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Einsichten und Perspektiven 2 | 16

mit Geld zu fluten und so unverhältnismäßigen Einfluss

auf die Politik zu nehmen. Viele Politiker vor allem der

Demokraten haben dieses System scharf kritisiert. Barack

Obama ließ sich sogar zur Richterschelte am Obersten

Gerichtshof hinreißen, akzeptierte aber 2012 die Unter-

stützung eines Super-PACs, umWaffengleichheit mit Mitt

Romney sicher zu stellen, der ein finanzstarkes Super-PAC

auf seiner Seite hatte. Bernie Sanders lehnt das System der

Super-PACs strikt ab und akzeptiert keine Unterstützung

dieser Art – ganz anders als Hillary Clinton, die auf die

Unterstützung „ihres“ Super-PAC

Priorities USA Action

zählt. Interessanterweise steht Donald Trump den Super-

PACs kritisch gegenüber; bislang spielten Super-PACs

auch keine große Rolle in seinem Wahlkampf.

Im Wahlkampf 2016 kristallisiert sich zunehmend

heraus, dass Super-PACs weniger einflussreich und pro-

blematisch sind, als zunächst befürchtet. Bernie Sanders’

Wettkampf mit Hillary Clinton scheiterte nicht am Geld;

Donald Trump sicherte sich die Nominierung der Repub-

likaner ohne nennenswerte Beteiligung von Super-PACs.

Jeb Bush hingegen, der sich auf die $ 121 Millionen

schwere Unterstützung des Super-PACs

Right to Rise

ver-

ließ, scheiterte kläglich. 

23

Super-PACs können eben nur

flankierende Maßnahmen wie Fernsehwerbung ergreifen,

sie können das eigentliche Kerngeschäft, nämlich den

Aufbau örtlicher Wahlkampfstrukturen und die damit

verbundenen Personalkosten, nicht finanzieren.

Wahlkampf mit harten Bandagen

Deutsche Beobachter sind manchmal angesichts der har-

schen Rhetorik US-amerikanischer Wahlkämpfe erstaunt.

So warf z.B. Bernie Sanders seiner Konkurrentin Hillary

Clinton vor, sie sei „nicht qualifiziert“ für das Präsiden-

tenamt, weil sie (über ihr Super-PAC) Spenden der Wall

Street akzeptiere. 

24

Bei den Republikanern geht es noch

harscher zu: Marco Rubio bezeichnete Donald Trump als

„Trickbetrüger.“ 

25

Trump wiederum nannte seinen schärfs-

ten innerparteilichen Widersacher Ted Cruz regelmäßig

„Lying’ Ted“,

also „Ted, den Lügner“ und tituliert nennt

seine wahrscheinliche Gegnerin bei der Präsidentschafts-

wahl als

„Crooked Hillary“,

also die „korrupte Hillary“.

23 Die Finanzmittel der ausgeschiedenen Präsidentschaftsanwärter 2016

finden sich hier:

OpenSecrets.org

– Center for Responsive Politics,

http://

www.opensecrets.org/pres16/also-rans.php

[Stand 20.06.2016].

24 Vgl.

http://edition.cnn.com/2016/04/06/politics/bernie-sanders-hillary-

clinton-qualified/ [Stand 20.06.2016]

25 Vgl.

http://edition.cnn.com/2016/02/26/politics/marco-rubio-donald-trump-

morning-show-attacks/ [Stand 20.06.2016]

Manches davon ist der Präsenz von Donald Trump

geschuldet, der die persönliche Beleidigung zum rhetori-

schen Markenkern seines Wahlkampfs erhoben hat und

den ohnehin rauen Ton der amerikanischen Politik noch

verschärft. Vor allem aber ist hier die politische Kultur der

USA am Werk, in der robuste Wortwahl seit jeher Teil

der politischen Auseinandersetzung ist. Gerade im Vor-

wahlkampf wird mit harten Bandagen gekämpft, es gilt

die eigenen Unterstützer zu begeistern und die inner-

und außerparteilichen Gegner abzuwerten. Wahlkampf

in den USA ist ein rhetorischer Vollkontaktsport – das

trägt natürlich ebenfalls zur zunehmenden Polarisierung

der amerikanischen Politik bei. Wer sich nun die „gute

alte Zeit“ zurück wünscht, liegt allerdings daneben: 1804

tötete der amtierende Vizepräsident Aaron Burr den ehe-

maligen Finanzminister Alexander Hamilton im Duell

wegen einer mutmaßlichen Beleidigung. Ganz so extrem

wird der Wahlkampf 2016 dann wohl doch nicht.

Dennoch wird der Wahlkampf zwischen Donald Trump

und Hillary Clinton sicher eine veritable Schlamm-

schlacht. Wie gelang es dem rechtspopulistischen Polit-

Clown Donald Trump und der ewigen Kandidatin Hillary

Clinton die Nominierungen ihrer Parteien zu gewinnen?

Mit welchen Themen und mit welcher Wählerschaft hof-

fen sie, die Präsidentschaftswahl im November zu gewin-

nen? Und wer hat die besseren Chancen im Kampf ums

Weiße Haus? Dies sind die Themen des nächsten Artikels

in dieser Serie im Oktober.

Hillary Clinton und ihre Anhänger feiern an diesem Tag einen historischen

Sieg: Erstmals in der Geschichte der Vereinigten Staaten ist eine Frau Präsi-

dentschaftskandidatin, New York, 7. Juni 2016.

Bild: picture alliance/ZUMA Press