Einsichten und Perspektiven 2|15 - page 52

52
50 Jahre Sozialwissenschaftliches Gymnasium
Einsichten und Perspektiven 2 | 15
gymnasiale Ausbildung als zu theoretisch und alltagsfremd
erscheint. Die Praxisorientierung der sozialwissenschaftli-
chen Ausrichtung stellt einen besonderen Eckpfeiler im
Profil dar, diese manifestiert sich insbesondere im Sozi-
alpraktikum als wichtiges gymnasiales Element im Sinne
der Persönlichkeitsbildung.
In einem öffentlichen Meinungsmainstream, der stark
auf Leistung, Konkurrenz und Messbarkeit als die ver-
meintlichen Insignien der Vernunft setzt, entsteht zuwei-
len der Verdacht, das WSG-S-Abitur würde mit seinen
Fächern und Schwerpunkten in einer leistungsorientier-
ten und durchgetakteten Welt jungen Leuten nicht genü-
gend Grundlagen mitgeben. Verstärkt wird dies durch eine
manchmal anzutreffende Sicht gerade unter Jugendlichen,
aber auch aufstrebenden smarten „Jungdynamikern
, dass
„sozial
oder „Sozialsein
eine Umschreibung für Schwäche
darstelle. Dem gilt es entgegenzusteuern: Wichtig ist eine
deutliche Profilschärfung des Zweigs an
jedem Sozialwis-
senschaftlichen Gymnasium. Und die Schulfamilie kann
sich fragen: Ist es öffentlich erkennbar, welch wichtigen
Beiträge die sozialwissenschaftlichen Fächer für das Schul-
leben, die Schulqualität und das Schulprofil leisten? Sind
die breiten Möglichkeiten, die die Stundenausstattung mit
Sozialkunde als Kernfach, zusätzlicher Profilstunde in Jahr-
gangsstufe 10 und dem zweiten Profilfach Sozialpraktische
Grundbildung bieten, adäquat genutzt? Werden die augen-
fälligen Möglichkeiten im Seminarbereich ausgeschöpft?
Schafft es die Schulfamilie, das sozialwissenschaftliche
Gymnasium als das zu präsentieren, was es ist: Das Gymna-
sium mit der Nähe zur sozialen Wirklichkeit?
Eine 9. Klasse übernahm im Rahmen des Fachs Sozialkunde die Organisation einer „Juniorwahl“ (hier Europawahlen 2014) für die Jahrgangsstufen 9 bis 11 an
einer Schule: Vom Vorstellen der teilnehmenden Parteien und ihrer Ziele, dem Erstellen des Wählerverzeichnisses, dem Verteilen der Wahlbenachrichtigung
über die Organisation des Wahlvorgangs, dem Auszählen der Stimmzettel bis zur grafischen Darstellung und Analyse des Wahlergebnisses in der Aula: Der
Sozialkundeunterricht am WSG-S bietet Methoden und vor allem Zeit, um Themen zu vertiefen: Bei einer Wahlbeteiligung von rund 80 Prozent konnten hier
auch 15-Jährige erfahren, wie wichtig „Legitimation durch Verfahren“ ist.
Foto: Archiv des Elly-Heuss-Gymnasiums Weiden
1...,42,43,44,45,46,47,48,49,50,51 53,54,55,56,57,58,59,60,61,62,...80
Powered by FlippingBook