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E

Eltern und Schüler gemeinsame Ziele,

z.B. Hilfsbereitschaft, Ordnung, Höf-

lichkeit, aber auch ganz konkrete Re-

geln und Maßnahmen bei Fehlverhal-

ten. Jeder erkennt die „Verfassung“

durch seine Unterschrift an. Das halte

ich für ein Zukunft weisendes Modell.

Die Schule braucht – im Interesse aller

– einen Ordnungsrahmen und verbind-

liche Spielregeln.

Welche Spielregeln sind hier Sache der

Eltern?

Dinge, die eigentlich selbstverständlich

sind, aber bei manchen offenbar inVer-

gessenheit geraten. Ein Schulkind muss

beispielsweise abends rechtzeitig ins

Bett und morgens rechtzeitig aus dem

Haus, es braucht ein ordentliches Früh-

stück und muss seine Schulsachen dabei

haben.Wenn in einer Klasse fünf

Schüler zu spät kommen, eine Reihe

die Hefte vergessen hat und manche

noch ganz unter dem Bann des Mitter-

nachtskrimis im Fernsehen stehen –

wie soll da der Lehrer unterrichten

können? Letztlich schadet das nicht nur

den „pflichtvergessenen“ Schülern,

sondern auch allen anderen, die etwas

lernen wollen.

Wenn unangenehme Post, z.B. ein Ver-

weis, ins Haus flattert, fällt der Kon-

takt mit der Schule oft schwer.

Sicher reagieren Eltern in solchen Fäl-

len erst einmal spontan mit innerer

Abwehr. Dafür habe ich durchausVer-

ständnis.Aber Eltern sollten diese Mit-

teilungen unbedingt ernst nehmen.

Denn es geht der Schule ja wirklich

nicht darum, ein Kind niederzumachen.

Vielmehr hat sie das Anliegen, die El-

tern auf ein Problem aufmerksam zu

machen und um ihre

Unterstützung zu

bitten. Nur dann hat

die Erziehungsmaß-

nahme der Schule

auch Aussicht auf Er-

folg. Noch besser ist

es natürlich, wenn

Eltern das Gespräch mit der Schule so

frühzeitig suchen, dass einVerweis wirk-

lich nur die Ausnahme darstellt.

Lehrer klagen über die sinkende Haus-

aufgabenmoral bei den Schülern.

Ob sich die Hausaufgabenmoral ver-

schlechtert hat oder nicht, will ich nicht

beurteilen.Tatsache ist: Ohne Hausauf-

gaben geht es nicht. Sich mit dem Stoff,

der im Unterricht durchgenommen

wurde, noch einmal selbständig zu be-

schäftigen, ist eine wichtige Grundlage

für das schulische Lernen. Die Eltern

sind hier in der Pflicht. Es ist nicht ihre

Aufgabe, mit den Kindern jedenTag

gemeinsam die Hausaufga-

ben zu machen.Aber

es ist sehr wohl Sa-

che der Eltern,

dafür zu sorgen,

dass sie gemacht

werden.Wenn

ihr Kind große

Probleme mit

den Hausauf-

gaben hat, sollten

die Eltern das der Schu-

le rückmelden, damit das

Kind die notwendige Un-

terstützung erfährt oder

auch die Art der Haus-

aufgabenstellung

geändert wird.

Schließen Sie sich dem Vorwurf an, dass

die Eltern heute ihren Erziehungsauf-

gaben nicht genügend nachkommen?

Das sind pauschaleVerurteilungen, die

ich nicht teile. Meiner Meinung nach

nimmt der Großteil der Eltern seine

Verantwortung ernst. Jede Mutter, je-

derVater hat doch denWillen, das Kind

gut erziehen. Ich halte es auch schlicht

für falsch zu proklamieren, die Familie

sei ein Auslaufmodell und der Staat solle

die Kindererziehung übernehmen. Das

sind alte Ideologien

aus den 70er Jahren.

Das Problem liegt

heute eher darin, dass

dieVorstellungen, wie

man Kinder erzieht,

zu sehr auseinander-

gehen. Umso wichti-

ger ist es – ich sage es noch einmal –,

dass Schule und Eltern sich auf eine ge-

meinsame Linie verständigen. Die

Schule soll dieVorstellungen der Eltern

verstehen, diese sollen aber auch akzep-

tieren, dass ihre Kinder sich nach den

Verhaltensforderungen der Schule rich-

ten müssen.

Aber ist das Erziehen heutzutage nicht

sehr viel schwieriger als früher?

Sicher hat sich vieles gewandelt – die

Familienstrukturen, der Einfluss der

Medien, ein zunehmender Pluralismus

der Meinungen.Aber ich halte nichts

davon, über diesenWandel lange zu kla-

gen.Wir müssen ihn als Herausforde-

rung sehen. Erziehen heißt führen und

begleiten, Orientierung geben und hel-

fen. Das erfordert immer Kraft und

Zeit. Die Gesellschaft schuldet Eltern

und Lehrern für diese wichtige Aufgabe

alle Anerkennung.

Erziehung

Hinweis:

Auf den folgenden Seiten bringt

EZ fremdsprachige Kurzfassungen der we-

sentlichen Aussagen von Kultusministerin

Monika Hohlmeier. Die Auswahl der Spra-

chen –

Türkisch, Russisch, Kroatisch und

Griechisch

– richtet sich nach dem Anteil

der jeweiligen Sprachgruppe in den bayeri-

schen Schulen. EZ folgt damit dem Beschluss

des Bayerischen Landtags, gelegentlich ge-

eignete Beiträge in anderen Sprachen zu

veröffentlichen, um auch nicht deutschspra-

chige Eltern zu erreichen (vgl. auch EZ 4/02).