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„Ich bin in einem doppelten Schweigen aufgewachsen“

Einsichten und Perspektiven 3 | 17

Natascha Wodins dokumentarische Biographie ist bei der Landeszentrale für vier Euro erhält- lich auf der Webseite www.bestellen.bayern.de (Politische Bildungsarbeit).

LZ:

Was halten Sie von der Kritik, die sogenannten „Russ-

landverstehern“ entgegengebracht wird?

Natascha Wodin:

Davon halte ich überhaupt nichts,

denn genau darum geht es: um das Verstehen, was nicht

gleichbedeutend mit Gutheißen ist. Wir müssen das Ver-

stehen lernen, das ist unsere einzige Chance, die richtigen

Entscheidungen zu treffen und die Welt nicht in einen

neuen Krieg zu stürzen.

LZ:

Wie sehen Sie der Zukunft entgegen?

Natascha Wodin:

Manchmal denke ich, ich habe schon

so vieles gelebt und wundere mich dann oft, dass ich im-

mer noch da bin. Der Tod war bei mir immer schon The-

ma. Aber nicht die Endlichkeit des Lebens, sondern der

Tod als beängstigendes Ereignis. In der Jugend war man

ja unsterblich und der Mittelpunkt der Welt. Ich finde,

es ist sehr angenehm, dass das mit dem Mittelpunkt sich

relativiert, wenn man älter wird. Ich bin mir nicht mehr

so wichtig, wie ich mir mal war

Das Interview führte Monika Franz.