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Fortsetzung von Seite 5

Lehrstelle heiß umkämpft,

und das Angebot reicht oft

nicht aus. Dagegen sind an–

dere, nicht weniger interes–

sante und lohnende Berufe

auf der Wunschliste der Ju–

gend oft weit abgeschlagen

oder tauchen dort mangels

Information überhaupt nicht

auf. Kein Wunder, daß dann

sogar auch attraktive Lehr–

stellen "leer" stehen. Allein

in Nordbayern fristen rund

140

solcher Berufe ein Aschen–

brödeldasein. Oft macht auch

die einse1t1g ausgerichtete

Wirtschaft der engeren Hei–

mat jungen Leuten bei der

Lehrstellensuche einen Strich

durch die Rechnung. Das An–

gebot an Ausbildungsplätzen

hängt nun einmal davon ab,

welche Firmen und Branchen

in einem Gebiet ansässig sind.

Von Landkreis zu Landkreis

ist das oft sehr verschieden.

Trotzdem ist damit über

Erfolg oder Mißerfolg bei der

Lehrstellensuche noch lange

nicht das letzte Wort gespro–

chen. Wer beweglich ist und

über den Zaun blickt, dem

öffnen sich viele Türen. Und

immer noch ist eine Lehr–

stelle in

100

km oder noch

weiter ab vom Elternhaus

besser als der Hilfsarbeiter–

Job um die Ecke. Das Pro–

blem der Entfernung läßt sich

nämlich lösen. Aber nicht

durch tägliches Pendeln, das

nur Zeit und Kräfte raubt. Ei–

ne viel bequemere Brücke

schlagen da Bayerns Jugend–

wohnheime. Hier finden

Lehrlinge Unterkunft und Be–

treuung, damit sie unabhän–

gig vom Wohnort der Eltern

einer qualifizierten Ausbil–

dung nachgehen können.

Die Anschriften dieser Hei–

me veröffentlicht S& W auf

den folgenden vier Seiten,

und zwar geordnet nach den

bayerischen Regierungsbezir–

ken. Daneben stehen jeweils

diejenigen Lehrberufe, die in

der betreffenden Region ver–

hältnismäßig zahlreich ange–

boten werden und anderswo

vielleicht weniger bekannt

sind. (Berufe wie Maurer und

Verkäuferin, die man überall

findet, wurden dabei ausge–

spart.) Nicht länger sollten

daher Hauptschüler bei der

Lehrstellensuche nur "am Ort

treten". Mehr Bewegung,

mehr Mobilität tut not. Der

Sprung oder wenigstens der

Blick in einen anderen Regie–

rungsbezirk könnte man-

6

Kost und Logis für Lehrlinge, die fern vom

Elternhaus leben, bieten die Jugendwohnheime

zu günstigen Preisen.

ehern, der sich zu Hause ver–

geblich umsieht, neue Chan–

cen auf einen Ausbildungs–

beruf öffnen.

Die Landschaften unseres

Freistaats haben in ihrer

Wirtschaftsstruktur und damit

im Lehrstellenangebot ihr ei–

genes Profil. Darauf sollte

man sich einstellen. ln der

Oberpfalz ist das Handwerk

stark vertreten, Niederbayern

hat viele landwirtschaftliche

Ausbildungsplätze, Oberbay–

ern und Mittelfranken bieten

eine Konzentration kaufmän–

nischer und industrieller Be–

rufe. Wer sich der Binnen–

schitfahrt oder dem Weinbau

zuwenden will, muß nach

Unterfranken gehen. Textil–

berufe sind in Oberfranken

und Schwaben zu Hause.

" Lehrjahre sind Wander–

jahre", müßte darum der

Wahlspruch für jeden sein,

der sich schwer tut bei der

Suche nach einem Ausbil–

dungsplatz. A n Mutters Rock–

zipfel findet er ihn nicht. Ge–

stützt auf einen Wohnheim–

platz in der Nachbarprovinz

aber sehr wahrscheinlich. Er

braucht dazu nicht kreuz und

quer durch die bayerischen

Lande auf Suche zu gehen.

