Gesellschaftliches bzw. politisches Engagement, Jugendprotest und die Wahl der Mittel - page 9

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Gesellschaftliches bzw. politisches Engagement, Jugendprotest und die Wahl der Mittel
Kapitel 2 Forschungsperspektive
In diesem Kapitel wird der Forschungsauftrag beschrieben und die eigene Forschungsperspektive
erläutert.
2.1 Politische Optionen und Gewalt
Das staatliche Gewaltmonopol ist eine zentrale Norm, die moderne Staaten und insbesondere demo-
kratische Staatsformen konstituiert (Elias 1976). Wird diese Norm in Frage gestellt, ist das im Staats-
verständnis der Bundesrepublik Deutschland als eine zentrale Bedrohung der demokratischen Le-
bensform zu betrachten. Gewalthandlungen von Bürgern erfüllen deshalb auch einen Straftatbe-
stand. Für die große Mehrheit der Bevölkerung der Bundesrepublik ist die Norm des staatlichen Ge-
waltmonopols unstrittig. Aber es gibt Bevölkerungssegmente, die ein anderes Verständnis von Ge-
walt und ihrer Legitimität haben. Die über 10 Jahre 2002 bis 2012 laufende Studie zur „Gruppenbe-
zogenen Menschenfeindlichkeit“ des Bielefelder Instituts für Konflikt- und Gewaltforschung IKG er-
laubt es, diese Segmente etwas genauer zu bestimmen (vgl.
. So werden Situationen konstruiert, in denen
Gewaltbilligung und Gewaltbereitschaft für einen Teil der Bevölkerung legitim ist:
Abbildung 1: Gewaltbilligung zur Absicherung von Macht und Gewaltbereitschaft zur „Verteidigung“
Gewaltbilligung zur Absicherung von Macht
• Durch Anwendung von Gewalt können klare Verhältnisse
geschaffen werden.
• Wenn sich andere bei uns breit machen, muss man ihnen unter
Umständen unter Anwendung von Gewalt zeigen, wer Herr im
Hause ist.
9%
19%
Gewaltbereitschaft zur „Verteidigung“
• Manchmal muss ich Gewalt einsetzen, um nicht den Kürzeren
zu ziehen.
• Wenn mich jemand beleidigt, kann es ihm passieren, dass er
sich eine fängt.
11%
14%
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