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Der sogenannte„Röhm-Putsch“ – eine Zäsur in der Geschichte des nationalsozialistischen Regimes
Einsichten und Perspektiven 1 | 18
sches. Am 30. Juni 1934 fuhr um die Mittagszeit vor der
Villa des Generals in der Griebnitzstraße 4 in Neu-Babels-
berg ein Wagen vor, besetzt mit sechs Personen. Zwei von
ihnen verschafften sich mit energischen Worten von der
Haushälterin Einlass. Einer fragte den am Schreibtisch in
seinem Arbeitszimmer Sitzenden, ob er General Schlei-
cher sei. Als dieser sich umdrehte und die Frage bejahte,
trafen ihn drei tödliche Schüsse. Schleichers Ehefrau Eli-
sabeth, die kurz danach, durch den Lärm alarmiert, das
Arbeitszimmer betrat, wurde ebenfalls niedergeschossen.
Sie starb noch am selben Tag im Krankenhaus. In einer
amtlichen Verlautbarung hieß es, dass Schleicher mit
den staatsfeindlichen Kreisen der SA-Führung und mit
auswärtigen Mächten staatsgefährdende Verbindungen
unterhalten habe, wodurch bewiesen sei, dass er sich
gegen den Staat und seine Führung betätigt habe. Bei der
Verhaftung durch Kriminalbeamte habe er sich mit der
Waffe widersetzt. Durch den dabei erfolgten Schußwech-
sel seien er und seine dazwischen tretende Frau tödlich
verletzt worden.
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Generalmajor von Bredow, ein Mitstrei-
ter von General Schleicher, erfuhr noch am 30. Juni 1934
von dessen Ermordung. Trotz der Gefahr für sein eigenes
Leben entschloss er sich, bei seiner Familie zu bleiben. Am
Abend des gleichen Tages wurde er von Angehörigen der
SS verhaftet und getötet.
Erich Klausener, geboren am 25. Januar 1885 in Düs-
seldorf, stammte aus einer streng katholischen Familie.
Nach dem Abitur studierte er Jura. Am 28. August 1919
erfolgte seine Ernennung zum Landrat des Landkreises
Recklinghausen, später war er als Ministerialdirektor und
Abteilungsleiter für Jugend- und Erwerbslosenfürsorge im
preußischen Wohlfahrtsministerium tätig. Nach seiner
Berufung in das preußische Innenministerium im Jahr
1926 übernahm er die Leitung der für die Polizei zustän-
digen Abteilung. Als Ministerialdirektor diente Klausener
31 Zit. n. Gritschneder (wie Anm. 5), S. 41 f.
General Kurt von Schleicher (Reichskanzler 1932/33), hier bei einer Regierungserklärung am 15. Dezember 1932
Foto. sz photo/Sammlung Megele