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gen gefordert werden. Und natürlich
sollte der Auftrag, ausgehend von
einer lebensnahen Situation, in den
Kern des Problems führen. Was sind
die Vorzüge dieses Unterrichts?
•
Die Schüler verfügen nicht nur über
schablonenhaftes Wissen. Sie können
ein mathematisches Problem auch
angehen, wenn es in verändertem
Gewand erscheint.
•
Durch das Verfassen von „Lerngeschichten“ lernen die
Schüler, über Mathematik selbständig zu sprechen.
•
Der Lehrer bekommt eine genaue Vorstellung, was in
den Köpfen der Schüler vorgeht.
Und wie sieht es mit den Noten aus? Sie fielen auf kei-
nen Fall schlechter aus als zuvor, konstatiert Lehrer An-
neser. Aufs Ganze gesehen profitieren gerade schwä-
chere Schüler davon, dass der Unterricht nicht mehr an
ihnen vorbeiläuft. Sie haben nun die Chance, in ihrem
Tempo, unterstützt von Lehrer und Mitschülern, Schritt
für Schritt ein mathematisches Problem zu erfassen.
es um Gesetzmäßigkeiten von Vektoren. Jeder Schüler
hat sich bereits Lösungswege überlegt, die er nun mit
seinem Partner testet. Herr Anneser hält sich im Hinter-
grund. Nur wenn ihn Schüler von sich aus ansprechen,
hilft er ein bisschen weiter.
In der 5. Klasse geht es um die Berechnung von Flä-
cheninhalten. Die Kinder hatten zuvor im Atlas Länder
ausgewählt, deren Umrisse sie auf ein kariertes Blatt
übertrugen, um dann Ideen zu entwickeln, wie man die
Fläche berechnen könnte. Heute wird der Arbeitsauftrag
weitergeführt: Gefragt sind nun Rechtecke bis zu einer
Größe von 100 cm
2
. Wie viele Rechtecke lassen sich zu
einem bestimmten Flächeninhalt bilden? Zu welchen
Flächenzahlen lassen sich besonders viele Rechtecke bil-
den? Der Clou an der Aufgabe: Die Kinder entdecken,
wie man eine Zahl in Primfaktoren zerlegt. In der 6.
Klasse überlegt man in Gruppen, wie sich Tabellen mit
Empfehlungen zur täglichen Ernährung am besten veran-
schaulichen lassen – es geht um Brüche und Prozentzah-
len. Und die 9. Klasse experimentiert mit maßstäblichen
Vergrößerungen und Verkleinerungen.
In allen Klassen fällt die konzentrierte Arbeitsatmo-
sphäre auf, kein Schüler bleibt unbeteiligt. Damit dies
gelingt, kommt es sehr auf den Arbeitsauftrag an. Er
muss so gestellt sein, dass schwache Schüler einsteigen
können und Leistungsstarke durch weiterführende Fra-
Schwächere Schüler profitieren
Mathematik
Das gemeinsame
Diskutieren
ist ein wichtiger
Arbeitsschritt.
Nachdem zunächst ausge-
wählte Pionierschulen in
Deutschland verschiedene
neue Unterrichtskonzepte er-
probt haben, wird das SI-
NUS-Programm nun ausge-
weitet. Inzwischen nehmen
mehr als 200 weiterführende
Schulen in Bayern an „SI-
NUS-Transfer“ teil. Betreut
werden sie vom Staatsinsti-
tut für Schulqualität und Bil-
dungsforschung (ISB), das
regelmäßige Treffen koordi-
niert. Die Lehrer erhalten
keine fertigen Methoden,
sondern Impulse, aus denen
sie das für sie Geeignete aus-
wählen können. Ziel ist es
immer, die Schüler aktiver
werden zu lassen, ihre Fähig-
keit zu fördern, an Probleme
heranzugehen, und ihre ma-
thematischen Kompetenzen
dauerhaft zu verankern.
Um für diesen neuen Um-
gang mit der Mathematik bei
den Kindern schon frühzeitig
einen Grund zu legen, wird
das SINUS-Programm nun
auch für den Grundschulbe-
reich weiterentwickelt.
SINUS
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