Gesellschaftliches bzw. politisches Engagement, Jugendprotest und die Wahl der Mittel - page 6

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Gesellschaftliches bzw. politisches Engagement, Jugendprotest und die Wahl der Mittel
Vorwort
Einer der Schwerpunkte der Forschungen des IPP gilt der Lebenswelt Jugendlicher. Entsprechend
unseres reflexiv sozialpsychologischen Grundverständnisses geht es dabei nie nur um eine Analyse
der äußeren Lebenslage, sondern immer auch um die subjektiven Verarbeitungsprozesse junger
Menschen. Die konzeptionelle Frage der Identitätsentwicklung stand deshalb über 20 Jahre im
Brennpunkt der Projekte, die das IPP u.a. im Rahmen zweier Sonderforschungsprogramme der DFG
durchgeführt hat.
Empirisch haben uns immer wieder auch die Ränder der Normalwelt Jugendlicher interessiert.
Zum einen zum Arbeitsmarkt. Hier ging es um die Frage, wie benachteiligte junge Erwachsene trotz
vieler demütigender Erfahrungen des Scheiterns dennoch erfolgreich in die Arbeitswelt integriert
werden können.
Zum anderen auch die der politischen Haltung und der dabei gerechtfertigten Wahl der Mittel. Hier
stehen Fragen im Mittepunkt, warum Jugendliche zu gesellschaftspolitisch eher verpönten Positio-
nen und Mitteln greifen. Was finden Jugendliche an diesen Haltungen und an gewaltförmigen Ausei-
nandersetzungen interessant? Welche biographischen Motive und Erfahrungen spielen hier jeweils
eine wichtige Rolle? Welche Funktion haben diese Entwicklungen und kollektiven Zusammenhänge
wiederum für deren Identitätsentwicklung?
Neben der Gruppe der Fußballultras und ihren kollektiven Identitätskonstruktionen standen auch
Anfang der 2000er Jahre Formen alltäglicher Gewalt in der Schule sowie die dort möglichen Formen
der Gewaltprävention im Mittelpunkt von Projekten. Hinzu gekommen ist die Auseinandersetzung
mit rechtsextremistischen Tendenzen Jugendlicher. Hier hat das IPP vor vier Jahren auch die Beglei-
tung der Implementierung der Regionalbeauftragten für Demokratie und Toleranz an bayerischen
Schulen übernommen. In diesem Rahmen bot sich über eine Ausschreibung der Landeszentrale für
politische Bildung Bayerns nun auch die Möglichkeit an, sich mit einem eher linksorientierten Ge-
waltverständnis Jugendlicher zu beschäftigen.
In diesem Forschungsfeld gibt es bislang nur wenig gesichertes Wissen. Deshalb versteht sich die hier
vorgelegte Studie auch als eine ethnografische Annäherung.
Wir möchten uns bei den Regionalbeauftragten für Demokratie und Toleranz, beim Deutschen Ju-
gendinstitut, beim Archiv der Jugendkulturen, sowie bei diversen Streetworkern bzw. Mitarbeitern
der Jugendhilfe bedanken, die durch ihr Fachwissen und ihre Kontakte dazu beigetragen haben, dass
diese Studie möglich wurde.
München, September 2013
Dr. Silke Heiland
Prof. Dr. Heiner Keupp
Dr. Florian Straus
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