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Der Kampf ums Weiße Haus

Einsichten und Perspektiven 1 | 17

Die Rechten

Eine ganze Reihe von Trumps Ministern und engsten Bera-

tern stammt vom äußersten rechten Rand der republikani-

schen Partei und folgt entweder Trumps nationalistischem

Rechtspopulismus oder der anti-etatistischen Tea-Party-

Bewegung. Es sind einige Gestalten dabei, die man sich in

keiner Regierung außer der von Trump vorstellen kann.

Jeff Sessions (Justiz):

Sessions war bis vor Kurzem der

wahrscheinlich rechtskonservativste Senator überhaupt

und machte vor allem als Hardliner in Sachen Einwan-

derung auf sich aufmerksam. Genau das brachte ihm

wohl den mächtigen Posten des

attorney general

ein,

der verschiedene Aspekte eines Justiz- und Innenminis-

ters sowie eines Generalstaatsanwaltes in sich vereint.

Sessions dürfte eine konsequente Abschiebung illegaler

Einwanderer enthusiastisch mittragen. Auch wird der

neue Justizminister kaum Druck auf lokale Polizeibehör-

den ausüben, ihre Beziehungen zu

Hispanics

und Afro-

Amerikanern zu verbessern. Vor allem aber ist der

attor-

ney general

auch für die Untersuchung potentiell illegalen

Handelns der Regierung zuständig; von Sessions hat

Trump hier kaum etwas zu befürchten. Sessions wurde

mit nur 52:47 Stimmen vom Senat bestätigt – normaler-

weise sind Senatoren freundlicher zu Kollegen.

Steve Bannon (Chefstratege):

Der ehemalige Chef der

rechtsradikalen Nachrichtenplattform

Breibart News

war neben Kellyanne Conway der primäre Architekt

der späten, unverblümt rechtspopulistischen und letzt-

lich erfolgreichen Wahlkampfstrategie Trumps. Er steht

der rassistischen

alt-right

-Bewegung nahe und dürfte

sowohl hinter Trumps düsterer Inaugurationsrede als

auch hinter dem Einreisestopp für Menschen aus sie-

ben islamischen Ländern stecken. Für seine Kritiker gilt

Bannon als die dunkle Eminenz hinter Trumps Thron;

zumindest die Anfangsphase der Regierung Trump

trägt seine Handschrift. Ob er wirklich so einflussreich

wird wie einst Dick Cheney, bleibt abzuwarten;

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der

Einfluss eines Chefstrategen im Weißen Haus hängt

ausschließlich davon ab, ob der Präsident auf ihn hört.

Trump hievte Bannon wohlweislich auf einen Posten,

der keine Bestätigung durch den Senat benötigt.

Scott Pruitt (Umwelt)

. Derzeit noch der Justizminister

Oklahomas, gilt Pruitt als Intimfeind der Umweltbe-

hörde

Environmental Protection Agency

und hat mehrere

Verfahren gegen deren Umweltregularien angestrengt.

Er gilt als Gegner einer konsequenten Klimapolitik und

hat sich gegen Obama’s

Clean Power Plan

, einer Art

Energiewende für die USA, gestellt. Pruitt als Direk-

tor der EPA ist für Kritiker ein klarer Fall vom Bock

als Gärtner. Er wurde vom Senat mit denkbar knapper

Mehrheit von 52:46 bestätigt.

Die „Normalen“

Selbst in der Regierung Trump gibt es aber auch Politi-

kerinnen und Politiker, die man auch in einer normalen

republikanischen oder sogar demokratischen Mannschaft

erwarten könnte. Teils mag das ein Feigenblatteffekt sein,

teils ist es aber auch der Notwendigkeit geschuldet, dass

manches einfach funktionieren muss.

Reince Priebus (Stabschef ):

Dies gilt besonders für

Reince Priebus, jetzt Stabschef imWeißen Haus. Priebus

war zuvor Vorsitzender des republikanischen National-

komitees und einer der wenigen Establishment-Repub-

likaner, die Trump offen unterstützten. Sein Part ist, die

vielfältigen Aufgaben des Weißen Hauses zu koordinie-

ren, was natürlich nicht einfach ist, zumal Bannon und

andere ebenfalls versuchen, die Agenda zu beherrschen.

Solche Machtkämpfe zwischen verschiedenen Machtzir-

keln sind normal – die Regierung Obama war berüchtigt

für Streitigkeiten zwischen Beratern im Weißen Haus

und Fachpolitikern in den Ministerien – unter Trump

allerdings bedeutet das noch mehr Konflikte als sonst.

Nikki Haley (Vereinte Nationen):

Haley, ehemals

Gouverneurin von South Carolina, steht wie fast keine

andere Politikerin für eine potentiell erfolgreiche Repu-

blikanische Partei der Zukunft: weiblich, jung, Toch-

ter von indischen Einwanderern, konservativ, aber

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In einem Interview bewunderte Bannon Dick Cheney, Darth Vader und Satan als wahre Vertreter finsterer Macht, denen es nachzueifern gelte. Inwieweit das als Scherz gemeint war, bleibt offen. Vgl. http://spon.de/ aeR4M, [Stand: 21.02.2017].

Steve Bannon

Foto: ullstein Bild – Reuters/Joshua Roberts