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Hitlers

Mein Kampf

– Perspektiven für die historisch-politische Bildungsarbeit

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Einsichten und Perspektiven Themenheft 1 | 16

Hitlers

Mein Kampf

Perspektiven für die historisch-politische

Bildungsarbeit

Wie soll mit Hitlers Hetzschrift in der schulischen und

der außerschulischen Bildungsarbeit umgegangen wer-

den? Im Folgenden werden einige Perspektiven aufge-

zeigt und dafür geeignete Materialien präsentiert. Ausge-

hend vom Buch selbst werden Entstehung und Aufbau,

die autobiografischen Informationen, die Bedeutung für

die NS-Herrschaft, insbesondere für die Propaganda, die

Ideologie sowie die politische Umsetzung und schließ-

lich die Präsenz in der Geschichtskultur bzw. in künstle-

rischen Auseinandersetzungen beleuchtet. Dabei werden

die einzelnen Aspekte fachlich analysiert und didaktisch

reflektiert. Auf farblich abgehobenen Seiten finden sich

dann ausgewählte Materialien für die historisch-poli-

tische Bildungsarbeit. Die methodischen Anregungen

müssen dabei eher allgemein bleiben, da je nach Verwen-

dungszweck und Lerngruppe verschiedene Verfahrens-

weisen angezeigt sind. In schulischen Lernsituationen ist

ein anderes Vorgehen notwendig als in außerschulischen,

in der Mittelschule ein anderes als in der Oberstufe des

Gymnasiums, in einem Seminar zur politischen Bildung

ein anderes als im pädagogischen Angebot einer KZ-

Gedenkstätte. Die ausgewählten Materialien, die in der

Regel im Text erläutert werden, sind mit knappen Hin-

weisen zum methodischen Vorgehen sowie mit zentralen

Leitfragen versehen. Hitlers Texte werden dabei in der

Regel nach der kritischen Edition zitiert. Da dort viele

Kommentare als zusammenhängende Darstellungen von

historischen Sachverhalten, ja als in sich geschlossene

kleine Essays verfasst sind, eignen sie sich sehr gut für die

historisch-politische Bildungsarbeit. So können die Aus-

züge aus

Mein Kampf

und die Kommentare der Edition

für sich zusammengefasst und dann gegenübergestellt

werden. Auch bietet es sich an, die Edition als solche

zu thematisieren, auf den Sinn der Anmerkungen, der

Quellen- und Literaturangaben sowie auf deren spezifi-

sche Form hinzuweisen. Daher wurden diese Elemente

mitunter bewusst beibehalten.

Mein Kampf

als Buch – Zwischen Erstauflage und

kritischer Edition

Die Beschäftigung mit Relikten aus der Zeit des Natio-

nalsozialismus ist umstritten. So verzichtet das NS-Doku-

mentationszentrum in München bewusst auf haptische

Exponate, um eine „Ästhetisierung und Auratisierung“

zu vermeiden.

33

Allerdings ist es interessant,

Mein Kampf

,

noch bevor eine Auseinandersetzung mit dem Inhalt

erfolgt, als Sachquelle zu betrachten. Die Beschäftigung

mit dem Buch als Buch eröffnet haptische und visuelle

Zugänge. Dieser

quellenkundliche Kontext

kann am bes-

ten anhand eines Exemplars von Hitlers Schrift, aber auch

mit Hilfe ausgewählter Materialien erschlossen werden.

33 Winfried Nerdinger (Hg.): München und der Nationalsozialismus. Katalog

des NS-Dokumentationszentrums München, München 2015, S. 11.

Mein Kampf

– Eine kritische Edition

Foto: Institut für Zeitgeschichte