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aber alle voneinander lernen können.

So staunen die Kinder aus der Regel–

schule immer wieder über die Kreati–

vität, die die St:-Nikolaus-Schüler in

den musischen Fächern an den Tag le–

gen. Die Grundschüler haben auch ei–

nen ganz natürlichen Instinkt dafür ent–

wickelt, wann und in welcher Form

Hilfestellungen angebracht sind. Als

es im Heimat- und Sechkundeunter–

richt darum geht, Begriffe nochmals

zu nennen, die in der Erarbeitungs–

phase

bereit~

gefallen sind, wird nicht

ungeduldig dazwischengerufen, son–

dern es kommt ein ermunterndes "Los,

du weißt das sicher!" von einem Bu-

ben an die Adresse seines behinder–

ten Banknachbarn.

"Man darf sich das Ganze trotz–

dem nicht als heile Welt vorstellen",

betont· Ekkehard Auth. "Es gibt immer

wieder Konfliktsituationen innerhalb

dieser Gro5gruppe, bei denen es

manchmal ganz heftig zur Sache

geht. Aber das ist ein absolut norma–

les zwischenmenschliches Verhalten.

Mit künstlicher Schonung ist unseren

Kindern nicht geholfen!" Probleme kön–

nen vor ollem in dem vermeintlich "in-

tegrationsfähigsten" Fach Sport entste–

hen. "Bei Mannschaftsspielen zum

Beispiel ist eine Wettbewerbssituation

unvermeidlich. Hier stoßen unsere Be–

mühungen an ihre natürlichen Gren–

zen", gibt der Sonderschulkonrektor

zu. "Man muß dann eben auf Spiel–

formen ausweichen, bei denen es

nicht in erster Linie auf das Gewinnen

ankommt und die den Kindern trotz–

dem Spaß machen."

An diesem Punkt deutet sich bereits

an, daß der Erfolg einer solchen Ko–

operation ganz entscheidend von der

ständigen intensiven Absprache der

beteiligten Lehrkräfte abhängt. Alle ge-

meinsamen

Stunden müssen akri- ·

bisch vor- und nachbereitet werden.

Wöchentlich ·finden koordinierende

Sitzungen statt, bei denen man die

Themen, Lerninhalte und das methodi–

sche Vorgehen festlegt. "Wir achten

vor allem darauf, Fächerverbindungen

herzustellen und die Inhalte unserer

Lehrpläne auf einen gemeinsamen

Nenner zu bringen", erläutert Ekke–

hard Auth.

Die Lehrer mußten sich außerdem

daran gewöhnen, daß bei den ge–

meinsamen Stunden ständig der Kalle-

ge aus der Nachbarschule anwesend

ist und das Geschehen verfolgt. "Wir

Volksschullehrer sind ja eigentlich Ein–

zelkämpfer", sagt Andrea Find. "Die

Soziale Integration

Kooperation dagegen stellt zum einen

hohe Anforderungen an unsere Team–

fähigkeit, zum andern muß man auch

lernen, sachliche Manöverkritik nicht

persönlich zu nehmen." Unterstützt

werden die Lehrer von Harald Ebert,

Sonderschullehrer im Hochschuldienst,

der mit seinen Würzburger Studenten

der Sonderpädagogik das Projekt wis-

senschaftlieh begleitet.

ln der Zwischenzeit geht die erfolg–

reiche Zusammenarbeit der beiden

Schulen in das dritte Jahr. Man war

bereits gemeinsam im Schullandheim,

und die Beteiligten haben sich dem

Ziel der sozialen Integration über

schulische Kooperation ein großes

Stück angenähert. Die Kinder laden

sich mittlerweile gegenseitig zu Ge–

burtstagsfeiern ein, und die Grund–

schuleltern äußerten den ausdrückli–

chen Wunsch, daß der Vorbereitungs–

unterricht für die Erstkommunion ge–

meinsam stattfindet.

*l

Früher: Schule für Geistigbehinderte

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SCHULE

aktuell

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