gefördert wird. "Wenn ein junger
Mensch musikalisch ist, kommt er zu
einem Geigen- oder Klavierlehrer,
wenn er über sportliche Talente ver–
fügt, geht er in einen Sportverein.
Aber jemand, der eine Begabung
zum Malen hat, findet kaum Unter–
stützung", erläutert Professor Seitz.
Um diesen Mangel zu beseitigen,
regte er die Gründung von ,Schulen
der Phantasie' an. Künstler mit päd–
agogischen Erfahrungen und Lehrer
mit künstlerischen Fähigkeiten arbei–
ten hier mit Kindern zusammen, um
& ·.' · ;
deren schöpferische Kräfte zu
•
wecken. Die Buben und Mäd-
chen lernen dabei, mit einer
"-Fülle von Techniken und
'Materialien umzugehen. ln–
sofern ist die Schule der Phan–
tosie durchaus eine Ergänzung zum
herkömmlichen Schulbetrieb, im Ge-
gensatz dazu aber ohne Noten, ohne
Zeugnisse und ohne einen Lehrplan .
Die ersten "Kurse für bild–
nerisches Gestalten" gab es
1980 in München. Heute ist
aus dem ursprünglichen Mo–
dellversuch eine feste Ein-
fangreichen Projekt, das
dann im Rahmen einer
Schul- oder Gemeindever–
anstaltung präsentiert wird.
Die ,schule
Auch im Traunsteiner Mon–
tagskurs wenden sich die Kin–
der im zweiten Teil des Nach–
mittags größeren Aufgaben
zu. DieMaltechnik, die vorhin
auf kleinen Blättern auspro–
biert wurde, überträgt man
nun aufgroßformatige Bögen
aus Packpapier. Da der Tisch
für dieses Unternehmen nicht
mehr ausreicht, breiten sich
fast alle auf dem Fußboden
aus. Einige trauen sich nicht
so recht an das neue, unge-
derPhan·
tasie' hat
das Ziel,
die künst·
lerischen
rcihigkeiten
der Kinder
z:uwecken.
daß für die Kinder die Teilnahme ko–
stenlos ist. Meistens sind die Kurse in
den Werkräumen der Grundschulen
zu Gast, was eine Abstimmung mit
dem Schulleiter notwendig macht.
in aller Regel trifft man sich einmal in
GROSSES WANDGEMÄLDE
der Woche. Ein festgelegtes Pro–
gramm gibt es nicht. Die Themen der
einzelnen Nachmittage hängen von
den speziellen Fähigkeiten der Leiter
und den Interessen der Kinder ab. in
Frage kommen neben dem Malen
und Basteln zum Beispiel das Töpfern
oder das Einstudieren von Theater–
stücken, wobei man vom Kostüm bis
zum Bühnenbild alles selbst entwirft.
Häufig läßt sich ein Kurs auch von
Festen im Jahresablauf wie Ostern
und Weihnachten inspirieren, oder
man beschäftigt sich über mehrere
Wochen gemeinsam mit einem um-
wohnte Format heran, wol–
len lieber noch einmal mit
einem kleinen Blatt arbeiten. Aber
nach ein paar aufmunternden Wor–
ten von Frau Ackermann legen sie ih–
re Scheu schnell ab. Man spürt, wie
das Malen auf den großen Bögen sti–
muliert. Schwungvoll gleiten die Pin–
sel über die Fläche, spätestens jetzt
wird der Raum zum Künstleratelier.
Bald darauf sind die eineinhalb
Stunden zu Ende, was die Kinder in
ihrem Eifer gar nicht gemerkt haben.
Doch bevor man sich voneinander
verabschiedet, wird in Windeseile
gemeinsam das Zimmer aufgeräumt.
Vielleicht werden einige auf dem
Heimweg am nahe gelegenen Bahn–
hof vorbeikommen und dabei einen
Blick auf das bunte Wandgemälde
werfen, das die nüchternen weißen
Kacheln der Bahnhofsunterführung
ziert. Der Name der Künstlerwerk–
statt, die dieses Bild geschaffen hat,
ist auf einer Fliese in der Mitte .zu le–
sen: Schule der Phantasie 1991 .
iJ
DasMalen
aufgroßen
Flächen ist
richtung mit weit über 100
Kursen in der Landeshaupt–
stadt geworden. Auf Anre–
gung von Eitern und Kunster–
ziehern entschlossen und
entschließen sich jedoch
auch viele andere Gemein–
den innerhalb und außer-
für die klei·
nen Künst·
halb Bayerns - unter ihnen
ler eine neue
als eine der ersten Traun–
stein -, eine Schule der
Phantasie .zu gründen. Ge-
wöhnlich lassen sich die an–
fallenden Kosten aus öffent–
lichen Mitteln finanzieren, so
4 SCHULE
aktuell
und sehr
interessante
Erfahrung.