Gemeinsames Gedenken Befreiung des Konzentrationslagers Dachau jährt sich zum 78. Mal

Der Lagerkomplex Dachau soll als dauerhafter Ort des Lernens und Erinnerns bewahrt werden – darum sind Erneuerung und Umgestaltung wichtig
Der Lagerkomplex Dachau soll als dauerhafter Ort des Lernens und Erinnerns bewahrt werden – darum sind Erneuerung und Umgestaltung wichtig

Aus der Vergangenheit Lehren für die Zukunft ziehen: Die Gedenkveranstaltung anlässlich des 78. Jahrestags der Befreiung des Konzentrationslagers Dachau ist ein wichtiger Appell wider das Vergessen. 

Kultusminister Prof. Dr. Michael Piazolo
Kultusminister Prof. Dr. Michael Piazolo

Kultusminister Prof. Dr. Michael Piazolo hat am Sonntag (30. April), dem 78. Jahrestag der Befreiung des Konzentrationslagers Dachau, der Opfer des NS-Terrors gedacht. Er würdigte die Bedeutung Dachaus als Ort des Lernens und Erinnerns. „Vor 90 Jahren begannen hier Unrecht, Unmenschlichkeit, Leid und Mord, getrieben von fanatischem Hass und ideologischer Verblendung. Zehntausende unschuldige Menschen haben im KZ Dachau und seinen Außenlagern ihr Leben verloren. Die Grausamkeit der Verbrechen hallt bis heute nach, Schmerz und Trauer durchdringen hier jeden Gedanken. Wir wollen an die Menschen erinnern, die hier Opfer einer Weltanschauung ohne jede Achtung vor der Würde des Menschen wurden. Lassen Sie uns gemeinsam dafür sorgen, dass das Gedenken dazu dient, dass auch künftig unser Rechtsstaat und unsere Demokratie ein festes Fundament haben“, unterstrich Piazolo.

Auch wies der Kultusminister darauf hin, dass bis 2033, also hundert Jahre nach der Errichtung des KZ Dachau, eine Dekade der „Erneuerung der Erinnerung“, beginne. Das bedeute konkret: Es gibt kaum noch Zeitzeugen, die Bedeutung der Relikte als steinerne Zeugen des NS-Terrors wächst, „Die baulichen Zeugnisse der Lagerzeit werden jedoch fragil“, daher sei wichtig, die „Überreste des ehemaligen Lagers als Beleg für die Nazi-Gräueltaten zu bewahren und den Lebenden einen Ort zu erhalten, an den sie physisch kommen können“. „Wo sich das Geschehen ereignete, sind Erkennen, Begreifen, Lernen ganz besonders möglich“, so Piazolo.

Karl Freller, Direktor der Stiftung Bayerischer Gedenkstätten: „Es ist wesentlich, das Bewusstsein für die Geschichte aufrechtzuerhalten und die Erinnerung an die Opfer zu wahren – im Zusammenhang mit der Erinnerung an die Grauen des Nationalsozialismus und um sicherzustellen, dass sich solch schreckliche Verbrechen niemals wiederholen. Gedenkstätten als authentische Orte der Erinnerung an die NS-Zeit spielen dabei eine entscheidende Rolle. Denn nur eine Gesellschaft, die sich aktiv erinnert, kann den Bedrohungen der Demokratie erfolgreich begegnen. Für ein glaubhaftes ‚Nie wieder!‘ bedarf es einer kontinuierlich wehrhaften Demokratie. Dass eine Demokratie sich mit demokratischen Mitteln selbst abschaffen kann, lehrt uns leider die Erfahrung aus der Weimarer Republik.“

Dauerhafte Erinnerungs- und Lernorte für Schülerinnen und Schüler

„Die Gedenkstätte Dachau soll auch heute und in Zukunft unsere Lehrkräfte wie auch unsere Schülerinnen und Schüler prägen. Deshalb wollen wir die Überreste des ehemaligen Lagers für die nachwachsenden Generationen als dauerhafte Erinnerungs- und Lernorte bewahren“, betonte Piazolo. Der Ort Dachau sei für das bayerische Bildungswesen zentral, die Beschäftigung mit der Zeit der Nationalsozialisten rege die Schülerinnen und Schüler dazu an, sich aktiv als Demokraten zu engagieren und für den Rechtsstaat einzusetzen.

Erneuerung und Umgestaltung der Gedenkstätte

Piazolo kündigte auch an, dass die Gedenkstätte erneuert und umgestaltet werde. In der Baracke West entstehen zum Beispiel neue Bildungsräume, in denen sich ansprechende Didaktik mit digitalen Elementen auch räumlich realisieren lässt. „Allerdings wird das Digitale die physische Erlebbarkeit des Ortes nie ersetzen können“, betonte der Kultusminister.

Bund und Land in „gemeinsamer historischen Verantwortung“

Piazolo äußerte sich auch zur teilweise problematischen Zusammenarbeit mit dem Bund und stimmte einen versöhnlichen Ton an: „Bund und Land arbeiten seit vielen Jahren zusammen, um die Erinnerung zu bewahren und ihrer gemeinsamen historischen Verantwortung gerecht zu werden. Die Diskussionen um die Fortentwicklung dieses Ortes werden breit und intensiv geführt. Ich freue mich, dass nach den Differenzen nun Möglichkeiten aufscheinen, das Projekt konstruktiv und gemeinsam zu realisieren.“

Mehr als 41.000 Menschen verloren ihr Leben

Das KZ Dachau bestand als einziges Konzentrationslager während der gesamten zwölf Jahre der NS-Diktatur und diente den anderen Konzentrationslagern als Vorbild; im Hauptlager und den Außenlagern wurden mehr als 41.000 Menschen ermordet. Am 29. April 1945 wurde das Lager durch amerikanische Truppen befreit. Die Gedenkstätte des ehemaligen Konzentrationslagers geht auf die Initiative überlebender Häftlinge zurück, die sich im Comité International de Dachau (CID) zusammengeschlossen haben. Seit 2003 ist die Stiftung Bayerische Gedenkstätten – gemeinsam mit dem CID – mit der KZ-Gedenkstätte Dachau betraut.

Sonderausstellung „Auftakt des Terrors“

Aktuell wird in der KZ-Gedenkstätte Dachau bis 30. September 2023 die Sonderausstellung „Auftakt des Terrors – Frühe Konzentrationslager im Nationalsozialismus“ gezeigt. In elf Themenstationen beleuchtet diese die Rolle und Funktion, die den frühen Konzentrationslagern in der Zeit des Nationalsozialismus zukam.

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