Table of Contents Table of Contents
Previous Page  6 / 20 Next Page
Information
Show Menu
Previous Page 6 / 20 Next Page
Page Background

– 1 03

6

z

E

essieren! Gleichgültigkeit gegenüber

der Schule ist Gift. Die Eltern sollten

die Fortschritte ihrer Kinder begleiten.

Sie sollten sie spüren lassen, dass Lernen

etwas Schönes, eine Chance ist, aber

dass dazu auch Pflichtbewusstsein ge-

hört und die Bereitschaft, sich anzu-

strengen.

Aufschlussreich ist in diesem Zusam-

menhang der Blick auf die PISA-Sie-

gerländer Finnland und Kanada. Dort

genießt die Schule eine positiveWert-

schätzung bei den Eltern und in der

Gesellschaft. Die Arbeit der Lehrer wird

geachtet, Disziplinprobleme sind selte-

ner als in Deutschland. Das ist ganz of-

fensichtlich eine wichtigeVoraussetzung

für die guten Erfolge der Schüler.

Eltern sollen die Schule mittragen ...

Aber was ist, wenn sie mit dem Verhal-

ten einer Lehrkraft nicht einverstanden

sind?

In diesem Fall sollten die Eltern nicht

durch abfällige Bemerkungen den Kin-

dern gegenüber die Autorität des Leh-

rers oder der Lehrerin untergraben,

sondern erst mit der Lehrkraft das Ge-

spräch suchen.Wenn die Eltern dann

trotzdem anderer Meinung sind, sollten

sie das auch sachlich und offen sagen.

Grundsätzlich appelliere ich aber an

beide Seiten, immer wieder eine ge-

meinsame Linie zu suchen und an ei-

nem Strang zu ziehen.

Wie kann man das konkret umsetzen?

Ein Beispiel: Immer mehr Schulen ar-

beiten inzwischen eine Art „Schulver-

fassung“ aus. In ihr vereinbaren Lehrer,

Die Gesellschaft erwartet, dass die

Schule immer mehr Erziehungsaufga-

ben wahrnimmt. Wie sehen Sie diese

Entwicklung?

Monika Hohlmeier:

Ganz klar, die Schu-

le hat einen Erziehungsauftrag. Ich weh-

re mich aber entschieden da-

gegen, alle Erziehungsaufgaben

auf sie allein abzuwälzen, nach

dem Motto „Die Schule wird’s

schon richten“. Erziehung

wird durch einen Dreiklang

bestimmt: Eltern, Schule und

Gesellschaft. Die erste und

wichtigste Erziehungsinstanz

im Leben eines jungen Men-

schen sind nun einmal die El-

tern. Die Schule ist bei ihrer

Erziehungsarbeit auf die Kooperation

mit den Eltern und auf derenVorarbeit

dringend angewiesen.

Was meinen Sie mit „Vorarbeit“?

Ich meine damit die Grundlagen für so-

zialesVerhalten: Rücksichtnahme, sich

einfügen können, sich an Regeln hal-

ten, mit den eigenen Gefühlen zurecht-

kommen, Ehrlichkeit. Die Fundamente

dafür werden von klein auf gelegt, das

sind Haltungen, die die Eltern mit ihren

Kindern täglich einüben müssen.Wenn

da bis Schulbeginn nichts geschehen ist

– wie soll das bitte eine Lehrerin, die 20

bis 30 Kinder in der Klasse hat, wettma-

chen?

Inwiefern können die Eltern die Schule

bei ihrer Arbeit unterstützen?

Das Allerwichtigste: Die Eltern müssen

die Schule mittragen, sich für sie inter-

illustrationen: bengt fosshag, foto: rolf poss

Eltern sind – laut Gesetz – die Erziehungsberechtigten ihrer Kinder. Erziehung ist aber

nicht nur Elternrecht, sondern auch Elternpflicht. Kultusministerin Monika Hohlmeier äußert

sich über die Aufgaben, die den Eltern im Zusammenspiel mit der Schule zukommen.

»Die Schule mittragen«