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3 | 2016
Schule & wir
TITEL
Die Umweltbildung ist deshalb auch in allen
Lehrplänen verankert.“ So ist etwa im neuen
LehrplanPLUS für die Realschulen in Bayern
als fächerübergreifendes Bildungs- und Erzie-
hungsziel formuliert, dass die Schüler Kompe-
tenzen entwickeln, die sie befähigen, nachhaltige
Entwicklungen als solche zu erkennen und aktiv
mitzugestalten. Sie sollen zudem die wechselsei-
tige Abhängigkeit zwischen Mensch und Umwelt
verstehen lernen.
Diese verdeutlicht Michael Selinger den Schüle-
rinnen mit einem einfachen Eimer ohne Boden.
Die Schülerinnen stellen ihn auf die Wiese und
kippen Wasser hinein. Nur langsam sickert
das Wasser in die Erde. „Wenn es regnet
kommt es auf die Beschaffenheit des
Bodens an, wie schnell das Wasser
versickert. Wenn der Boden es nicht
aufnehmen kann, fließt es in den nächs-
ten Bach oder Fluss und so kommt es zu
Überschwemmungen.“ Ein paar Meter weiter
auf einem waldähnlichen Boden verschwindet das
Wasser dagegen im Vergleich dazu rasend schnell.
„Dieser Boden ist ein ausgezeichneter Speicher. Er
nimmt das Wasser auf wie ein Schwamm.“
Viele Anknüpfungspunkte
„Ich gehe mit meinen Klassen sehr gerne in die
Umweltstation“, erklärt Biologielehrer Benkner.
„Es finden sich immer wieder Anknüpfungspunk-
te zum Lehrplan und hier lässt sich das, was wir
im Unterricht behandelt haben, noch einmal viel
vertiefter und anschaulicher vermitteln. Außerdem
bleibt den Schülerinnen etwas besser im Gedächtnis
haften, wenn sie selbst aktiv waren.“
„F
ür meine Schülerinnen steht heute Che-
mie, Biologie und Physik gleichzeitig auf
dem Stundenplan“, erzählt Biologielehrer Alfred
Benkner. „Sie haben die Aufgabe, den Zustand
der Gewässer in der nahe gelegenen Umwelt-
station Waldsassen zu analysieren.“ Dabei
werden die jungen Forscherinnen von Michael
Selinger, dem Leiter der Umweltstation, tatkräf-
tig unterstützt.
Auf die Umwelt achten
Anna und Alina haben ihre Messungen been-
det und ihre Mitschülerinnen Ann-Kathrin und
Jana helfen ihnen aus dem Wasser. Mithilfe der
Aufzeichnungen und Beobachtungen werden sie
nun die Geschwindigkeit und die mittlere Tiefe
des kleinen Flusses berechnen. Währenddessen
haben Luisa und Franziska etwas Schlamm aus
einem nahen Stehgewässer geholt und suchen
darin nach Lebewesen. „Das könnte eine Was-
serassel sein“, vermutet Luisa und vergleicht das
Tier mit der Zeichnung auf einer Lehrtafel. „In ver-
schmutztem Wasser kommen andere Lebewesen
vor als in unbelastetem. Dass ihr eine Wasseras-
sel gefunden habt, deutet auf eine Verunreinigung
hin“, erklärt Michael Selinger den Schülerinnen.
Eine weitere Gruppe untersucht die Konzentration
von Stoffen wie Nitrat und Phosphat im Wasser
und bestimmt den pH-Wert. „Phosphat zum Bei-
spiel gelangt durch Abwässer in den Fluss – der
Anteil sollte hier nicht zu hoch sein, sonst
kommt es zu einem übermäßigen Wachs-
tum der Wasserpflanzen“,
erfahren die Schülerinnen.
Nachdem alle Gruppen ihre
Arbeit beendet haben, trägt die Klasse ihre
Ergebnisse zusammen. „Die Wasserqualität
der Wondreb ist gut“, stellt Leonie fest, „das nahe
Stehgewässer dagegen ist verunreinigt. Durch
die chemische Analyse hat man gesehen, dass die
Menschen die Wasserqualität stark beeinflussen
können. Darauf sollten wir noch mehr achten.“
Umweltbildung mit langer Tradition
Bildungsminister Dr. Ludwig Spaenle erklärt dazu:
„Umweltbildung hat in Bayern eine lange Tradi-
tion. 'Verantwortungsbewusstsein für Natur und
Umwelt‘ gehört laut unserer Verfassung zu den
obersten bayerischen Bildungszielen. Die Schulen
erfüllen diesen Auftrag auf vielfältige Weise – und
das nicht nur im Fach Biologie.
Dr. Ludwig
Spaenle
Fotos: ©Monkey Business (Fotolia.com) , StMBW, Umweltstation Waldsassen
Genaue Analyse: Die Schülerinnen suchen in etwas
Schlamm aus einem Stehgewässer nach Lebewesen