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– 2 05

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Viele Eltern sehen für ihre Kinder nur Zukunftschan-

cen durch einen höheren Schulabschluss.

Es ist schade, wenn sich manche Eltern von vornher-

ein auf das Gymnasium fixieren und nicht die Chan-

cen sehen, die die anderen Schularten eröffnen. Ent-

scheidend ist doch die Überlegung, welche Begabun-

gen ein Kind hat und wo diese bestmöglich gefördert

werden können. Das bayerische Schulsystem zeichnet

sich dadurch aus, dass man seinenWeg in allen

Schularten machen kann. Zudem gibt es zahlreiche

Möglichkeiten, nach dem ersten Schulabschluss einen

weiterführenden Bildungsweg anzuschließen.

Welchen Stellenwert messen Sie bei Ihrer Politik der

bayerischen Hauptschule zu?

Die Hauptschule haben wir in den vergangenen Jah-

ren ständig weiterentwickelt. So haben wir z.B. die M-

Klassen eingeführt, in denen besonders begabte

Hauptschüler einen mittleren Schulabschluss erwerben

können, und die Praxisklassen, in denen eher prak-

tisch begabte junge Leute intensiv gefördert werden.

Denken Sie daran, die Lehrpläne der einzelnen Schul-

arten im Hinblick auf Kürzungen zu überprüfen?

Alle derzeit gültigen Lehrpläne konzentrieren sich

schon auf das Grundwissen und die Basiskompeten-

zen. Diese Ziele werden wir bei der Lehrplanentwick-

lung der kommenden Jahre weiter beachten. Mein

Augenmerk wird der Qualitätssicherung an unseren

Schulen gelten. Beim neuen Lehrplan für

das G8 befragen wir derzeit an ausge-

wählten Schulen nicht nur Lehrkräfte,

sondern auch Eltern und Schüler nach

ihren Erfahrungen.Auf dieseWeise wol-

len wir herausfinden, wo es in der Praxis

noch besondere Probleme gibt. Darauf

werden wir dann mit gezielten Fortbil-

dungen und anderen Hilfestellungen, ge-

gebenenfalls auch durch Änderungen im

Lehrplan kurzfristig reagieren.

Wie sehen Sie die derzeitigen Mitwir-

kungsrechte von Eltern und Schülern in

der Schule?

Ein gut funktionierendes Schulleben ist

in jedem Fall auf die aktive Mitwirkung

der Eltern angewiesen. Deshalb ermutige

ich die Eltern nachdrücklich, auch wei-

terhin in den Gremien ihrer Schule aktiv

mitzuarbeiten. Jeder sollte sich fragen, was

er für eine gute Schule tun kann und

nicht umgekehrt. Für ebenso wichtig

halte ich es, Mitwirkungsrechte undVer-

antwortung der Schülervertreter weiter

zu stärken. Der geplante Landesschülerrat, in dem

Schülervertreter aller Schularten Sitz und Stimme ha-

ben, ist ein Schritt in diese Richtung.

Pünktlichkeit, Ehrlichkeit, Fleiß und Höflichkeit – in-

wieweit soll die Schule heute diese Grundtugenden

vermitteln?

Ich würde sogar noch Disziplin und Zielstrebigkeit als

weitereTugenden hinzufügen, zu denen wir unsere

Schülerinnen und Schüler erziehen müssen. Das Mit-

einander in unserer Gesellschaft kann nur funktionie-

ren, wenn junge Menschen von klein auf diese inneren

Einstellungen lernen. Nur so können sie später ihrer

sozialenVerantwortung gerecht werden.

Was würden Sie sich von den Eltern als Unterstüt-

zung für unsere Schulen wünschen?

Besonders wichtig ist, dass die Eltern den Lehrkräften

bei ihrer Erziehungsarbeit Rückendeckung geben. Das

schließt beileibe berechtigte Kritik im Einzelfall nicht

aus. Darüber hinaus wünsche ich mir, dass sie sich auch

weiterhin mit ihren Fähigkeiten, ihrer beruflichen Er-

fahrung und ihren Kontakten z.B. zu Unternehmen

und kulturellen Einrichtungen ins Schulleben einbrin-

gen. Für mich stellen die Eltern in den Schulen ein

Potenzial dar, das man nicht hoch genug schätzen

kann.Wünschenswert wäre, dass sich ein gewisses

„Wir-Gefühl“ mit der eigenen Schule herausbildet,

wie wir es in vielen anderen Ländern finden.

Hier spielt doch auch die innere Schulentwicklung

eine große Rolle. Wie stehen Sie zu diesem Thema?

Die Schulentwicklung ist inzwischen in Bayern fest

etabliert. Ich erinnere hier nur an die Regionalkon-

gresse, die ein großes Echo auslösten, oder die Erpro-

bung neuer Unterrichtsformen, die von den Schülern

positiv aufgenommen wurden. Ich werde deshalb das

Thema „Innere Schulentwicklung“ in meiner Amts-

zeit weiter vorantreiben.

Bildungspolitik

Die Eltern erhalten

künftig mehr Spielraum

bei der Einschulung.

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ZUR PERSON

Kultusminister Siegfried

Schneider ist 49 Jahre

alt und stammt aus

Oberzell bei Eichstätt. Er

ist verheiratet und hat

drei Kinder im Alter von

16, 19 und 20 Jahren.

Nach dem Abitur am

Reuchlingymnasium in

Ingolstadt studierte er in

Eichstätt für das Lehr-

amt an Volksschulen.

Von 1980–1994 unter-

richtete er an verschie-

denen Grund-, Haupt-

und Förderschulen. Seit

1994 ist er Mitglied des

Bayerischen Landtages.

Bis zu seiner Ernennung

zum bayerischen Kultus-

minister war er bil-

dungspolitischer Spre-

cher der CSU-Fraktion

und Vorsitzender des

Ausschusses für Bildung,

Jugend und Sport.