weiterführende Schule ansteht oder
überprüft werden muß, ob bei einem
Kind sonderpädagogischer Förderbe–
darf besteht. Auch bei der Einschu–
lung ziehen die Grundschullehrkräfte
in Zweifelsfällen einen Schulpsycholo–
gen zu Rate, damit dieser sich noch–
mals genauer mit einem Kind beschäf–
tigt, bevor es zurückgestellt wird. Un–
verzichtbar sind die Schulpsycholo–
gen außerdem bei der Diagnose von
Teilleistungsschwächen.
Ob es sich um Hochbegabung oder
Prüfungsangst handelt, um Konflikte
mit dem Elternhaus oder Verhaltens–
auffälligkeiten - die schulpsychologi–
sche Beratung garantiert vor allem ei–
nes: absolute Vertraulichkeit. Dazu sind
die Schulpsychologen gesetzlich ver-
pflichtet. Nur mit dem Einverständnis
der Betroffenen dürfen sie Informatio–
nen aus der Beratung weitergeben.
Die Schweigepflicht einzuhalten kann
in manchen Fällen auch zur Belastung
werden, etwa dann, wenn externe Fach–
leute mit einbezogen werden müssen.
„Ich stehe zwar immer als Gesprächs–
partner zur Verfügung, wenn mich ein
drogenabhängiger oder selbstmordge–
fährdeter Schüler um Hilfe bittet; aber
eigentlich müßte ich den einen umge–
hend an eine Drogenberatungsstelle,
den anderen an einen Psychothera–
peuten verweisen", meint Studienrat
Kittel. „An diesem Punkt stößt die schul–
psychologische Beratung eindeutig an
ihre Grenzen."
Manchmal, so Jürgen Kittel, würden
Schulpsychologen auch aktiv, um grup–
pendynamische Prozesse aufzuarbei–
ten oder überhaupt in Gang zu brin–
gen. „Konflikte innerhalb einer Klasse
können so festgefahren sein, daß selbst
Gespräche des Klassenleiters mit den
Entspannungsübungen
gegen
Prüfungsangst
Beteiligten oder disziplinarische Maß–
nahmen nicht mehr greifen. Da ist es
dann meine Aufgabe als Schulpsycho–
loge, die Ursachen der Aggressionen
herauszufinden und gemeinsam mit
der Klasse eine konstruktive Lösung zu
erarbeiten." In einem konkreten Fall
etwa analysierte er zusammen mit den
Schülern zunächst deren Einschätzung
der Klassensituation und ließ im An–
schluß daran in Gruppenarbeit Verbes–
serungsvorschläge erarbeiten. „Die Um–
setzung sah dann so aus, daß die Schü–
ler einen Vertrag miteinander schlos–
sen, in dem sie sich verpflichteten, be–
stimmte Regeln einzuhalten."
Wenn auch der Löwenanteil der
schulpsychologischen Tätigkeit auf die
Beratung bei schulisch bedingten Pro–
blemen entfällt, so spielt doch die Vor–
beugung, d.h. die präventive Arbeit
eine wichtige Rolle. Schulpsychologen
veranstalten Lernseminare und bieten
Konzentrationstraining oder Entspan–
nungsübungen gegen Prüfungsangst
an. Diese Gruppenmaßnahmen für
zehn bis fünfzehn , Schüler einer be–
stimmten Klassenstufe können bei–
spielsweise am Nachmittag in der
Schule stattfinden, aber auch wäh–
rend eines Landschulheimaufenthaltes.
Neben Vorträgen bei Elternaben–
den ist ein weiteres wichtiges Aufga–
bengebiet von Schulpsychologen die
Beratung und Fortbildung von Lehrern.
So wirken sie bei pädagogischen Kon–
ferenzen mit, etwa wenn es um Diszi–
pllnfragen, Gewalt in der Schule oder
neue Lerntechniken geht, beraten bei
Konflikten innerhalb des Kollegiums
oder geben Kurse zur Bewältigung
des sogenannten Burn-out-Syndroms.
Sie unterstützen die schulhausinterne
Lehrerfortbildung bei psychologisch–
pädagogischen Themen, begleiten
Schulversuche und pädagogische Pro–
jekte oder stellen sich als Moderato–
ren bei pädagogischen Gesprächs–
kreisen zur Verfügung .
Daß die Dienste der schulpsycholo–
gischen Beratung häufig erst dann in
Anspruch genommen werden, „wenn
das Kind schon in den Brunnen gefal–
len ist", wie es Beratungsrektorin Lu–
zia Scherr ausdrückt, die als Schulpsy–
chologin für die Volks- und Förder-
Mehr als nur
Feuerwehr
in Krisensituationen
schulen im Landkreis Kulmbach und in
der Stadt Bayreuth zuständig ist, liegt
sicher zum Teil an den langen An–
fahrtswegen. Vielleicht hat es sich
aber auch noch nicht genügend her–
umgesprochen, daß die Schulpsycho–
logen zwar keine Wunder vollbrin–
gen, aber sicher mehr können, als nur
in akuten Krisensituationen die Feuer–
wehr zu spielen.
Welcher Schulpsychologe für die
Schule ihres Kindes zuständig ist, er–
fahren Eltern außer an der Schule (zum
Beispiel beim dortigen Beratungsleh–
rer) beim nächsten Staatlichen Schul–
amt oder bei der Staatlichen Schulbera–
tungsstelle des jeweiligen Regierungs–
bezirks. Darüber hinaus kann bei der
Redaktion SCHULE
aktuell
ein Ver–
zeichnis der Schulpsychologinnen und
Schulpsychologen in Bayern angefor–
dert werden.
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SCHULE
aktuell
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