

E
s ist mucksmäuschenstill in der Turn-
halle einer Allgäuer Grundschule. Die
siebenjährigen Abc-Schützen lauschen
gespannt der Autorin Brigitte Lebioda,
die ihre „Coolen Socken“ vorstellt – eine Bande, die
mit ihrem Anführer Lars in zwölf Bänden rund um
das Jahr spannende Abenteuer erlebt, Verbrechen
aufdeckt und den Lehrern Streiche spielt. Inspiriert
von ihrer Umgebung hat die Allgäuerin ein moder-
nes Märchen erfunden, dessen Schauplätze sowohl
die Berge als auch das Meer sind.
Fünf Jahre lang hat sich Brigitte Lebioda mit den
„Coolen Socken“ beschäftigt und 366 spannende
Gutenachtgeschichten für jeden Tag im Jahr zu Pa-
pier gebracht. Damit wollte sie ihren drei Enkelkin-
dern etwas schenken, mit dem sie ihnen eine Freude
machen und ihnen gleichzeitig vermitteln konnte,
„was fürs Leben wichtig ist“.
Die Charaktere in den Erzählungen sind dabei
bewusst eher undeutlich gezeichnet. Denn „jeder
soll sich seinen Helden so vorstellen, wie er ihn
gerne sehen möchte.“
Diese Strategie kommt an. Nicht nur Lebiodas
Enkel, sondern auch die 50
Grundschüler lauschen
gebannt, wenn die phanta-
sievolle Oma vorliest.
Warum ist Vorlesen
so wichtig?
Momente wie dieser
sind für Kinder enorm
wichtig. Denn die
Fähigkeit zu lesen
und zu verstehen beginnt beim Vorlesen in der
Kindheit. Hier wird die Begeisterung für Bücher,
die Neugierde auf Texte, andere Gedanken,
Menschen oder Weltbilder geweckt. Je früher
Kinder damit konfrontiert werden, desto besser.
Bei der Familie Rieger in Waldmünchen gehört
das Vorlesen zum abendlichen Ritual. „Mein
Sohn darf sich jeden Abend ein Buch aussuchen,
aus dem ich ihm dann eine Geschichte vorlese.
Er kann sich dabei in sein Bett kuscheln und sich
die spannenden Abenteuer der Hauptpersonen
vorstellen“, beschreibt Michael Rieger. Wenn die
Eltern regelmäßig lesen und vorlesen, wecken sie
das Interesse ihrer Kinder an Büchern und am
selbstständigen Lesen.
Das Interesse und die Begeisterung am Lesen
ist ein nicht zu unterschätzender Faktor bei der
Herausbildung von Lesekompetenz, also der
Fähigkeit, einen Text im Gesamtzusammenhang
zu verstehen und zu nutzen.
Lesekompetenz stärken
Seit der Veröffentlichung der ersten PISA-Ergeb-
nisse im Jahr 2000 (siehe auch Interview S. 22),
bei denen die Leseleistungen deutscher Schüler im
internationalen Vergleich hinter den Erwartungen
zurückblieben, haben die Bundesländer zahlreiche
Vorhaben auf denWeg gebracht, um die Lesekompe-
tenz der Schüler zu verbessern.
An den Schulen in Bayern gibt es eine Fülle von
Aktivitäten mit dem Ziel, bei Kindern und Jugendli-
chen Interesse an Büchern zu wecken und Lesefreude
zu vermitteln. Mit Veranstaltungen wie Lesenächten,
kreativen Schreibwerkstätten, Vorlesewettbewerben
Was Schulen leisten, um Schüler
fürs Lesen zu begeistern
So
macht
Lesen
Spaß!
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Schule & wir
3 | 2015
LESEKOMPETENZ