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essieren! Gleichgültigkeit gegenüber
der Schule ist Gift. Die Eltern sollten
die Fortschritte ihrer Kinder begleiten.
Sie sollten sie spüren lassen, dass Lernen
etwas Schönes, eine Chance ist, aber
dass dazu auch Pflichtbewusstsein ge-
hört und die Bereitschaft, sich anzu-
strengen.
Aufschlussreich ist in diesem Zusam-
menhang der Blick auf die PISA-Sie-
gerländer Finnland und Kanada. Dort
genießt die Schule eine positiveWert-
schätzung bei den Eltern und in der
Gesellschaft. Die Arbeit der Lehrer wird
geachtet, Disziplinprobleme sind selte-
ner als in Deutschland. Das ist ganz of-
fensichtlich eine wichtigeVoraussetzung
für die guten Erfolge der Schüler.
Eltern sollen die Schule mittragen ...
Aber was ist, wenn sie mit dem Verhal-
ten einer Lehrkraft nicht einverstanden
sind?
In diesem Fall sollten die Eltern nicht
durch abfällige Bemerkungen den Kin-
dern gegenüber die Autorität des Leh-
rers oder der Lehrerin untergraben,
sondern erst mit der Lehrkraft das Ge-
spräch suchen.Wenn die Eltern dann
trotzdem anderer Meinung sind, sollten
sie das auch sachlich und offen sagen.
Grundsätzlich appelliere ich aber an
beide Seiten, immer wieder eine ge-
meinsame Linie zu suchen und an ei-
nem Strang zu ziehen.
Wie kann man das konkret umsetzen?
Ein Beispiel: Immer mehr Schulen ar-
beiten inzwischen eine Art „Schulver-
fassung“ aus. In ihr vereinbaren Lehrer,
Die Gesellschaft erwartet, dass die
Schule immer mehr Erziehungsaufga-
ben wahrnimmt. Wie sehen Sie diese
Entwicklung?
Monika Hohlmeier:
Ganz klar, die Schu-
le hat einen Erziehungsauftrag. Ich weh-
re mich aber entschieden da-
gegen, alle Erziehungsaufgaben
auf sie allein abzuwälzen, nach
dem Motto „Die Schule wird’s
schon richten“. Erziehung
wird durch einen Dreiklang
bestimmt: Eltern, Schule und
Gesellschaft. Die erste und
wichtigste Erziehungsinstanz
im Leben eines jungen Men-
schen sind nun einmal die El-
tern. Die Schule ist bei ihrer
Erziehungsarbeit auf die Kooperation
mit den Eltern und auf derenVorarbeit
dringend angewiesen.
Was meinen Sie mit „Vorarbeit“?
Ich meine damit die Grundlagen für so-
zialesVerhalten: Rücksichtnahme, sich
einfügen können, sich an Regeln hal-
ten, mit den eigenen Gefühlen zurecht-
kommen, Ehrlichkeit. Die Fundamente
dafür werden von klein auf gelegt, das
sind Haltungen, die die Eltern mit ihren
Kindern täglich einüben müssen.Wenn
da bis Schulbeginn nichts geschehen ist
– wie soll das bitte eine Lehrerin, die 20
bis 30 Kinder in der Klasse hat, wettma-
chen?
Inwiefern können die Eltern die Schule
bei ihrer Arbeit unterstützen?
Das Allerwichtigste: Die Eltern müssen
die Schule mittragen, sich für sie inter-
illustrationen: bengt fosshag, foto: rolf poss
Eltern sind – laut Gesetz – die Erziehungsberechtigten ihrer Kinder. Erziehung ist aber
nicht nur Elternrecht, sondern auch Elternpflicht. Kultusministerin Monika Hohlmeier äußert
sich über die Aufgaben, die den Eltern im Zusammenspiel mit der Schule zukommen.
»Die Schule mittragen«