Table of Contents Table of Contents
Previous Page  49 / 80 Next Page
Information
Show Menu
Previous Page 49 / 80 Next Page
Page Background

49

Der sogenannte„Röhm-Putsch“ – eine Zäsur in der Geschichte des nationalsozialistischen Regimes

Einsichten und Perspektiven 1 | 18

sches. Am 30. Juni 1934 fuhr um die Mittagszeit vor der

Villa des Generals in der Griebnitzstraße 4 in Neu-Babels-

berg ein Wagen vor, besetzt mit sechs Personen. Zwei von

ihnen verschafften sich mit energischen Worten von der

Haushälterin Einlass. Einer fragte den am Schreibtisch in

seinem Arbeitszimmer Sitzenden, ob er General Schlei-

cher sei. Als dieser sich umdrehte und die Frage bejahte,

trafen ihn drei tödliche Schüsse. Schleichers Ehefrau Eli-

sabeth, die kurz danach, durch den Lärm alarmiert, das

Arbeitszimmer betrat, wurde ebenfalls niedergeschossen.

Sie starb noch am selben Tag im Krankenhaus. In einer

amtlichen Verlautbarung hieß es, dass Schleicher mit

den staatsfeindlichen Kreisen der SA-Führung und mit

auswärtigen Mächten staatsgefährdende Verbindungen

unterhalten habe, wodurch bewiesen sei, dass er sich

gegen den Staat und seine Führung betätigt habe. Bei der

Verhaftung durch Kriminalbeamte habe er sich mit der

Waffe widersetzt. Durch den dabei erfolgten Schußwech-

sel seien er und seine dazwischen tretende Frau tödlich

verletzt worden.

31

Generalmajor von Bredow, ein Mitstrei-

ter von General Schleicher, erfuhr noch am 30. Juni 1934

von dessen Ermordung. Trotz der Gefahr für sein eigenes

Leben entschloss er sich, bei seiner Familie zu bleiben. Am

Abend des gleichen Tages wurde er von Angehörigen der

SS verhaftet und getötet.

Erich Klausener, geboren am 25. Januar 1885 in Düs-

seldorf, stammte aus einer streng katholischen Familie.

Nach dem Abitur studierte er Jura. Am 28. August 1919

erfolgte seine Ernennung zum Landrat des Landkreises

Recklinghausen, später war er als Ministerialdirektor und

Abteilungsleiter für Jugend- und Erwerbslosenfürsorge im

preußischen Wohlfahrtsministerium tätig. Nach seiner

Berufung in das preußische Innenministerium im Jahr

1926 übernahm er die Leitung der für die Polizei zustän-

digen Abteilung. Als Ministerialdirektor diente Klausener

31 Zit. n. Gritschneder (wie Anm. 5), S. 41 f.

General Kurt von Schleicher (Reichskanzler 1932/33), hier bei einer Regierungserklärung am 15. Dezember 1932

Foto. sz photo/Sammlung Megele