

Nerven: In ihrem „Niederbayernkrimi“ insze-
nierte die Theatergruppe eine turbulente und lustige
Suche nach dem „verschwundenen Lord Adam“.
Dabei nahm sie nicht nur die gängigen Heimat-
krimis aufs Korn, sondern thematisierte auch den
Dialekt. „Zwei Schüler haben extra für das Stück
bairisch gelernt“, erzählt Martina Langer-Plän, Lei-
terin der Theatergruppe. „Dazu habe ich ihnen den
Tipp gegeben, sich bayerische Fernsehserien anzu-
sehen.“ Der Lehrer muss die Schüler eben gut auf
ihre Rolle vorbereiten. Zunächst einmal geht es aber
um die Auswahl des Stückes. Dafür hat die Lehre-
rin nicht auf einen vorgefertigten Text zurückgegrif-
fen, sondern das Projekt mit ihren jungen Schau-
spielern zusammen entwickelt. Karlheinz Frankl,
Vorsitzender der Landesarbeitsgemeinschaft Theater
und Film an bayerischen Schulen, erklärt: „Der
Königsweg bei der Entwicklung eines Theaterstücks
ist das gemeinsame Vorgehen mit der Gruppe. Bei
der Wahl des Themas, des Genres oder auch bei der
Entscheidung für eine dramatische Vorlage sollten
Spielleitung und Gruppe demokratisch vorgehen.“
Häufig werden dabei Vorlagen, etwa Klassiker wie
„Ein Sommernachtstraum“ von Shakespeare auch
in der Theatergruppe bearbeitet und den Bedürfnis-
sen der Gruppe angepasst. Weiterhin schlägt Frankl
die Umarbeitung von Kurzgeschichten oder Erzähl-
gedichten und Parabeln zu Theaterstücken vor. So
gibt es eine Vielzahl von Möglichkeiten, zu einem
guten Theaterstück zu kommen, das die Schauspie-
ler motiviert und die Zuschauer begeistert.
„Neben der Gestaltung des Stücks muss man
sich als Lehrkraft vor allem um organisatorische
Fragen kümmern: Wo wird gespielt? Was kostet die
Aufführung? Woher bekommt man Material und
Ausstattung?“, erzählt Martina Langer-Plän. Wenn
möglich können einige Aufgaben auch an Schüler
übertragen werden. In Straubing zum Beispiel küm-
mert sich ein Schüler aus der Q11 um die Licht- und
Tontechnik. So können die Theatergruppenleiter
auch etwas entlastet werden.
Viele Gründe
fürs Theaterspielen
Doch der ganze Aufwand lohnt sich: Eine Theater-
gruppe bereichert das Schulleben ungemein. Das
ist aber nicht der einzige Grund, weshalb sie an den
Schulen gefördert werden sollte: „Es gibt unzäh-
lige Vorteile des Theaterspielens, vor allem für die
Schülerinnen und Schüler selbst“, meint Karlheinz
Frankl. „Ihnen wird Bildung im klassischen Sinne
vermittelt sowie Teamgeist, Zuverlässigkeit und
Durchhaltevermögen. Sie lernen im gemeinsamen
Spielen den Umgang miteinander und merken:
Das Leben ist kein Ego-Trip. Ich muss auf den
anderen eingehen und mich auf ihn verlassen
können. So entstehen beim Theaterspielen auch
echte Freundschaften.“ Bemerkenswert ist laut
Frankl zudem, dass gerade schüchterne oder
zurückhaltende Schüler auf der Bühne über sich
hinauswachsen können, indem sie ihre besonde-
ren Talente entdecken und von den Mitschülern
dafür Anerkennung bekommen.
Die Bedeutung des Theaterspielens für die
beteiligten Schüler betont auch Kultusminister
Dr. Ludwig Spaenle: „Auf der Bühne zu stehen
ist eine großartige Erfahrung für die Schülerin-
nen und Schüler. ImTheaterspiel können sich alle
Beteiligten künstlerisch austoben, Rollen nicht nur
ausfüllen, sondern interpretieren und Dramatur-
gien spielerisch erfahren. Der Theaterunterricht
leistet dadurch einen wesentlichen Beitrag zur
ganzheitlichen Bildung und damit zur Persönlich-
keitsentwicklung der Schülerinnen und Schüler und
verankert eine Form der ästhetischen Bildung nach-
haltig in der Lebenswelt der Schüler.“
(jf)
i i Zusammenarbeit zwischen Theatern und Schulen in München: www.tusch-muenchen.de i i Pädagogischer ArbeitsKreis Schultheater
(PAKS) – Fördergemeinschaft an Grund-, Mittel- und Förderschulen in Bayern e. V.: www.paks-bayern.weebly.com ii
Fördergemeinschaft für das Schultheater an
den Realschulen Bayern e.V.: www.fsr-bayern.de i i Theater am Gymnasium in Bayern e. V.: www.tag-bayern.deProfessionell: Mit einemWorkshop bei einer Klinik-
clownin bereiten sich die jungen Schauspielerinnen und
Schauspieler aus Gersthofen auf ihr Stück vor
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Schule & wir
3 | 2015
KULTURELLE BILDUNG