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bringt

Uc~t

ins Dunkel

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SGIIÜLBB

lt6'A

der Schüler haben Schwierig-

0

keiten mit dem neuen Stoff. "Er wird

nicht genügend erklärt... sagen sie.

11«%

der Schüler kritisieren

.

O

ungünstige Stundenpläne und Nach-

mittags-Unterricht.

~«%

der Schiller leiden unter der

Last ..

zu

0

vieler Hausaufgaben... Nur vier

Prozent stufen sie als zu schwer ein.

-

I'A

der Schüler kritisieren, im Unterricht

0

werde zu wenig geübt. Das sind

nicht viele im Vergleich zu den Eltern.

11«%

der Schüler klagen, daß der

O

im Unterricht behandelte Stoff

für sie zu schwierig ist.

I'A

der Schüler fühlen sich durch

0

Konzentrationsschwäche belastet.

Eltern beobachten das häufiger.

VOA

der Schüler geben den vielen

0

Prüfungen Schuld am Schulstreß.

S

8r.

W hätte hier auf mehr getippt.

richtstag zu lang. Die Eltern-

4«%

aller Schüler dauert der Unter-

.

0

meinung weicht hier deutlich ab.

0~

Kein Schüler beschwert sich über

O

einen langen Schulweg - egal ob er

zu Fuß oder oer Bus unterwegs ist.

'16«%

der Schüler glauben. daß

O

sie ohne häusliche Nachhilfe in der

Schule nicht bestehen könnten.

zum kleinen Teil wurden die

landläufigen Meinungen be–

stätigt. Bisher Unbekanntes

kam an den Tag, wichtig ge–

nug, um ernst genommen zu

werden.

Auch wenn die Umfrage

ergab, daß Eltern wie Schüler

den Streß nicht so sehr in

den Lehrplänen sehen: Dort,

wo der Lehrstoff zu schwie–

rig ist, die geistigen Anforde–

rungen übers Klassenziel hin–

ausschießen, wo sich Ballast

angesammelt hat - überall

dort mag der Rotstift seines

Amtes walten. Denn nicht

nur Superschüler sollen den

Stoff bewältigen können.

Entlastung verspricht auch

eine zweite Aktion: Bis zur

zehnten Klasse soll künftig

kein Schüler mehr als 30 Un–

terrichtsstunden pro Woche

auf der Schulbank sitzen.

Aber bedeutet weniger Un–

terrichtszeit nicht auch we–

niger Zeit zum Erklären,

üben und Wiederholen?

Schaut hier nicht schon ein

neuer Streß um die Ecke?

Andere glauben an die

Gleichung : Weniger Lei–

stungsprüfungen

bedeuten

weniger Streß. Doch diese

Rechnung geht nicht auf.

Denn

je

weniger Prüfungen

stattfinden, desto wichtiger

wird j ede einzelne von ih–

nen, desto schwerer wiegt

jede Note. Ein einziger Aus–

rutscher wird dann schon zur

Zeugniskatastrophe. je mehr

sich Wohl und Wehe nur auf

einen

einzigen

Entschei–

dungspunkt zuspitzt, desto

größer wird die Prüfungs–

angst bei Schülern und El–

tern. Mehrere Probearbeiten

in einem Fach stressen sicher

weniger als eine große " Ent–

scheidungsschlacht" .

Schule und Schüler sind

dem Streß nicht hilflos aus–

geliefert. Längst gibt es einen

beträchtlichen Katalog von

Anti-Streß-Maßnahmen: Die

Gymnasiasten der Oberstufe

können

als

neuernannte

"Kollegiaten" Fächer ablegen,

die ihnen weniger liegen. Für

lese- und rechtschreibschwac

ehe Kinder gibt es eigene

Förderkurse. Vielen Grund–

schullehrern steht eine Wo–

chenstunde zur freien Verfü–

gung, um nachzuhelfen, wenn

Schüler etwas nicht wissen

oder verstehen . Auch guten

Rat gibt es, und zwar kosten–

los: Bei Beratungslehrern,

Schulberatern und Schulpsy–

chologen lassen sich Streß-

Probleme an den richtigen

Mann bringen.

Unter den Anklägern des

Schui-Streß sitzen

mit

Recht - viele Eltern. Aber

sind es nicht leider sehr oft

auch Eltern, die ihm eigen–

händig die Tür öffnen? Das

beginnt manchmal schon bei

der Wahl des Schultyps. Statt

dem Kind erreichba fe Ziele

zu stecken, wird es vom El–

tern-Ehrgeiz in die steilste

Karriere-Kietterwand

1

getrie–

ben. Was dabei · heraus–

kommt, ist jahrelanger Streß.

Die "moderne" Familie hat

zwei Kinder, meist sogar nur

eines. Darauf konzentrieren

sich dann alle Hoffnungen,

alle Erwartungen. Früher ver–

teilte sich die Prestige-Last

auf mehrere Kinderschultern,

war also leichter zu tragen

für den einzelnen.

·

Der Streß gedeiht auch im

Klima einer falsch gesteuer–

ten Freizeit. Die Fünfhun–

dert-Kilometer-Wochenend–

tour oder ein

voller

Sonntag

vor

dem Flimmerkasten ent–

spannen nicht, sondern ko–

sten sinnlos Kraft. Kraft, die

in der Schule fehlt.

Tatsächlich gibt es

viel

hausgemachten Streß. Jene

ehrgeizigen Mütter, die am

freien Nachmittag oder Wo–

chenende ihre Kinder kein

Stündchen aus der Studier–

kammer lassen, ·sollten nicht

über einen Streß klagen, den

sie selbst erzeugen.

ln der ganzen Streßdebatte

muß eines klar sein: Auch

rigorose Maßnahmen werden

den unliebsamen Zeitgenos–

sen Streß nicht völlig aus un–

serer Welt verbannen. Denn

- ob wi r wollen oder nicht–

er ist der ständige Begleiter

einer freiheitlichen Gesell–

schaft, die die begehrten

Plätze nicht nach Abstam–

mung, Parteibuch, Rasse oder

Geldbeutel des Vaters ver–

gibt. Im offenen Wettbewerb

ist entscheidend, ob einer et–

was kann, etwas gelernt hat.

Das gilt besonders im rau–

hen Wind der Wirtschafts–

flaute, des Lehrstellenman–

gels, der überfüllten Univer–

sitäten. Das einzige Instru–

ment, mit dem eine demo–

kratische Gesellschaft ihre

Plätze, Pflichten, Prämien,

Aufgaben und Belohnungen

gerecht verteilen kann, heißt

Leistung. ln ihr aber steckt

immer ein gerütteltes Maß

von Anstrengung - auf gut

deutsch: Streß.

e

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