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2.2.6 Förderschwerpunkt Hören

Die Ausführungen in diesem Unterkapitel sind zum Großteil dem bayerischen Lehr-

plan zum Förderschwerpunkt Hören und Kommunikation für die bayerische Grund-

schulstufe des Förderzentrums für Hörgeschädigte sowie für den gemeinsamen Un-

terricht in der Grundschule (2001) entnommen

und fokussieren die Förderbedürfnisse

der Schülerinnen und Schüler mit sonderpädagogischem Förderbedarf im Förderschwer-

punkt Hören.

Weitere praxisorientierte und nützliche Hinweise zur Inklusion in allen sonderpädagogischen

Förderschwerpunkten finden sich darüber hinaus in den folgenden Kapiteln

2.3 Sonderpä-

dagogischer Förderbedarf als Herausforderung der allgemeinen Schulen – ein Resü-

mee

und

2.4 Gedankliche Impulse zur Umsetzung schulischer Inklusion.

Fallbeispiel „Bastian“

Bastian besucht zusammen mit 18 anderen Kindern die 1. Klasse der allgemeinen Schule.

Im Kindergarten fehlte er zu Beginn häufig aufgrund einer Mittelohrentzündung. Damals zog

er durch recht lautes Verhalten und lautes Sprechen häufig die Aufmerksamkeit der anderen

Kinder auf sich. Er war sehr unruhig, redete viel und ließ andere nur selten zu Wort kommen.

Den anderen Kindern hörte er nur bedingt zu, Anweisungen der Erzieher erfasste er nur teil-

weise. So kam es häufig zu Missverständnissen. In Einzelgesprächen mit Bastian fiel der

Erzieherin auf, dass der Junge förmlich an ihren Lippen zu hängen schien. Er wendete bei

solchen Gesprächen nur selten den Blick von ihr ab. Nach einem beratenden Elterngespräch

ließen die Eltern eine Gehörüberprüfung durch einen HNO-Arzt durchführen. Er stellte eine

mittelgradige Hörschädigung fest. Die Eltern ließen Bastian mit Hörgeräten versorgen, die

speziell auf seinen Hörverlust angepasst wurden.

Nun, in der 1. Klasse, hat Bastian anfangs große Schwierigkeiten, dem Unterricht zu folgen,

da er die schnellen sprachlichen Anweisungen und Äußerungen seiner Lehrkräfte und Mit-

schüler trotz großer Anstrengung oft nur unvollständig verstehen kann. Im Tagesverlauf zeigt

er daher zunehmend Ermüdungserscheinungen und wendet seine Aufmerksamkeit anderen

Dingen zu.

Bereits in den ersten Schulwochen wendet sich die Klassenlehrkraft nach Rücksprache mit

Kollegen an den MSD Hören, der sich anhand der vorliegenden Unterlagen und durch ein

Elterngespräch mit dem Fall vertraut macht, Bastian im Unterricht beobachtet und ihn in ei-

ner Einzelsituation überprüft.

Gemeinsam mit den Eltern und der Klassenlehrkraft werden dann unter Anleitung des MSD

Hören die folgenden Schritte überlegt, um Bastian zu unterstützen und zu fördern:

Maßnahmen der Eltern:

- Die Eltern lassen Bastian mit einer Mikroportanlage versorgen.

Maßnahmen im Klassenzimmer:

- Die Klassenlehrkraft ändert die Sitzordnung so, dass Bastian in der ersten Reihe sitzt. Das

Fenster ist dabei direkt hinter ihm. So kann er sich zu seinen Klassenkameraden umdre-

hen, um vom Mund absehen zu können und wird dabei nicht von der Sonne geblendet.

- Im Klassenzimmer werden Vorhänge aufgehängt, die den Störschall reduzieren.

- Die Lehrkraft achtet darauf, dass die Klassenzimmerbeleuchtung eingeschaltet ist, sodass

die Lichtverhältnisse zum Absehen geeignet sind.