perspektivenwechsel vollzogen. Die Kinder einer jeden Schulklasse haben ihren Schulweg betrachtet und gemalt: Manche fahren mit dem Bus zur Schule, andere laufen zu Fuß, vorbei an Sportanlagen, durch die Stadt oder die Tierwelt. Nach einem Austausch der Bilder per E-Mail wurden diese von allen Schülern der verschiedenen Regionen kommentiert; Fragen, Gespräche und der Perspektivwechsel ergaben sich.
Aus den kommentierten Bildern entstanden Würfel, die auf vielfältige Weise auch als Unterrichtsmaterial eingesetzt werden können. So können die Schülerinnen und Schüler spielerisch mit jedem Wurf einen neuen Schulweg entdecken.
Der innovative Ansatz, das komplexe Thema „Eine Welt“ auf ein bekanntes, allen Schulkindern gemeinsames Thema herunterzubrechen, imponierte der Jury.
Staatliche Fach- und Berufsschule Ingolstadt, 13. Klasse

3. Preis der Kategorie 4 (Klassen 11-13): „Endstation Sehnsucht – Ein Würfelspiel über die Flucht eines Afrikaners von Somalia nach Europa und über die Urlaubsreise eines Europäers nach Kenia“
Das Würfelspiel „Endstation Sehnsucht“ ist für zwei Spieler konzipiert: einen deutschen Urlauber auf dem Weg zu einer Urlaubsreise nach Kenia und einen Somali, der auf dem Weg nach Deutschland ist, um dort Asyl zu beantragen. Die Spielregeln sind dabei alles andere als gerecht: Fragen, Ereigniskarten und -felder lassen den Deutschen schneller vorankommen und mehr Punkte sammeln als den Somali.
Die Jury hat insbesondere die Konsequenz und Detailgenauigkeit der Ausarbeitung beeindruckt.
Achental-Realschule Marquartstein, 6. Klasse

Sonderpreis der Nichtregierungsorganisationen: "Danke, mit deinen Augen sehe ich mehr“/ „Gracias, con tus ojos veo más“
Die Schülerinnen und Schüler der Achental-Realschule dokumentieren den Austausch mit ihrer Partnerschule in Montevideo (Uruguay): Über verschiedene Vorstellungs- und Wahrnehmungsspiele nehmen sie ihr Gegenüber und ihre Umgebung aus einer anderen Perspektive wahr und entdecken dabei „selbstverständliche Besonderheiten und besondere Selbstverständlichkeiten“.
Der Preis, ein interkulturelles Training von AFS – Interkulturelle Begegnung, soll eine tiefere Beschäftigung mit dem Thema begünstigen und helfen, das Projekt noch nachhaltiger zu gestalten.
Im Großen Saal von Schloss Bellevue gratulierte der Bundespräsident den Gewinnern, die aus ganz Deutschland angereist waren, und sagte: „Die richtigen Fragen können unseren Alltag verändern – und auch eine der wichtigsten Perspektiven, den Blick auf uns selbst. Ihr habt das in Euren Projekten erfahren. Im Alltag übersehen und vergessen wir oft das Glück, das uns allen gegeben ist. Das Glück, so frei und sicher leben zu können, wie wir es in unserem Land tun. Wenn wir unsere Augen und unser Herz öffnen für die harten Schicksale anderer Menschen, können wir das mit noch mehr Dankbarkeit sehen.“
Der Bundesminister betonte in seinem Grußwort: „Die mehr als 500 Wettbewerbsbeiträge verdeutlichen: Man darf sich von großen Herausforderungen und vermeintlich schwierigen Themen nicht einschüchtern lassen. Man muss kein Politiker sein und auch kein Popstar, um sich zu engagieren. Es geht um die Zukunft unserer Welt. Jeder kann an ihr mitwirken und ein Zukunftsentwickler sein.“
In der aktuellen Wettbewerbsrunde 2011/2012 wurden unter dem Motto „Was siehst du, was ich nicht sehe? – Perspektive wechseln!“ Schülerinnen und Schüler der Klassen 1 bis 13 aufgerufen, die Welt durch andere Augen zu betrachten, sich der eigenen und der fremden Perspektive bewusst zu werden und sich zu fragen, was unterschiedliche Lebensverhältnisse und Wertorientierungen für die Menschen hier und anderswo bedeuten. Diesem Aufruf folgten in der aktuellen, fünften Wettbewerbsrunde mehr als 9.500 Schülerinnen und Schüler in den Kategorien 1 bis 4. Zudem beteiligten sich 22.500 Schülerinnen und Schüler in der Kategorie Schulpreis. Insgesamt wurden über 500 Wettbewerbsbeiträge eingereicht.
Stand: 5. Juni 2012 / Fotos: capito/Karstens