Es genügt der Gang zum

nächsten Arbeitsamt. Dort

meldet er seinen Berufs–

wunsch oder am besten meh–

rere, die für ihn in Frage

kommen. Mit einem ausge–

klügelten Vermittlungsverfah–

ren tauschen die Arbeitsäm–

ter untereinander ihre Infor–

mationen aus, leiten Berufs–

wünsche weiter - notfalls

durch das gesamte Bundes–

gebiet. So helfen sie, auch

über große Entfernungen hin–

weg, den gesuchten Ausbil–

dungsplatz zu finden. Auch

ein Wohnheim benennen sie.

Freilich : Viele Eltern lassen

ihre halbwüchsigen Sprößlin–

ge nur mit Sorge auf eine

ferne Lehrstelle ziehen. Wer

sorgt dort für sie? Unter wel–

che Einflüsse wird ihr Kind

geraten? Hier kommen die

Jugendwohnheime wie geru–

fen . Heimleiter und Erzieher

bieten den jungen Menschen

auch weit entfernt von der

Familie ein sicheres Zuhause.

Sie betreuen nicht nur das

leibliche Wohl, sondern för–

dern auch die persönliche

Entwicklung ihrer Gäste, küm–

mern sich um die berufliche

Ausbildung. Sie übernehmen

also Erziehungsaufgaben der

Eltern.

Damit sich der Jugendliche

im Wohnheim zu Hause fühlt,

gibt es dort ein Freizeitange–

bot, Bibliotheken, Fernseh–

geräte, Plattenspieler und

Radioapparate. Auch Sport

und Spiel werden groß ge–

schrieben. Vorträge und Dis–

kussionen runden das Pro–

gramm ab. Wer will, kann au–

ßerhalb des Heimes in einem

Verein mitarbeiten oder Ver–

anstaltungen besuchen . Noch

mehr: Auch für persönliche

Probleme der anvertrauten

Jugend haben die Erzieher

ein offenes Ohr.

Neben Heimen mit umfas–

sender Betreuung gibt es

auch einige andere, die nur

ein preisgünstiges Nachtquar-

tier anbieten. Dort ist der

Wohnplatz oft schon für

100

bis

140

DM im Monat zu ha–

ben. Entsprechend gering ist

dann allerdings auch die per–

sönliche Betreuung. ln den

Heimen mit voller Verpfle–

gung und großem Service

zahlt man monatlich 320 bis

450

DM. Aber am Geld soll's

nicht scheitern. Notfalls greift

das Arbeitsamt nämlich mit

einer "Berufsausbildungsbei–

hilfe" unter die Arme.

105

Jugendwohnheime ste–

hen in Bayern, verteilt auf 39

Orte. 83 von ihnen werden

von kirchlichen Gemeinschaf–

ten betrieben. Die Aufnahme

ist jedoch nur sehr selten an

eine bestimmte Konfessio

gebunden. Bevor Eltern eine

Heimvertrag unterschreiben,

sollten sie das Haus ansehen,

sich die Zimmer zeigen las–

sen, Formulare und Hausord–

nung genau lesen:

e

Wer ist der Träger des

Heims? Wie intensiv betreut

er die Jugendlichen? Welche

Erziehungsziele verfolgt er?

e

Hält das Heim Kontakt

zum Ausbildungsbetrieb und

zur Berufsschule?

e

Gibt es im Heim einen

stillen Studierplatz? Fachliche

Hilfe?

e

Darf man Musik machen?

Welches Freizeitangebot hat

das Heim?

e

Kümmert sich das Heim

bei Erkrankung um einen

Arzt? Wird dort auch ein

kranker Heimbewohner ver–

sorgt?

e

Darf man auch übers Wo–

chenende einmal im Heim

bleiben?

e

Wird die Bettwäsche vom

Heim gestellt? Kann man die

Leibwäsche waschen lassen?

e

Gibt es Dusche- oder Bad–

benützung? Ist sie im Heim–

preis eingeschlossen?

e

Wer reinigt das Zimmer

und bringt es in Ordnung?

e

Stellt das Heim auch Ver–

pflegung zum Mitnehmen,

wenn der Lehrling einen wei–

ten Weg zum Betrieb hat?

So verschieden die Haus–

ordnungen und die Heimver–

träge auch sein mögen - ei–

nes haben die Jugendwohn–

heime gemeinsam: Sie sind .

ein guter Platz, um Jugend–

lichen fern von den Eltern ei–

ne Heimat auf Zeit zu bieten.

Sie sind ein ausgezeichnetes,

altbewährtes " Haus"-Mittel,

um örtliche Lehrstellenpro–

bleme zu lösen.