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Der Kampf ums Weiße Haus

Einsichten und Perspektiven 1 | 17

Fast als erste Amtshandlung unterschrieb Trump eine sog.

Exekutivanweisung, eine Mauer zu Mexiko zu bauen. Nun

ist eine solche Anweisung kein Gesetz, sondern mehr eine

Prioritätensetzung für die zuständigen Behörden und ein

Startschuss für die Planung.

12

Denn ein Präsident kann

nun mal kein Geld zuweisen, das ist Sache des Kongresses.

Die mexikanische Regierung wird jedenfalls nicht zahlen,

wie Präsident Enrique Peña Nieto mehrfach unmissver-

ständlich feststellte. Auch sein Nachfolger wird das kaum

ändern, denn die beiden aussichtsreichsten Kandidaten

für die mexikanische Präsidentschaftswahl überbieten sich

gegenseitig in ihrer Trump-Kritik.

13

Allerdings ist wahr-

scheinlich, dass die republikanische Mehrheit im Kongress

durchaus einige Milliarden zum Ausbau von Grenzsiche-

rungsanlagen zur Verfügung stellen werden, in dieser Hin-

sicht ist die Partei mehrheitlich auf Trumps Linie einge-

schwenkt. Eine Mauer von über 3.000 km Länge bleibt

unwahrscheinlich, doch die Zäune dürften länger werden

und die Gräben tiefer.

Was die Deportationen angeht, so gibt es erste Anzei-

chen von vermehrten Razzien und Festnahmen von ille-

galen Einwanderern.

14

Eine konzertierte Massenjagd auf

illegale Einwanderer scheint das noch nicht zu sein, aber

die Furcht in den betroffenen Gruppen wächst, zumal die

Regierung kürzlich einen Plan vorlegte, Abschiebungen

schneller und mit mehr Personal vorzunehmen.

15

Eine

erste Gegenreaktion war der

„Day Without Immigrants“-

Streik, der „Tag ohne Immigranten.“ In mehreren US-

Städten legten legale und illegale Einwanderer die Arbeit

nieder, um zu zeigen, dass ohne sie nicht viel geht in

Amerika.

16

Eines hat Trump bislang aber nicht getan: Er

hat nicht Obamas Abschiebeschutz für junge illegale Ein-

wanderer

(„Deferred Action for Childhood Arrivals“,

kurz

DACA) aufgehoben. Das könnte er relativ einfach tun,

doch möglichweise wäre der politische Preis hoch: Diese

jungen illegalen Einwanderer, die als Kinder in die USA

kamen und dort aufwuchsen, genießen als sog.

„Dream

Generation“

relativ hohe Sympathie in den USA. Wenn

Trump DACA wirklich abschaffte, wäre das eine echte

Kampfansage.

12 Auch Obama unterzeichnete am ersten Amtstag eine Exekutivanweisung,

das Gefängnis auf der Flottenbasis Guantanamo Bay zu schließen, was

letztlich am Widerstand des Kongresses scheiterte.

13 Vgl.

https://wpo.st/rnWc2

[Stand: 21.02.2017].

14 Vgl.

https://wpo.st/RqWc2

[Stand: 21.02.2017].

15 Vgl.

https://wpo.st/P3hc2

[Stand: 21.02.2017].

16 Vgl.

https://wpo.st/brWc2

[Stand: 21.02.2017].

Die größten Wellen aber schlug die Exekutivanweisung

vom 27. Januar, mit dem Trump das gesamte Flüchtlings-

programm der USA zeitweilig und für Flüchtlinge aus

Syrien dauerhaft aussetzte sowie die Einreise von Menschen

aus sieben überwiegend muslimischen Ländern unter-

sagte – angeblich aus Gründen der nationalen Sicherheit.

Dabei ging es ihm wohl um die Einlösung des Wahlver-

sprechens eines Einreiseverbotes für Muslime ohne die

Maßnahme unmittelbar an die Religionszugehörigkeit zu

ketten. Kritiker bemerkten sofort, dass kein Bürger der

sieben betroffenen Staaten jemals einen Terroranschlag in

den USA verübt habe, während Saudi-Arabien, aus dem

die meisten 9/11-Attentäter stammten, nicht vom Einrei-

severbot betroffen sei. Vor allem aber löste die Anweisung,

die wohl stark die Handschrift von Steve Bannon trägt, ein

regelrechtes Chaos an den internationalen Flughäfen aus.

Denn zumindest anfangs wurde sie auch gegen bereits aner-

kannte Flüchtlinge sowie Inhaber einer dauerhaften Auf-

enthaltsgenehmigung für die USA angewendet, ebenso wie

gegen Doppelstaatler mit z.B. britischem und iranischem

Pass. Die Empörung im In- und Ausland war groß, die

Medienberichterstattung ebenfalls, es kam zu spontanen

Massenprotesten an den Flughäfen. Nach wenigen Tagen

erließ ein Bundesrichter eine einstweilige Verfügung gegen

die gesamte Exekutivanweisung, die auch von einem Beru-

fungsgericht aufrechterhalten wurde und es kehrte zumin-

dest zunächst einmal die Normalität zurück.

Die ganze Aktion ist aus zwei Gründen signifikant:

Zum einen zeigt sich, wie sehr Trump willens ist, radika-

len Ankündigungen aus dem Wahlkampf auch Taten fol-

gen zu lassen, denn eine Umsetzung des „Einreiseverbots

Proteste gegen das Einreiseverbot am Flughafen in Los Angeles (LAX)

Foto: picture-alliance/Zuma Press