Mathe-Olympiasieger: Der Schüler Kevin Höllring im Interview

Der Nürnberger Gymnasiast Kevin Höllring landet bei Mathematik-Wettbewerben regelmäßig auf den vorderen Plätzen. Kürzlich erst gewann er im Bundesfinale der Deutschen Mathematik-Olympiade die Goldmedaille. Im Interview spricht er über sein Talent, Strategien und das Image von Mathe.

Mathe-Ass: Der Nürnberger Gymnasiast Kevin Höllring
Mathe-Ass: Der Nürnberger Gymnasiast Kevin Höllring

Zur Person: Kevin Höllring besucht das Johannes-Scharrer-Gymnasium Nürnberg. In der Bundesrunde der Mathematik-Olympiade gewann er zahlreiche Preise, beim Bundeswettbewerb Mathematik holte er zwei Bundessiege nach Bayern. In der 2. Runde des Bundeswettbewerbs Mathematik war Bayern im vergangenen Jahr das erfolgreichste Bundesland: Mit elfmal Gold, zehnmal Silber und sechsmal Bronze kehrten die Teilnehmer in den Freistaat zurück. Kevin Höllring gewann außerdem bei der mitteleuropäischen Mathematik-Olympiade in Kroatien eine Silber- und eine Bronzemedaille. Falls er sich im Auswahlwettbewerb durchsetzt, wird Kevin im Juli in Argentinien bei der Internationalen Mathematik-Olympiade für Deutschland antreten.





> Wann hast Du das erste Mal gemerkt, dass Du in Mathe so richtig gut bist?
Meine Mutter erzählt gerne, wie ich als kleines Kind in der Küche auf der Anrichte saß und in einem Katalog über Einbauküchen blätterte. Ich sagte: "Die Küche kostet aber so und soviel Mark mehr als die andere". Meine Mutter hielt es für einen Scherz, aber als sie nachrechnete, stellte sie fest, dass ich recht hatte. Zu dem Zeitpunkt war ich noch nicht einmal in der Grundschule.

> Du bist zweimaliger Bundessieger in Mathematik. Wie bereitest Du Dich vor?
Man kann sich grundlegende Strategien aneignen, wie man an bestimmte Aufgabenstellungen herangeht, aber da die Aufgabensteller jedes Jahr neue Gedankengänge in ihre Aufgaben einbetten, ist es doch jedes Mal ein neues Erlebnis. Außerdem habe ich die Erfahrung gemacht, dass zu viel Vorbereitung dazu führt, dass ich mir zu viele Gedanken mache. Dann fallen die Ergebnisse schlechter aus.

> Gibst Du Dein Wissen auch weiter, etwa an andere Schüler oder über Nachhilfe?
Ich helfe anderen Schülern durch Nachhilfe, auch in den Pausen muss ich häufig als sofort verfügbare Frage-Antwort-Maschine herhalten. Nachhilfe gebe ich in Fremdsprachen, Mathematik, Physik und in Chemie. Bisher sind meine Nachhilfeschüler sehr zufrieden mit meinen Erläuterungen. Hin und wieder machen sie mich aufmerksam, wenn ich abschweife.
 

Kevin Höllring (Mitte) bei der Siegerehrung der 51. Deutschen Mathematik-Olympiade in Frankfurt
Kevin Höllring (Mitte) bei der Siegerehrung der 51. Deutschen Mathematik-Olympiade in Frankfurt

> Welcher Teilbereich der Mathematik ist Deine Spezialität? Was kannst Du besonders gut?
Das ändert sich mit der Zeit. Zu Beginn war ich besonders gut in Zahlentheorie und eher mittelmäßig in Kombinatorik, Geometrie und Algebra. Inzwischen würde ich Geometrie und Algebra als meine erfolgreichsten und beliebtesten Themengebiete bei Wettbewerben bezeichnen, wohingegen ich Zahlentheorie und Kombinatorik bei Weitem nicht mehr so sehr schätze wie bei meinen ersten Teilnahmen an Wettbewerben.

> Manche Schüler können Mathematik gar nicht leiden? Warum ist das so?
Ich sehe ein großes Problem darin, dass diese ablehnende Haltung hauptsächlich von Eltern und Erwachsenen vorgelebt wird. Wenn ich auf einer Preisverleihung bin und ein Redner ansetzt zu sagen "Mathe hat mich noch nie interessiert", dreht sich mir der Magen um. Es sind solche Äußerungen, die Schüler in ihrer Haltung bestätigen. Würden die Eltern ihren Kindern vorleben, dass Mathematik nützlich und wichtig ist, dann hätte sie kein so schlechtes Image. Das bemerke ich immer, wenn ich als "Mathe-Freak" bezeichnet werde. Hätte sie kein negatives Image, würde sich niemand daran stören, wenn ich mich so gerne mit ihr beschäftige.

> Die MINT-Fächer Mathe, Informatik, Naturwissenschaften und Technik werden in Bayern besonders gefördert - konntest Du davon profitieren?
Ich konnte tatsächlich von dem für Mathematikbegeisterte geschaffenen Förderprogramm "Spitzenförderung Mathematik Bayern" profitieren, das mich in der achten Klasse auf meinen Weg zu den größeren Mathewettbewerben gebracht hat. Auf dem ersten Seminar am Hesselberg haben es die Veranstalter tatsächlich geschafft, meine Begeisterung endgültig zu wecken, was sich bis heute ausgewirkt hat.

> Hast Du Dir schon Gedanken über Studium und Beruf gemacht?
Bisher sieht es danach aus, dass ich eine Kombination aus Mathe und Physik studieren werde. Wie es danach weitergeht, steht in den Sternen. Ich lasse die Zukunft wohl noch etwas mehr auf mich zukommen.


Das Interview erschien in der Ausgabe 1/2012 der Zeitschrift Schule & Wir.
 

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